
© Manfred Thomas
Von Günter Schenke: Ökologisch, aber gefährlich
Potsdamer Fahrrad-Aktionswoche zur Sicherheit eröffnet / Klipp: Noch erheblich Defizite / 30 Prozent Radverkehr angestrebt
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Radfahrer bewegen sich oft unter Gefahr für Leib und Leben durch die Stadt. Schwere Unfälle, zum Teil mit tödlichem Ausgang, haben in den letzten Monaten das Thema Sicherheit in den Mittelpunkt gerückt . Zum Start der 3. Fahrradaktionswoche am Samstag musste Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mitteilen, dass sich wenige Minuten vor Eröffnung des Fahrrad-Marktes auf dem Luisenplatz an der Ecke Zeppelinstraße ein weiterer Unfall zwischen Radfahrer und Pkw ereignet hatte. Ein Krankenwagen war Minuten später an der Unfallstelle.
„Es gibt noch erhebliche Defizite“, räumt Beigeordneter Matthias Klipp (Bündnis 90/Grüne) zum Thema Sicherheit ein. Er erwähnt Lücken im Radverkehrskonzept sowie die Situation an manchen Kreuzungen und Übergängen. Markierte Schutzstreifen könnten die Sicherheit von Radfahrern erhöhen. In der Großbeerenstraße, in der vor einigen Monaten eine Radfahrerin nach Kollision mit einer geöffneten Autotür von einem nachfolgendem Pkw überrollt wurde, sei die Neumarkierung der Fahrbahn vorgesehen. Laut Klipp werde dabei jetzt ein Sicherheitsabstand zwischen Radweg und parkenden Autos geschaffen.
Dagmar Bernhöfth, Geschäftsführerin der Verkehrswacht Potsdam: „Die Verunsicherung war groß, als wir von den tödlichen Unfällen erfuhren.“ Die Sicherheitsmarkierungen bewertet sie positiv. Es käme vor allem auf die Kraftfahrer an, gegenüber Radfahrern besonders aufmerksam zu sein. „Parke nicht auf unseren Wegen“ – diesen blauen Aufkleber für Auto- Frontscheiben verteilt die Stadtverwaltung als Warnung für diejenigen, die sich nicht daran halten.
Bernhöfth erwähnt, dass die Verkehrswacht in ihrer Aktion „Fit mit dem Fahrrad“ ein Training auf dem Übungsplatz am Bahnhof Pirschheide anbietet. „Es geht auch darum, Radfahrer über schlechte Gewohnheiten aufzuklären“. Ein Sicherheitsstreifen sei zum Beispiel nicht dazu geeignet, nebeneinander zu fahren.
„Es wird sehr viel auf Fußwegen, auch gegen die Fahrtrichtung, gefahren“, meint Ulf Hildebrand vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Hildebrand ist einer der Tourenleiter auf Radwegen in Brandenburg. Sicherheitsstreifen würden oft aus Angst vor der Fahrbahn nicht angenommen und spätestens an der nächsten Kreuzung passiere dann ein Malheur.
Die Situation in Teilen der Zeppelinstraße, einer der Unfallschwerpunkte der Stadt, hält Jost Kremler vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) für besonders prekär. Die Rußbelastung überschreite den vorgeschriebenen Grenzwert, der geschützte Raum für Radfahrer sei stellenweise viel zu eng. Abhilfe könne eine einspurige Fahrbahnführung stadtauswärts bringen. Torsten von Einem, der den Stand der Stadtverwaltung auf dem Fahrrad-Markt betreut, informierte auf Anfrage, dass die künftige Verkehrsführung in der Zeppelinstraße zurzeit geprüft werde. Eine Variante sehe eine sogenannte „überbreite Fahrspur“ für zwei nebeneinander fahrende Pkw und einen hinreichend breiten Radweg vor. Oberbürgermeister Jakobs erklärt zum Sinn der zum dritten Mal stattfindenden Aktionswoche, dass die Stadt den Anteil des Radverkehrs auf 30 Prozent steigern wolle. Laut einer statistischen Erhebung würden derzeit 24,2 Prozent aller Wege innerhalb des Stadtgebietes mit dem Fahrrad zurückgelegt. Die durchschnittliche Entfernung pro Weg betrage nur 3,3 Kilometer. Beigeordneter Klipp meint aus eigener Erfahrung: „Man braucht zum Einkaufen als Potsdamer kein Auto mehr.“
Günter Schenke
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