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Von Erhart Hohenstein: Ordnung im „Hühnerstall“

Den Frühjahrsputz gib es noch: Hunderte Potsdamer griffen zu Schaufel und Harke

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Den guten alten Frühjahrsputz, es gibt ihn nach wie vor. Am Samstagvormittag waren bei Nieselregen vom Pfingstberg über die Innenstadt bis in die ländlichen Außenbezirke wieder Hunderte Potsdamer mit Harken, Schaufel und Abfallsäcken zugange.

Im Regen an der Bastion

Güsse von oben hielten nahezu 50 in Regenkleidung gehüllte Helfer nicht ab, auf den Grünanlagen am Schillerplatz hinunter zur Havel für Sauberkeit zu sorgen. Nötig hatte es vor allem die Uferböschung, auf der sich im langen Winter vom Wasser wie vom Lande her Schlamm und Unrat angesammelt hatten. Die Helfer kamen vornehmlich aus dem Bürgerverein Brandenburger Vorstadt und dem Förderverein für den Wiederaufbau der Bastion auf dem Schillerplatz.

Dessen Vorstand gehört Hendrikje Beschnidt an, die am Samstag die Einsatzleitung übernommen hatte. In der gesäuberten Grünanlage wirkt der neu aufgemauerte Teil der 1936 bis 1938 als Teil der Wohnsiedlung Schillerplatz (Friedrichsstadt) geschaffenen, in der DDR-Ära verfallenen und 1989 zugeschütteten Bastion besonders stattlich. Der Förderverein, der sich seit 2005 um die Wiedererrichtung des Bauwerks bemüht, möchte trotz Problemen bei der Finanzierung nach der Westseite in diesem Jahr nun auch die Ostmauer fertigstellen. Dabei können sie auf Baudenkmalpfleger Roland Schulze zählen, der ehrenamtlich die Bauleitung übernommen hat.

Einsatz im Wasserbecken

Mehr als die Hälfte der 66 aktiven Mitglieder des Fördervereins, der auch Betreiber des Bauensembles ist, waren zum Frühjahrsputz auf dem Pfingstberg erschienen. Für sie ging es nicht allein um Müllsammeln – vielmehr sollte die neue Touristensaison mit ihren zahlreichen Veranstaltungen vorbereitet werden. Und so teilte Vereinsmitglied Ullrich Scholz, ein ehemaliger Berufsschullehrer, den Helfern Aufgaben wie das Reinigen des großen Wasserbeckens zu, das nicht nur die Versorgung des Neuen Gartens mit dem lebensspendenden Nass sichert, sondern mit seiner versenkbaren Bühne auch Ort von Theateraufführungen und Konzerten ist. Andere übernahmen die Reinigung der Regeneinläufe auf dem Vorbau mit der Pegasusgruppe oder das Aufräumen und Neuordnen des Lagerraums, der „Hühnerstall“ genannt wird. Und das mit gutem Grund, denn hier hielt die Kastellanfamilie, die noch bis in die 1950er Jahre das Belvedere bewohnte, ihr Federvieh.

Den herausgeputzten Pfingstberg und seine beiden Aussichtstürme können die Besucher ab April dann wieder nicht nur an den Wochenenden, sondern täglich bewundern. Erste größere Veranstaltung der Saison ist dann am 30. April die Walpurgisnacht, die wie stets gemeinsam mit dem Autonomen Frauenzentrum ausgerichtet wird. Wie Geschäftsführer Karsten Riehm informierte, soll bald nach Ostern die angekündigte Außenrestaurierung des Pomonatempels beginnen.

Mit einem Eisbein empfangen

An die 50 Helfer brachte die Freiwillige Feuerwehr Golm auf die Beine, die das Großreinemachen im Ortsteil gemeinsam mit dem Lokalen Bündnis für Familien Potsdam Nord-West organisierte und im benachbarten Eiche den Verein „Regenkinder“ einbezog. Kathleen Krause hatte die Fäden in der Hand für die lange Strecke zwischen Zernsee, Uni-Campus und Bundeswehrkaserne am Kuhforter Damm. Vielleicht deshalb wurden am Straßenrand neben dem üblichen Müll zahlreiche ausgediente Soldatenstiefel gefunden. Für die Abfuhr der Abfallsäcke hatte der Golmer Dachdeckermeister Gerhard Grube ein Fahrzeug gestellt. Als Kathleen Krause von der Entsorgungstour zurückkehrte, wurde sie wie alle Helfer mit einem Eisbein aus der Gulaschkanone begrüßt. Für diesen Imbiss hatte ihr Ehemann Markus Krause gesorgt.

Erhart Hohenstein

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