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Landeshauptstadt: Orangensaft unter der Lupe

Verbraucherzentrale informiert Senioren der Rheuma-Liga über gesunde Ernährung

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Babelsberg - Christine Jänike, Ernährungsberaterin der Verbraucherzentrale, hat einige Lupen mitgebracht. Die etwa dreißig Seniorinnen und Senioren, die sich gestern in der Freizeitstätte Weberhaus in Babelsberg versammelt hatten, sind zwar gut bebrillt, aber um die „Zutaten“ auf den Lebensmittel-Verpackungen entziffern zu können, ist schon ein Vergrößerungsglas notwendig.

„Fit im Alter, gesund essen, besser leben“ heißt die Seminar-Reihe, bei der selbst erfahrene Menschen wie die über 60-Jährigen der Rheuma-Arbeitsgruppe noch dazulernen können. Jänike zeigt einen Tetra-Pack Orangensaft. „Nicht unbedingt ein Göttergetränk“, warnt sie und verweist auf die winzig kleine Beschriftung über die Zusatzstoffe. Zwar sei das Getränk zuckerfrei, doch schmeckt es süß dank immerhin vier verschiedener Süßstoffe. „Für Kinder nicht zu empfehlen“, sagt die Ernährungsberaterin. Und was für Kinder nicht gut ist, kann für ältere Menschen nicht besser sein, schlussfolgern die Zuhörerinnen.

„Ich hab mal eine Frage, was halten Sie von Nahrungsergänzungsstoffen?“ Jänike: „Wenn Sie nicht sicher sind, ob sie Ihnen nützen, sagen Sie immer nein“. Sie warnt vor Angeboten auf Verkaufsveranstaltungen, schon wegen der fehlenden Möglichkeit der Rückgabe. Oftmals würde sich nämlich die versprochene positive Wirkung auf die Gelenkkapseln oder andere Organe nicht einstellen. Nur im Ausnahmefall sollten Nahrungsergänzungsmittel in Pillenform eingenommen werden. Die Calcium-Dosis einer Tablette nutze im Übrigen nur, wenn sich der Betreffene körperlich bewege. „Gehen Sie lieber bei schönem Wetter eine halbe Stunde spazieren, das ist genauso gut für die Stabilität Ihrer Knochen“, so der Rat der Fachfrau.

„Aber für Rheumakranke wird doch zum Beispiel Vitamin E empfohlen ...“, wendet eine der Anwesenden ein. „Statt Pillen sollten Sie lieber Öl verwenden, da ist nämlich Vitamin E drin.“ Jänike hält eine Flasche Rapsöl hoch. „Cholesterinfrei“, steht auf dem Etikett. Aber im pflanzlichen Öl sei niemals Cholesterin drin, die Angabe sei daher überflüssig.

Manches Aha-Erlebnis brachte die kleine Verkostung, welche die Ernährungsberaterin mit den Senioren veranstaltete. Da war zum Beispiel die Zusammensetzung von „Gemüsesaft“ nach dem Geschmack zu erraten. Tomate, Möhre, Sellerie und jemand rief „Sauerkraut“. Jänike ist verblüfft „Das hat noch niemand herausgeschmeckt“, sagt sie und liest im Kleingedruckten, dass es stimmt. Gemüsesaft als Zwischenmahlzeit sei älteren Menschen zu empfehlen, die vielleicht nach dem Toastbrot-Frühstück vor dem Mittagessen Hunger empfinden.

„Was halten Sie von Frischkornbrei?“ - fragt eine ältere Dame, die jeden Morgen diesen Brei mit der Kornmühle zubereitet. „Auf jeden Fall besser als Toastbrot zum Frühstück“, meint Jänike. Toast werde nämlich sehr schnell abgebaut, so dass sich schon nach kurzer Zeit wieder Hungergefühl einstelle. Frischkornbrei hingegen ergebe ein mehrere Stunden andauerndes Sättigungsgefühl.

Nach dem Geschmack zu beurteilen, was Vollkornbrot sei und was nicht, erweist sich im Test als genauso schwierig wie die Unterscheidung von fettreichem und fettarmem Käse. „Beim Essen müssen sie immer Ihren gesunden Menschenverstand gebrauchen“, lautet der alles übergreifende Rat der Ernährungsberaterin. Allerdings: Ehe der Verstand zu arbeiten beginnt, müsse die Nahrung unter die Lupe genommen werden.

Günter Schenke

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