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Posaunenklang im italienischen Ambiente. Das Ensemble Con Piacere spielte am 1. Januar zum traditionellen Neujahrskonzert am Belvedere auf dem Pfingstberg auf. Trotz Schneemassen waren Hunderte Potsdamer erschienen.

© Manfred Thomas

Von Erhart Hohenstein: Orientalisches auf dem Pfingstberg

Im neuen Jahr „Wandeloper“ nach dem Epos „Lalla Rookh“ als Sommertheater rund um das Belvedere

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Mit einem Besucherplus schließt der Pfingstberg-Förderverein das alte Jahr ab und hat mit dem von ihm betreuten Belvedere bereits große Pläne für das neue: Spektakulär verspricht das von der Potsdamer Truppe „Höfische Festspiele“ bestrittene Sommertheater zu werden. Dabei wird das im Orient angesiedelte Versepos „Lalla Rookh“ des irischen Dichter Thomas Moore als „Wandeloper“ aufgeführt. Die Besucher begleiten die Mimen zu den Stationen im Park, deren Gestaltung dem Schinkelschen Vorbild für die deutsche Erstaufführung 1822 am Berliner Hof folgt.

Am Neujahrstag, an dem der Förderverein schon traditionell zu Posaunenmusik, Grillwürsten und Glühwein einlud, zeigte sich Vereinschefin Eva Rieks zufrieden mit dem abgelaufenen Jahr. Denn tatsächlich ist es gelungen, den allgemein bei den Potsdamer Schlössern zu beklagenden touristischen Abwärtstrend für das Aussichtsschloss Friedrich Wilhelms IV. umzukehren. „Wir verzeichnen 2010 erstmals wieder einen Zuwachs auf über 50 000 Personen“, freute sich Riks.

Die Vorsitzende führt dies auf das neue Konzept zurück, mit dem der Verein im zu Ende gegangenen Jahr Abschied nahm von Extravaganzen wie Horrorfilmnächten oder Tangonachmittagen. Ausgezahlt habe sich, dass sich der Verein mit dem neuen Geschäftsführer Karsten Riehm auf die Touristen konzentriert und auf Veranstaltungen wie die Walpurgisnacht mit Hexenwahl, das Sängerfest, das Sommertheater oder die Mondscheinächte. „Darin hat uns eine Besucherumfrage mit einer selbst für mich überraschend großen Zustimmung bestärkt“, sagt Riks. Der Verein, der 2010 erneut schwarze Zahlen geschrieben hat, wolle, zur gemeinsamen Finanzierung, die Kooperation mit Kulturveranstaltern optimieren. Noch berät der Vereinsvorstand über das 2011er Programm, doch auf die neuen „musikalischen Spaziergänge“, die die Spezialführungen ergänzen, möchte Riks schon hinweisen. Daneben werden wieder Trauungen im Maurischen Kabinett und Vermietungen des Belvederes für Privat- und Unternehmensfeiern angeboten. 2010 drehte hier RTL für die Mönchskrimiserie „Lasko – die Faust Gottes“. „Natürlich sind wir bei Einhaltung der denkmalgerechten Vorgaben an solchen Einnahmen interessiert“, sagt Riks, „sofern die Darstellung nicht unter die Gürtellinie geht.“

Der Förderverein Pfingstberg fängt viele Kosten durch seine mehr als 60 aktiven Mitglieder auf, die auch am Neujahrstag wieder Kuchen buken, Glühwein wärmten, Kaffee brühten, Verkaufsstände betreuten – und nicht zuletzt das Gelände von Raketenhüllen, Sektflaschen und anderen Resten silvesterlicher Freifluftfeierei säuberten.

Dennoch sieht sich der Verein mit beträchtlichen Ausgaben für die Erhaltung des Welterbe-Ensembles konfrontiert. So will er die durch Besucher zerkratzten Goldfliesen im Maurischen Kabinett restaurieren. Dafür wird weiterhin um Spenden geworben. Durchfeuchtungsschäden sind am westlichen der beiden Aussichtstürme aufgetreten. „Für die Reparatur brauchen wir die finanzielle Hilfe der Schlösserstiftung als Eigentümer“, kündigte Riks an. „Sie wird sicher 2011 noch nicht in Angriff genommen werden können.“

Dagegen erhält der 1800 als Erstlingswerk Karl Friedrich Schinkels errichtete und 1993 rekonstruierte Pomonatempel nach der Renovierung der Fassaden im Vorjahr im Frühjahr 2011 nun eine neue Innenausmalung. Dafür hat die international bekannte Malerin Elisabeth Sonneck den Auftrag erhalten. Sie wird den Innenraum in verschiedenen Blautönen gestalten. „Das korrespondiert mit der ursprünglichen Ausmalung durch Schinkel“, meint Riks. „Diese ist leider nicht bildlich überliefert, doch war sie ohne figürliche Darstellungen oder Ornamentik.“ Als erste Schau wird im Frühjahr die neue Ausmalung den Besuchern des Tempels vorgestellt, danach folgt wie üblich eine Reihe von Kunstausstellungen.

Obwohl absturzgefährdete Schneelasten auf den Dächern ein Betreten des Innenhofs und das Besteigen der Aussichtstürme unmöglich machten, waren am Samstag Hunderte Potsdamer durch den winterlichen Park hinauf zu Potsdams höchstem Punkt gepilgert.

Spendenkonto zur Restaurierung der Goldfliesen: Mittelbrandenburgische Sparkasse, Konto 350 301 1101, BLZ: 160 500 00, Stichwort „Maurisches Kabinett“

Erhart Hohenstein

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