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Aus dem GERICHTSSAAL: Opfer dauerhaft entstellt Hundebesitzer gewaltsam attackiert

Norbert N.* (52) wollte am 10.

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Norbert N.* (52) wollte am 10. Oktober vorigen Jahres nur seine beiden Hunde ausführen. Es war 3.10 Uhr, die Vierbeiner liefen ohne Leine, als in der bis dahin menschenleeren Neuendorfer Straße zwei Betrunkene auftauchten. Sie fühlten sich gestört, pöbelten den Hundehalter an. Dann schlug der Ältere Norbert N. eine volle Wodkaflasche ins Gesicht. Der Potsdamer ging zu Boden, wurde weiter mit der Flasche malträtiert. Als der Schläger seinen Begleiter aufforderte, ebenfalls zuzuhauen, ließ sich dieser nicht allzu lange bitten. Norbert N. erlitt einen Schädelbasisbruch, mehrere Frakturen im Gesicht sowie ein Schädelhirntrauma. Er war insgesamt sechs Monate krankgeschrieben, befindet sich noch heute in ärztlicher Behandlung. Der Gartenarbeiter ist dauerhaft entstellt.

Haupttäter Florian F.* (30) wurde im Frühjahr wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren Haft verurteilt. Am Donnerstag musste sich Leon L.* (19) vor dem Schöffengericht verantworten. Der Maurer erhielt eine Jugendstrafe von sechs Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Er hat binnen eines halben Jahres 300 Euro Entschädigung an sein Opfer zu zahlen. Außerdem werden auf ihn und seinen Mittäter noch Schmerzensgeldforderungen zukommen.

Leon L. stand – anders als sein einschlägig vorbestrafter und schon mehrfach in Haft sitzender Komplize – zum ersten Mal vor Gericht. Er hat gerade die Lehre beendet, wurde von seinem Ausbildungsbetrieb übernommen. „Irgendetwas hat da bei mir ausgesetzt“, bekannte der kräftige junge Mann. „So etwas würde ich nie wieder tun.“ Stunden vor dem Übergriff sei er von Florian F., den er bis dahin nicht kannte, in einer Pizzeria angesprochen und eingeladen worden, berichtete der Angeklagte. „Er hat mir von seinem Job als Security-Mitarbeiter erzählt. Das fand ich interessant.“ Auf dem Weg zur Tankstelle, wo weitere Getränke gekauft werden sollten, sei Florian F. plötzlich sehr aggressiv geworden. „Ich wollte nach Hause, da kam der Mann mit den beiden Hunden vorbei. Florian entriss ihm die Leine und schlug damit auf ihn ein. Dann haute er ihm die Flasche auf den Kopf. Er hockte sich auf den am Boden Liegenden und drosch weiter auf ihn ein. Ich sollte ebenfalls zuhauen. Das habe ich aus Angst dann auch getan. Aber nur einmal“, räumte Leon L. ein. „Ich weiß allerdings nicht mehr, wie doll. Ich habe so einige Erinnerungslücken.“ Die ihm zwei Stunden nach der Gewaltorgie entnommene Blutprobe wies 1,47 Promille auf.

„Ich sah plötzlich ein weißes Licht. Dann sackte ich zusammen. Am liebsten wäre ich liegen geblieben. Aber ich hatte nur einen Gedanken: Ich muss die Hunde nach Hause bringen“, erinnerte sich der als Nebenkläger auftretende Norbert N. Wer von den Männern wie oft auf ihn einschlug, vermochte er nicht zu sagen.

Die Vertreterin der Jugendgerichtshilfe schilderte Leon L. als eher zurückhaltend, aber leicht zu beeinflussen. Der Potsdamer entschuldigte sich nach der Tat schriftlich bei seinem Opfer. Er wünsche Herrn N., dass er so weit wie möglich wieder gesund wird, sagte er im Prozess. (*Namen geändert.) Hoga

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