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Aus dem GERICHTSSAAL: Ohrfeigen am Nauener Tor

20-Jähriger wegen Angriff auf Ex-Freundin verurteilt

Stand:

„Ich kann verstehen, dass Ex-Freundinnen einen zur Weißglut treiben können. Aber man darf sie trotzdem nicht misshandeln“, wandte sich der Staatsanwalt an Sascha S.* Dann beantragte er wegen Körperverletzung und Beleidigung eine Jugendstrafe von zehn Monaten für den 20-Jährigen. Da bei ihm noch nicht Hopfen und Malz verloren seien, könne die Sanktion zur Bewährung ausgesetzt werden, sagte er. Das Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Bettina Thierfeld urteilte mit acht Monaten geringfügig milder. Drei Jahre hat der Potsdamer nun Zeit zu beweisen, dass er während des Prozesses nicht nur Sprüche klopfte.

Es ging um Eifersucht, Angst vor drohender Obdachlosigkeit und einen deftigen Zickenkrieg zwischen der ehemaligen und der jetzigen Freundin des Angeklagten. Dieser Konflikt eskalierte offenbar am Abend des 10. Juli 2012. Da soll Sascha S. seiner Ex-Partnerin Larissa L.* am Nauener Tor fünf Backpfeifen verpasst und sie mit wenig schmeichelhaften Ausdrücken belegt haben. Nur einen Tag später – so die Anklage – sei der Russlanddeutsche am Hauptbahnhof erneut handgreiflich gegen Larissa L. geworden, habe sie geohrfeigt und in den Bauch getreten. „Der erste Anklagepunkt stimmt fast. Ich habe Larissa ins Gesicht geschlagen, aber höchstens drei Mal. Ich habe sie auch angespuckt. Hinterher habe ich mich tausendmal bei ihr entschuldigt“, erzählte Sascha S. Den nächsten Tag und die gesamte Nacht habe er mit seiner neuen Freundin Katja K.* verbracht. „Ich war bestimmt nicht am Hauptbahnhof und bin wieder auf Larissa losgegangen“, beteuerte er. Nachdem die Beziehung zu Larissa in die Brüche gegangen sei, habe sie ihn im gesamten Freundeskreis schlechtgemacht und behauptet, Katja würde es nicht ernst mit ihm meinen. Am 10. Juli 2012 habe er sich wegen dieser Vorwürfe heftig mit Katja gestritten. Beinahe hätte sie ihm den Laufpass gegeben. Da er seit einiger Zeit bei ihr wohnte, hätte er bei einem Ende der Beziehung wieder auf der Straße leben müssen, so der Angeklagte. Larissa L. habe sich in den Streit eingemischt, Katja K. in ihrer Absicht bestärkt, Schluss zu machen und ihn provoziert. „Da bin ich eben ausgerastet. Kommt bestimmt nicht wieder vor“, versicherte er.

„Larissa hat immer wieder zu Sascha gesagt: Schlag mich doch, schlag mich doch“, berichtete Katja K. (20) im Zeugenstand. „Da hat er ihr halt eine Ohrfeige gegeben.“ Mehr habe sie nicht gesehen, erklärte die Potsdamerin. Und sie entkräftete den zweiten Anklagevorwurf: „Wenn Sascha in der nächsten Nacht weg gewesen wäre, hätte ich das mitgekriegt. Ich werde ja schon wach, wenn er sich nur im Bett umdreht.“ Im übrigen habe Larissa durch ihre Lügenmärchen nicht nur Sascha, sondern auch ihr übel mitgespielt. „Ich bin von ihren Kumpels auf der Straße bespuckt und gefragt worden, was ich für einen Freund habe“, sagte sie. Im Zeugenstand auf den vermeintlich zweiten Übergriff am Hauptbahnhof befragt, verwickelte sich Angriffsopfer Larissa L. (17) in Widersprüche. Staatsanwaltschaft und Jugendschöffengericht glaubten ihr in diesem Punkt nicht. „Angeblich gab es ganz viele Zeugen für dieTätlichkeit. Plötzlich können Sie keinen namentlich benennen“, gab die Vorsitzende zu bedenken. *Namen geändertHoga

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