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Aus dem GERICHTSSAAL: Opel-Lack aus Rache zerkratzt?

Zoff zwischen Fleischer und Second-Hand-Chefin

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Der Augenzeuge behauptet steif und fest, er habe beobachtet, wie Carmen C.* den Opel Astra des Fleischers zerkratzte. „Erst wurde ich durch ein metallisches Geräusch aufmerksam. Dann sah ich ihre schwingende, wellenlinienförmige Handbewegung“, erzählt Thomas T.* (32). Mit einer Bekannten stand er zur Mittagszeit des 20. Dezember 2007 vor einem Tabakladen in der Geschwister-Scholl-Straße, um zu rauchen.

„Ich habe kein Kratzen gesehen und auch nichts gehört“, berichtet Kathi K.* (26). „Thomas schaute zwar plötzlich nach links, da guckte ich auch in diese Richtung. Frau C. stand vor ihrem Secondhand-Laden und winkte jemandem zu. Sie befand sich dabei ziemlich dicht an einem Auto. Ob das dem Fleischer gehört, weiß ich nicht.“

Carmen C.* (50), angeklagt wegen Sachbeschädigung, bestreitet die Kratz-Attacke mit einem Schaden von 2100 Euro. „Es stimmt, dass mein Verhältnis zu dem Fleischer nicht das Beste ist. Ich habe seine Ware schon mehrfach beanstandet“, so die neunfache Mutter. „Deswegen hat er mir ein Hausverbot erteilt.“ Das habe sie nicht schlucken wollen, sich bei der Verbraucherzentrale erkundigt. „Die haben mir gesagt, wenn ich nichts gestohlen habe, darf ich den Laden weiterhin betreten. Das habe ich ihm auch mitgeteilt.“

Zwei Tage danach sei plötzlich die Polizei in ihrem Geschäft erschienen, habe sie mit dem Vorwurf konfrontiert. „Ich sollte mein Schlüsselbund zeigen. Aber daran haben sie keine Spuren gefunden“, erzählt die Angeklagte. Kurz vorher hatte eine Kundin eine Tüte in ihrem Laden liegen gelassen. „Ich bin raus, habe die Frau gerufen und gewinkt. Aber sie hat mich nicht gehört“, erinnert sich Carmen C. „Wenn ich mit dem Fleischer etwas auszutragen habe, dann sage ich ihm das ins Gesicht. Aber ich lasse meine Wut nicht an einem Gegenstand aus. Das ist unter meinem Niveau“, schickt sie hinterher. Der Fleischer beteuert, sein Opel sei tipptopp gewesen, als er ihn morgens vor dem Geschäft abstellte. Der Staatsanwalt entgegnet, die Kratzer seien so erheblich, sie können nicht durch eine einmalige Bewegung, wie sie der Zeuge beobachtet haben will, verursacht worden sein. Verteidiger Hans-Jürgen Kernbach verweist auf den Lärmpegel der vielbefahrenen Straße, bezweifelt, dass jemand etwas gehört habe. Auch Amtsrichterin Monika Holk ist sich nicht sicher, dass mit Carmen C. der wahre Täter auf der Anklagebank sitzt. Freispruch! (*Namen geändert.) Hoga

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