Aus dem GERICHTSSAAL: Opfer gab aus Angst 15 Euro heraus
Anklage: Schwerer Raub und Körperverletzung
Stand:
Wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung müssen sich seit Dienstag vier junge Männer vor der 4. Großen Strafkammer des Landgerichts verantworten. Die Angeklagten sollen am späten Abend des 4. Oktober 2011 an der Straßenbahnhaltestelle Alter Markt aus der Gruppe heraus einen Potsdamer grundlos zusammengeschlagen und mehrmals getreten haben. Anschließend – so die Staatsanwaltschaft – sollen sie ihn mit einer Schreckschusspistole bedroht und zur Herausgabe von 15 Euro gezwungen haben.
Christopher P. (24) – ein Mitglied des Quartetts – sitzt wohl zu Unrecht auf der Anklagebank. Mehrere Mitangeklagte bestätigten am ersten Verhandlungstag, sie seien am Tatabend nicht mit ihm, sondern mit seinem Bruder auf dem Stadtfest gewesen.
Nachdem Kammervorsitzender Andreas Dielitz auf die strafmildernde Wirkung eines Geständnisses hingewiesen hatte, räumte der Angeklagte Patrick F. (24) ein, alkoholisch enthemmt zu einem in der Nähe stehenden Pärchen gegangen zu sein und die junge Frau nach ihrer Telefonnummer gefragt zu haben. Als diese nicht bereit war, ihm die Nummer zu geben und ihr Begleiter ihn zum Verschwinden aufforderte, habe er ihm aus Wut „eine verpassen“ wollen. Mit einem bereits verurteilten Komplizen habe er den Mann mit Faustschlägen und Fußtritten malträtiert. Irgendwann habe der Mittäter dem Potsdamer „eine Knarre an den Kopf gehalten“ und verlangt, „alles auszupacken, was er dabeihat“. Aus Angst vor weiteren Tätlichkeiten sei dieser der Forderung nachgekommen. Als die Freundin des Opfers die Polizei rufen wollte, soll ihr jemand aus der Gruppe das Handy entrissen und über den Zaun der Landtagsbaustelle geworfen haben. Der Mitangeklagte Daniel D. habe mit der Tat nichts zu tun. Er sei erst dazugekommen, als alles schon vorbei war, beteuerte Patrick F.
Gegen den Brandenburger – er sitzt zurzeit in Strafhaft – verlas die Staatsanwältin noch sieben weitere Anklagen wegen Polizistenbeleidigung, mehrfachen Schwarzfahrens, versuchten besonders schweren Diebstahls, Körperverletzung sowie gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Patrick F. gab die Straftaten zu – soweit er sich wegen des genossenen Alkohols und seines Drogenkonsums erinnern konnte. Er berichtete, am späten Abend des 16. Juli 2012 in einem Brandenburger Linienbus „alleine Party gemacht“ zu haben. Nachdem ihn der Fahrer ermahnt und er dann ausgestiegen sei, habe er eine Bierflasche gegen den Bus geschleudert. Eine der Scheiben aus Sicherheitsglas zerbarst und verletzte einen Fahrgast an der Schläfe.
Die Verhandlung wird am heutigen Mittwoch mit der Vernehmung der ersten Zeugen fortgesetzt. Hoga
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: