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Von Erhart Hohenstein: Orgelbauer Sauers opus 886

Kirchengemeinde Bornim lässt mit Hilfe von Spendern wertvolles Instrument restaurieren

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Die Orgel der 1902/03 errichteten Bornimer Kirche wird restauriert. Dies hat der Gemeindekirchenrat unter dem Vorsitz von Brigitte Neumann beschlossen. Zwar kann das Instrument bei Gottesdiensten noch genutzt werden, Konzerte sind jedoch nicht mehr möglich. Dafür böte sich die mit 700 Plätzen größte, unter dem Protektorat von Kaiserin Auguste Victoria entstandene Kirche im Potsdamer Nordraum aber an.

Das Instrument wurde als opus (Werk) 886 von dem berühmten Orgelbauer Wilhelm Sauer in Frankfurt (Oder) geschaffen. Es besitzt pneumatische Kegelladen. Der Tastendruck wird mittels Druckluft in kleinen Bleiröhrchen bis zu den Pfeifenventilen geleitet. Dadurch erklingen die Töne zeitverzögert zum Anschlag; auch deshalb wurde diese Bauart später aufgegeben. Das Instrument in der Bornimer Kirche ist heute die einzige pneumatische Sauer-Orgel in Potsdam.

Die Kirchengemeinde wird das defekte Werk nicht durch einen Neubau ersetzen, sondern originalgetreu restaurieren lassen. Dafür hat sie die denkmal- und kirchenrechtlichen Genehmigungen eingeholt. Die Begleitung des Vorhabens übernahm der Potsdamer Orgelexperte Andreas Kitschke. Die Arbeiten wurden dem Schuke Orgelbau in Werder (Havel) übertragen, der dafür ein von Klaus-Michael Schreiber geleitetes Auszubildendenprojekt ins Leben gerufen hat. Es geht nicht allein um Reparaturen, sondern auch um die Wiederherstellung des ursprünglichen, durch dunklere Töne geprägten „romantischen“ Klangs der Orgel. Er wurde Mitte der 1960er Jahre bei einer Überarbeitung durch Kürzen und Neueinbau von Pfeifen „aufgehellt“. Diese im Barock übliche, nicht zur Technik des Instruments passende Klanggestalt soll nun rückgängig gemacht werden.

Die Kosten der Restaurierung einschließlich der Nebenarbeiten werden von Brigitte Neumann auf 65 000 Euro beziffert. Der junge, im Vorjahr unter dem Vorsitz von Pfarrer i.R. Oskar Schönherr gegründete Kirchbauverein hat für die Vorbereitungsarbeiten, so die Neuverlegung brandsicherer Elektroleitungen, bereits 4000 Euro bereitgestellt und weitere 5000 zugesagt. Der Bauausschuss der Kreiskirche bewilligte 2500 Euro. Vor allem setzt die Vorsitzende der Gemeinde aber auf die Unterstützung der Bornimer, wie sie sich in Spenden zu Hochzeiten, Taufen und anderen Familienfeiern, zu Ostern und zum Erntedankfest äußert. Weihnachten 2010, so hofft sie, wird die restaurierte Orgel wieder erklingen. Während der Bauarbeiten finden die Gottesdienste in der Winterkirche des Gotteshauses statt.

Um die Orgelrestaurierung kümmert sich vornehmlich die Kirchengemeinde. Der Kirchbauverein bereitet inzwischen ein wesentlich größeres Projekt vor: die Sanierung des Außenbaus, die auf 800 000 Euro veranschlagt wird. Im Mittelpunkt stehen dabei der Turm, die Portale und Türen des neogotischen Backsteinbaus. Die wichtigsten Arbeiten sollen bis 2013, zum 110-jährigen Bestehen der Kirche, bewältigt werden, die vor wenigen Wochen nunmehr auch unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Erhart Hohenstein

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