
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Optisches Signal
Auf dem „Wissenschaftsberg“ wurde gestern ein Nachbau des Telegraphen von 1832 eingeweiht
Stand:
B4, CS2, A5 - auf Kommando von Albert Schwarz brachte gestern Nachmittag auf dem Telegraphenberg uniformiertes Personal die sechs Arme eines 8 m hohen Mastes in waagerechte, senkrechte oder diagonale Stellungen. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Optischer Telegraph 4 lieferte gleich die Übersetzung der Zeichen mit: „Mitteilung der Station 4 an die Direktion: Der Telegraph ist wieder aufgebaut.“
Seit 2006 bemüht sich die IG darum, auf der 96 m hohen Kuppe einen Nachbau des Telegrafen aus dem Jahr 1832 aufzustellen, nach dem der Hügel seinen Namen hat. Dazu hatte der Historiker Klaus Arlt mit einem Vortrag die Anregung gegeben. Sie wurde nun umgesetzt. Die Zentralwerkstatt des auf dem Berg ansässigen Geoforschungszentrums hat den Mast mit Hilfe einer Tischlerfirma hergestellt. An ausgewählten Tagen will die Interessengemeinschaft seine Funktionen vorführen. Sie strebt im daneben stehenden Gebäude, der zurzeit in Reparatur befindlichen Fotokuppel A 32, eine Dauerausstellung zum Thema an. Außerdem will sie eine Telegrafenstraße durch die sechs von der Linie durchschnittenen Bundesländer, einen Telegrafenradweg und wissenschaftliche Spaziergänge in Potsdam empfehlen.
Die IG-Mitglieder Hans-Jürgen Paech und Manfred Menning berichteten in Vorträgen über die Geschichte der Telegrafenlinie und der Potsdamer Station. Einst standen davon zwischen Berlin und Koblenz nicht weniger als 62. Sie sollten einen möglichst schnellen militärischen Informationaustausch zwischen der preußischen Hauptstadt und den im Westen und Süden hinzu gewonnenen Gebieten zu sichern. Die Stationen besaßen eigenständige Gebäude, manche Masten waren auch auf Kirch- oder Schlosstürmen angebracht. Die drei Flügelpaare erlaubten 4095 verschiedene Kombinationen. Eine 30 Worte umfassende Nachricht brauchte 1,5 Stunden, um die gesamte 587 km lange Linie zu durchlaufen.
Die aus einem Haupthaus und einem Nebengebäude bestehende Potsdamer Station (Nr. 4) wurde 1832 für 1484 Taler gebaut. Bereits anderthalb Jahrzehnte später war die Zeit der optischen Telegraphie vorbei. Sie wurde durch modernere Formen der Nachrichtenübermittlung abgelöst. Die Potsdamer Station wurde 1850/51 auf Abriss an einen Nowaweser Tischler versteigert. E.Hoh
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