Von Jan Brunzlow: Ölpreisbindung lässt Gaspreis in Potsdam steigen
Über Strompreiserhöhung wird bis Mitte Dezember entschieden / Konkurrenz im Blick
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Die Argumentation ist vorbereitet, der Augenblick allerdings ungünstig. Gerade als auf dem Weltmarkt die Preise für Öl auf Jahrestiefststände gepurzelt sind, verkündet Stadtwerkechef Peter Paffhausen eine der größten Preiserhöhungen in der Landeshauptstadt. Um bis zu 23 Prozent sollen die Gaspreise ab dem 1. Januar 2009 steigen, die Fernwärmepreise um zwanzig Prozent, die Strompreise ab Februar um eine noch nicht bekannte Höhe.
Die Stadtwerke werden damit beim Gaspreis nicht mehr der preiswerteste Anbieter in der Stadt sein. „Günstiger als wir selbst müssen wir nicht unbedingt sein“, kommentierte Paffhausen diese Entwicklung gestern. Die Stadtwerke haben eine Monopolstellung bei den Anschlüssen innerhalb der Stadt. In vielen Gebieten gilt ein Fernwärmeanschlusszwang, der nur umgangen werden kann, wenn der Eigentümer die Heizung erneuerbare Energien erzeugt.
Schuld an den Erhöhungen sei der Weltmarkt und die Öl-Gas-Preiskopplung. Zwar sank der Ölpreis zuletzt deutlich, doch mache sich diese Entwicklung beim Gaspreis erst sechs Monate später bemerkbar. Paffhausen argumentiert mit den Gesetzen des internationalen Gaspreises, an denen auch die Potsdamer Welt nicht vorbeikäme. Die Stadtwerke kaufen das Gas komplett von der „Verbundnetz Gas“- AG in Leipzig (VNG), die sich laut Paffhausen erneut als preiswertestes Unternehmen nach dem Ausschreibungsverfahren aus dem Vorjahr herausgestellt hat. 13 Angebote seien damals eingegangen. Der im Frühjahr des Jahres geschlossene Versorgungsvertrag laufe nun bis Ende 2010.
Die Stadtwerke benötigen Gas, weil sie Strom und Fernwärme komplett aus Gas erzeugen. Inwieweit sich die jetzige Gaspreissteigerung nun auf den Strompreis auswirkt, konnte Paffhausen noch nicht sagen. Frühestens am 1. Februar 2009 soll der Strompreis nach drei Preissteigerungen im Jahr 2007 wieder angehoben werden, sagte Paffhausen. Jedoch soll die Konkurrenz beobachtet werden, denn die Strompreise der Stadtwerke sind bei verschiedenen Rankings im oberen Drittel der teuren Unternehmen Deutschlands gelandet. „Da wollen wir nicht oben rausfliegen“, so Paffhausen. Um nicht an die Spitze zu rutschen, soll nun abgewartet werden, wie die Konkurrenz reagiert. Erhöht sie, würden auch die Stadtwerke erhöhen. Eine Entscheidung soll bis zum 15. Dezember gefallen sein, denn sechs Wochen vor der Erhöhung muss die Preissteigerung veröffentlicht werden.
Grund für die deutlichen Preissteigerungen ab 2009 sei ein Votum des Aufsichtsrates, die Preise im Kommunalwahljahr 2008 nicht zu erhöhen. Dabei hätten die Preise aufgrund der Entwicklung am Weltmarkt bereits im Oktober angehoben werden müssen. „Es wusste jeder, dass es Verluste bringt“, hieß es gestern gegenüber den PNN. Nun gebe es einen großen Preissprung. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Paffhausen dennoch einen Gewinn wie in den Vorjahren: Interne Sparmaßnahmen wie das Herausschieben von Instandhaltungsmaßnahmen und Investitionen ins Netz würden dem Energieunternehmen einen satten Gewinn bescheren. Mehr als 9 Millionen Euro Gewinn nach Steuern hat das Energieunternehmen für das Jahr 2006 bilanziert. Das Geld ist nötig, um den defizitären Verkehrsbetrieb und die Bäder der Landeshauptstadt, die jeweils Tochterunternehmen der Stadtwerke sind, zu finanzieren.
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