LEUTE in Potsdam: Olympische Disziplin: Streichholzweitwurf Helfen – wichtig und alltäglich Hanna Löhmannsröben
„Spaßolympiade“ des SC Potsdam für Jugendliche vor dem „Offline“ am Kirchsteigfeld lebt bewusst als Christin
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LEUTE in Potsdam„Spaßolympiade“ des SC Potsdam für Jugendliche vor dem „Offline“ am Kirchsteigfeld lebt bewusst als Christin Kirchsteigfeld - „Bulls“ liegt in Führung. Aber hinter ihm holt sein Freund Jan, genau wie „Bulls“ auf allen vieren kriechend und einen Tischtennisball vor sich her pustend, bedrohlich auf. Doch der 15-Jährige, der eigentlich Till heißt, aber wegen seines T-Shirts der US Basketballmannschaft „Chicago-Bulls“ von seinen Kumpels einfach „Bulls“ genannt wird, gibt nicht auf. „Ganz schön schwer, so eine Spaßolympiade“, keucht er. „Los Till, du schaffst das“, hallt es aus dem Stimmengewirr seiner Freunde zurück. Ein paar Meter noch, dann hat Till es geschafft. Er ist Sieger beim „Tischtennis-Wettpusten“, einer Disziplin der „Spaßolympiade“, die gestern ab 16 Uhr am Kirchsteigfeld vor dem Jugendclub des SC Potsdam, „Offline“, stattfand. „Bulls“ und seine Freunde, die ein wenig an eine Rasselbande erinnern, wie man sie aus amerikanischen Filmen über die Kindheit in der Vorstadt kennt, haben eher durch Zufall bei dieser außergewöhnlichen Olympiade mitgemacht. Denn eigentlich spielten sie gerade auf dem Sportplatz nebenan Basketball. Kein Problem, denn jeder der Lust habe, sei willkommen, sagt Jessika Scholz. „Alle zwischen 13 und 27 Jahren sind eingeladen, sich auf diese verrückte Olympiade einzulassen“, erklärt die „Offline“-Mitarbeiterin, die das Spaß-Turnier entwickelt hat. So richtige Lust hatten Till und die anderen aber dann irgendwann doch nicht mehr. Nur der „Gummistiefelweitwurf“, bei dem sich Philipp, einen Kopf kleiner als alle anderen, als ziemlich talentiert erwies, weckte noch ihr Interesse. „Der kann wenigstens geradeaus werfen“, scherzten seine Freunde. Die anderen „olympischen“ Disziplinen, wie etwa Kirschkernweitspucken, das Streichholzweitwerfen, das Flaschen-Kuli-Spiel oder Hula-Hoop waren dann nichts mehr für die Bande. Sven, Kathleen und Franziska hingegen waren von Anfang an dabei, um für den Sieg zu kämpften. „Man kann ja schließlich auch witzige Preise gewinnen“, so Jessika Scholz. „Doch für die Jugendlichen ist eher der Spaß und die Herausforderung wichtig“. Besonders schwer für viele der insgesamt 16 angetretenen „Athleten“ war der Rückwärtssprung, bei dem man rückwärts springend eine möglichst weite Strecke zurücklegen muss, sowie der Tigersprung, die verbesserte Version des Rückwärtssprunges. Hier mussten die Wettbewerber erst nach hinten springen und sich dann im Flug nach vorne drehen. Am Ende der Olympiade waren es Sven, Franziska und Kathleen, die die Plätze eins bis drei belegten. „Echt spaßig hier“, sagt Kathleen. „Der SC Potsdam macht das schon so lange, im nächsten Jahr bin ich bestimmt wieder dabei.“ Vielleicht haben „Bulls“ und seine Freunde dann auch Lust, bis zum Ende mitzumachen. Christian Klusemann Für Hanna Löhmannsröben ist Helfen zugleich wichtig und alltäglich. „Wir haben als Christen einen Auftrag dafür, denn Christ sein heißt mit zu fühlen“, sagt die 46jährige Pastorin und Sozialpädagogin. Vor vier Jahren kam sie nach Golm, als ihr Mann einem Ruf als Dozent für physikalische Chemie an die Potsdamer Uni folgte. Zunächst arbeitete sie als Lehrerin für Sonderpädagogin im Oberlinhaus in Babelsberg, mittlerweile hat sie einen Lehrstuhl als Professorin für Heilpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule in Berlin-Zehlendorf inne. Und all das steht in Einklang mit ihrer inneren Einstellung als Christin, denn „hier fühle und lebe ich“, sagt sie. Seit die Familie in Golm lebt, steht sie auch regelmäßig auf der Kanzel. Geboren ist Hanna Löhmannsröben 1958 in Celle, in der Nähe von Hannover wuchs sie auf. Ihr Vater war ein entschiedener Gegner von Wiederbewaffnung und Kriegsdienst, auch das prägte die Kindheit. Die Zeit des beginnenden Aufbruchs Ende der 60er Jahre hat sie sehr bewusst miterlebt und dann während ihres Studiums – Germanistik und Religionspädagogik – in Mainz und Göttingen genau hingeschaut, die Auseinandersetzung nicht gescheut. Dadurch ist sie ihrer Meinung nach politisch wachsam geworden ohne je einer politischen Partei anzugehören. Anfang der 80er Jahre legte sie das Theologische Examen ab und war ab 1986 als Gemeinde-Pastorin in Nähe der innerdeutschen Grenze für vier Dörfer zuständig. Vor allem interessierten sie zwei Fragen: Frauen und Theologie und die Arbeit mit geistig Behinderten. Sie ließ sich später beurlauben und absolvierte ein Zusatz-Studium für Sonderpädagogik. Hanna Löhmannsröben hatte sich bereits in jungen Jahren für die DDR interessiert. Kontakte konnten nach 1970 einigermaßen unproblematisch geknüpft werden. „Ich habe dort sehr viel Ungerechtigkeit im Alltag gesehen“, erinnert sie sich – gerade bekennenden Christen gegenüber. Sie habe aber auch die aufkommende Unruhe gespürt. Im Sommer 1989 hat die Pastorin drei DDR-Flüchtlinge aus Mecklenburg aufgenommen, die über Ungarn und Österreich nach Niedersachsen gekommen waren. Am Abend der Maueröffnung standen die Verwandten der Flüchtlinge vor ihrer Tür. Hanna Löhmannsröben wird diesen Moment des Wiedersehens und diese Zeit des Umbruchs nie vergessen können. Heute lebt sie mit Mann und Sohn im „Osten“ und sieht das als ihren Beitrag zum gegenseitigen Verstehen an. Aus der früheren Scheune ihres alten Vierseithofes in Golm wurde inzwischen in Zusammenwirken mit dem Naturschutzbund Nabu eine Naturscheune, wo Behinderte stundenweise arbeiten und vor allem die Natur erleben können sollen. W. Gutzeit
Christian Klusemann
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