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Landeshauptstadt: Oper, Filmmusik und Balladen: Abenteuerspielplatz Sizilien Etta Scollo und die Brandenburger Symphoniker

Schweigen ist Gold und kann einem mitunter das Leben retten. In Sizilien beispielsweise.

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Schweigen ist Gold und kann einem mitunter das Leben retten. In Sizilien beispielsweise. Nicht nur der „ehrenwerten Gesellschaft“ gegenüber, auch als Mafia bekannt. Als zu Ostern 1282 ein französischer Besatzungsoffizier in Palermo mit einer jungen Sizilianerin anbandelt, wird er aus Eifersucht von ihrem Bräutigam erstochen. Der Volkszorn rast mörderisch über die Insel hinweg. Als „Sizilianische Vesper“ geht der Aufstand in die Geschichte ein.

In seiner gleichnamigen Oper errichtet ihm später Giuseppe Verdi ein wirkungsvoll vertontes musikalisches Denkmal. Wer damals bei der Freund-Feind-Identifizierung das Wort „Ciciro“ (Kichererbse) nicht richtig aussprechen kann, wird sogleich als Franzose erkannt – mehr als 2000 Menschen fallen dem Blutbad zum Opfer. Vom Franzosenjoch ist man erlöst. Statt ihrer kommen die Spanier und die Inquisition.

Doch gegen Unterdrücker jeglicher Art haben die Sizilianer (anfangs von Griechen kolonialisiert, von Rom zum Kornlieferanten ihres Imperiums auserkoren, von Arabern jedoch in blühende Landschaften mit Kulturhochburgen verwandelt, von Normannen tolerant regiert) etwas.

Wer kennt ihn nicht, den Beginn von Schillers Ballade „Die Bürgschaft“?! „Zu Dionys dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande; ihn schlugen die Häscher in Bande. Was wolltest Du mit dem Dolche, sprich!“, entgegnet ihm finster der Wüterich. Die Stadt vom Tyrannen befreien!“ – Das sollst Du am Kreuze bereuen!““ Nun, er muss nicht, denn Freundestreue bringt ihm die Rettung in letzter Minute. An sizilianischem Ort lässt Schiller auch sein Familiendrama „Die Braut von Messina“ spielen. Und Dichterfreund Goethe notiert während seiner Sizilien-Reise, dass hier im südlichsten Zipfel Italiens der „Schlüssel zu allem“ zu finden sei.

Für Musiker aller Couleur ist die Insel ein trächtiges Terrain. Dass Hofcompositeur und Kapellmeister Alessandro Scarlatti in Palermo geboren ist, dafür kann er, der den italienischen Hochbarock mit dominiert, nichts. Aus dem Leben gegriffene Eifersuchtsdramen sind seine Sache nicht. Für die ist Pietro Mascagni mit seiner „Cavalleria rusticana“ zuständig, der das Sujet von der gerächten sizilianischen Bauernehre aus den Dorfgeschichten von Giovanni Verga entnimmt und es Verismo-packend vertont. Schließlich ist es Nino Rota, der Viscontis Verfilmung des gesellschaftskritischen Romans „Der Leopard“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa die passenden Klänge hinzukomponiert. Auch sie erklingen beim „Klassik am Sonntag“-Abenteuer, das am „Schauplatz Sizilien“ stattfindet.

Mit dabei die in Berlin lebende singende Botschafterin Siziliens, Etta Scollo, die Lieder und Balladen ihrer verstorbenen Landsmännin Rosa Balistreri vorträgt. Sie sind der Sängerin „kein Altar, an dem ich niederknie, sondern lebendige Tradition, die mir neue Impulse für meine eigene Kreativität schenkt“. Sie will keiner Nostalgie huldigen, sondern Sizilien „aus einer anderen Perspektive betrachten“.

Und was sind typische Charaktereigenschaften einer Sizilianerin? “Sie soll prüde, doch leidenschaftlich sein; misstrauisch, doch großherzig; reserviert, doch bestimmt und entscheidungsfreudig.“ Kurzum: sehr menschlich. Wie die Scollo.Peter Buske

24. Februar, 16 Uhr, Großer Saal: Klassik am Sonntag

Peter Buske

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