Landeshauptstadt: Opa will zocken
Potsdamer Senioren gründen einen Börsenclub und reden über Hedge Fonds und Rentenfonds
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Gisela Gehrmanns Agentur „Schickes Altern“ in der Lindenstraße ist in sonnigen Farbtönen gehalten. Auch das Alter, signalisieren sie, kann man fröhlich gestalten. In einer Vitrine stehen Nahrungsergänzungen mit Fruchtgeschmack. „Was macht die Hexe?“, begrüßt Gehrmanns Ehemann Manfred den ersten Kunden herzlich, der sich für die Gründung eines Börsenclubs interessiert. Fünf Senioren sind der Einladung gefolgt. Gern entrichtet man die acht Euro Teilnahmebeitrag.
Gisela Gehrmann stellt ihre Idee vor. „Von 60 bis 100 sind es noch 40 Jahre - ein ganzes Leben“, gibt sie in die Runde, „wieso soll man nicht versuchen, in der Zeit noch aktiv Vermögen zu erwirtschaften?“ Sie selbst hat noch keine Erfahrungen an der Börse gesammelt. Zwei andere Damen auch nicht, aber sie sind neugierig. Das Treffen soll dazu dienen, sich „zu beschnuppern“ und um gemeinsame Ziele zu besprechen. „Was wollen wir denn nicht machen?“, fragt die Agenturchefin in die Runde. „Hedge Fonds“, erwidert sofort Frau D. Die Anfänger am Tisch schauen fragend in die Runde. Der Begriff ist ihnen fremd.
Nur Herr B. hat schon mit Börsengeschäften Erfahrungen gemacht. Gute, wie er erzählt. Allerdings hat es sich ein Jahr eingearbeitet und viele Börsenbriefe und einschlägige Newsletter studiert. Ruheständler B. weiß: „Unter 3000 Euro braucht man an der Börse nicht anzufangen.“ Am Börsenclub interessieren ihn die praktischen Erfahrungen „beim Traden“. Das bedeute Handeln, übersetzt er für die Novizen.
Frau D. lässt ihr Vermögen bislang von einem Bankberater anlegen. Der rufe regelmäßig an, um vorzuschlagen, ihr Geld in andere Werte zu investieren. Profi B. kennt die Tricks der Banken. Sein Spruch dazu: „Hin und her, Tasche leer.“
Der Selbständigen S. geht es auch um die Gemeinschaft. „Vielleicht sollten wir erst einmal alle in die Spielbank gehen, um den Umgang mit Geld zu lernen!“, schlägt sie vor. „Ja, das macht Spaß!“, ruft Rentnerin D. ein. Doch B. warnt: „Börsianer sind keine Zocker.“
Alle sind sich einig, dass man selbst am besten über das eigene Geld entscheidet. Aber dazu muss man sich erst einmal das nötige Wissen aneignen. Für die Gründung eines richtigen Clubs, der gemeinsam Aktien kauft und verkauft, ist es noch viel zu früh. Man will sich alle zwei Wochen wieder treffen, denn die Wissbegier ist groß. Und: „Die Börse ändert sich ständig“, wie B. wissend anmerkt.
Gisela Gehrmann hat eine selbständige Finanzberaterin eingeladen, die zur Einführung über die verschiedenen Fondsformen informieren möchte. „Was ist denn überhaupt ein Rentenfonds?“, wird sie gefragt. „Das hat mit ihrer Rente nichts zu tun“, so die Antwort. Bei Renten handele es sich allgemein um alle festverzinsliche Wertpapiere, wie z.B. Bundesschatzbriefe. Das nächste Treffen ist am 11. Juni um 16.30 Uhr. M. Hassenpflug
M. Hassenpflug
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