Sport: Ordnung in Gefahr
Box-Bundesligist Motor Babelsberg gewinnt gegen Seelze und übernimmt die Tabellenführung
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Als das letzte Urteil des Bundesliga-Box-Abends bekannt gegeben wurde, klang eine Mischung aus Gelächter und Applaus durch das nicht ganz voll besetzte Toyota-Autohaus an der Großbeerenstraße. Der Kampf der Schwergewichtler von Motor Babelsberg, Sergej Korneev, und vom BSK Seelze, Ali Kiydin, war gerade Unentschieden gewertet worden. Korneev, 91 Kilogramm schwer, hatte seinen elf Kilogramm schwereren Kontrahenten wesentlich häufiger getroffen, konnte aber die drei Punktrichter nicht auf seine Seite ziehen. Am Ende hob der Ringrichter bei beiden Kämpfern die Arme. Motor hatte den Abend insgesamt mit 11:9 für sich entschieden.
„Das war nicht die Krönung, das war der Gipfel“, wortspielte Motor-Trainer Ralph Mantau am Samstag nach dem Urteil. Unabhängig davon dürften die Zuschauer den letzten, den siebenten Kampf, dennoch in guter Erinnerung behalten. Die beiden Schwergewichtler gingen in hohem Tempo durch den Ring, gönnten dem Gegner keine Pausen und schlugen bis zum letzten Gong. Umso enttäuschter war Korneev – einmal Dritter der Weltmeisterschaft, zweimal Dritter bei Europameisterschaften, bei Olympia 2012 im Viertelfinale ausgeschieden. Er fühlte sich kaum hart getroffen von seinem Kontrahenten, „natürlich habe ich gewonnen“, sagte der aus dem weißrussischen Minsk stammende 27-Jährige. „Ich dachte, in Deutschland ist überall Ordnung. So etwas habe ich nicht gedacht.“
Dass die deutsche Ordnung an diesem Samstag etwas litt, das allerdings half Motor Babelsberg zwei Kämpfe zuvor. Mittelgewichtler Josef Attanjaoui brachte im Kampf gegen Jacob Deines die Stimmung in der Halle zum Sieden. Nach dem letzten Gong in der dritten Runde waren beide Boxer dann aber noch so ineinander verkeilt, dass Attanjaoui zwei Kopfstöße abgab. Glück für ihn, dass der Ringrichter ihn nicht nachträglich disqualifizierte.
Ein anderes erfolgversprechendes Debüt endete durch einen überraschenden linken Haken schon in der zweiten Runde. Halbschwergewichtler Artur Reis, der erst am Mittwochabend erfahren hatte, dass er aus Wolfsburg anreisen sollte, lief in Kevin Künzels Spezialwaffe. Für Reis, 21 Jahre alt und neben Meisterschaftsmedaillen als Boxer auch 2013 Kickbox-Weltmeister, war es in 85 Kämpfen die erste vorzeitige Niederlage.
Bis auf den wenig ansehnlichen Sieg von Atdhe Gashi gegen den klammernden Artjom Kotenov bekamen die Zuschauer wieder hochklassige Fights geboten. Durch die unfreiwillige Reduzierung der Bundesligateilnehmer von fünf auf vier Teams – Serienmeister Velbert meldete sich ab – sind die einzelnen Box-Staffeln stärker besetzt. Dies wird nun auch bis zum Finale am 10. Januar 2015 so sein, wenn Babelsberg gegen BC Straubing und parallel Seelze gegen Nordhausen um die Deutsche Meisterschaft boxen. Der Grund: Deutschland wird nicht in der Weltliga starten, die wenig später beginnt – weshalb auch alle deutschen Boxer in der Bundesliga starten dürfen. Zuvor hatte der Deutsche Boxverband, anders als die Verbände aus anderen Ländern, alle Weltliga-Boxer ab Anfang 2015 für die Bundesliga und damit für das Finale gesperrt. Ingmar Höfgen
Ingmar Höfgen
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