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Aus dem GERICHTSSAAL: Onkel und Tante um 53 000 Mark betrogen

Anklage: Geld, das mit hoher Rendite angelegt werden sollte, für sich selbst abgezweigt

Stand:

Gerhard G.* möchte seinen Neffen Clemens C. * liebend gern hinter Gittern sehen. Schließlich hat der ihn im März 2001 um 53 000 Mark betrogen. „Das kann doch nicht wahr sein. Der ist Porsche gefahren und hat den dicken Max markiert“, stöhnt der verärgerte Verwandte auf der Zuschauerbank, als die Staatsanwältin auf Bewährung plädiert.

Zuerst war Clemens C. (29) für die Ermittlungsbehörden nicht greifbar. Als sein Aufenthaltsort endlich bekannt wurde, Justitias Mühlen zu mahlen begannen, warteten sein Onkel und dessen Gattin voller Spannung auf das Strafverfahren. Doch dann werden sie gar nicht in den Zeugenstand gerufen. Clemens C. und seine mitangeklagte Ehefrau Carina* legen ein umfassendes Geständnis ab.

Sein Mandant sei damals angestellt gewesen, habe Geldanlagen vertrieben. Später habe er sich mit einem Kompagnon selbstständig machen wollen, berichtet der Verteidiger von Clemens C. Da Gerhard G. und seine Frau an einer Geldanlage mit hoher Rendite interessiert waren, ihrem Neffen zudem vertrauten, hätten sie ihm 80 000 Mark ausgehändigt. Davon habe er allerdings nur einen Teil eingesetzt. Den Rest habe er für die eigene Firma verwendet.

„Rückblickend tut mir die Sache sehr leid. Aber meine Frau wusste nichts davon“, beteuert der gepflegt wirkende Angeklagte. „Ich war von den großen Summen geblendet, mit denen ich täglich zu tun hatte. Ich dachte, so viel könne ich auch einmal haben.“ Inzwischen sei er jedoch arbeitslos, hoch verschuldet und mit der nunmehr vierköpfigen Familie in eine kleinere Wohnung gezogen.

Die Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus, Carina C. habe eigens für diese Transaktionen ein Konto eröffnet. „Das Konto existierte bereits, bevor mein Onkel das Geld darauf überwiesen hat“, erklärt der Angeklagte. Dann räumt er ein, 13 000 Mark davon für sich verbraucht zu haben.

Carina C. (28) gibt zu, noch am Tag der Einzahlung 20 000 Mark von besagtem Konto abgehoben zu haben. „Die waren allerdings für den Teilhaber meines Mannes bestimmt. Der war für die Firma in Vorkasse gegangen.“ Fünf Tage später seien nochmals 20 000 Mark an den Kompagnon überwiesen worden.

„Haben Sie sich nicht gewundert, wieso plötzlich so viel Geld auf Ihrem Konto ist?“, fragt Amtsrichterin Kerstin Devriel die Blondine. „Ich wusste, dass von Familie G. ein Betrag X eingezahlt werden soll“, erzählt sie. Allerdings habe sie sich keine Gedanken über deren Verwendungszweck gemacht.

„Man könnte darüber nachdenken, ob Sie nicht doch intensiver in die Geschichte involviert waren, als sie jetzt zugeben“, meint die Vorsitzende, geht dann zugunsten von Carina C. lediglich von Beihilfe zum Betrug aus und verurteilt sie zu einer Geldstrafe von 80 Tagessätzen zu je 12 Euro. Clemens C. erhält wegen Betruges eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten, ausgesetzt zu zweijähriger Bewährung. „Sie haben einen erheblichen Schaden angerichtet, und den auch noch innerhalb der Familie“, rügt Richterin Devriel den Angeklagten, der sich nach dieser Tat übrigens noch weiterer Betrügereien sowie einer Unterschlagung schuldig machte, für die er bereits auf der Anklagebank saß. (*Namen geändert.) Hoga

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