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Landeshauptstadt: „Ort der Lebenden“

Potsdam lädt am kommenden Sonntag erstmals zum Tag des Friedhofs

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Potsdam lädt am kommenden Sonntag erstmals zum Tag des Friedhofs Von Henner Mallwitz Der Tod, so sagt Gunther Butzmann, dürfe kein Tabuthema sein. Deshalb will der Chef der Friedhofsverwaltung den Potsdamern die letzte Ruhestätte etwas näher bringen: Unter dem Motto „Friedhof – Ort der Lebenden“ lädt er mit seinen Mitarbeitern am Sonntag erstmals zum Tag des Friedhofs. „An diesem Tag wollen wir einen Einblick in die vielfältige Arbeit geben, die mit dem Friedhof verbunden ist“, so Butzmann. „Bestatter und Steinmetze, Friedhofsgärtner und Floristen werden sich vorstellen.“ Ziel sei es, die Bedeutung des Friedhofs als Ort der Ruhe, als Erholungs- und Lebensraum, vor allem aber als Ort der Trauerbewältigung den Besuchern näher zu bringen. „In den vergangenen Jahren haben die Urnengemeinschaftsanlagen stark zugenommen“, erzählt Butzmann. „Das kann nicht befriedigen. Vielleicht tragen wir mit einem solchen Tag ein wenig dazu bei, wieder etwas mehr Nähe zum Friedhof zu entwickeln.“ Angehörige und Freunde bräuchten das Grab, um mit dem Tod des nahe stehenden Menschen zu leben. Mit einem Glockenspiel auf dem Alten Friedhof an der Heinrich-Mann-Allee beginnt der Tag des Friedhofs um 10 Uhr. Seit 1985 steht das Glockenspiel, wurde seitdem jedoch nur selten genutzt. Ein Organist wird zu jeder vollen Stunde ein Konzert geben. Dr. Klaus Arlt führt ab 10.30 Uhr über den Alten Friedhof, der 1796 auf Befehl Friedrich Wilhelm II. eingeweiht wurde. Erstmals wird den Besuchern auch ein Einblick ins Krematorium gestattet: Die Führung übernimmt dessen Leiter Peter Slotta. Auf der eigens angelegten Mustergrabanlage im vorderen Teil des Alten Friedhofs werden verschiedene Grabformen vorgestellt. Die Bepflanzung hat Gärtnermeister Detlef Lintow übernommen – seine Familie pflegt sämtliche kommunale Gräber schon in der dritten Generation. Neben der Anlage präsentieren sich Steinmetze, Bestattungsunternehmen und Floristen. Insgesamt hat die Potsdamer Friedhofsverwaltung zwölf Friedhöfe mit einer Gesamtgröße von 56 Hektar zu betreuen – darunter die beiden sowjetischen Ehrenfriedhöfe an der Michendorfer Chaussee und auf dem Bassinplatz mit 5800 Kriegsgräbern. Sie werden maßgeblich auch durch regelmäßige freiwillige Arbeitseinsätze von Jugendlichen aus dem In- und Ausland gepflegt. Mit der Eingemeindung gehen im Oktober auch die Friedhöfe in Kartzow, Krampnitz und Fahrland in die Zuständigkeit der Potsdamer Friedhofsverwaltung über. „Weite Strecken sind da zu bewältigen, und auch finanziell schlägt das sehr zu Buche“, sagt Gunther Butzmann. „Denn größtenteils ist die Pflege durch die Kommune abzusichern.“ Bundesweit wird der Tag des Friedhofs bereits seit 2001 durchgeführt – Potsdam lädt in diesem Jahr zum ersten Mal ein. Künftig soll er jedoch auch in der Landeshauptstadt an jedem dritten Wochenende im September stattfinden.

Henner Mallwitz

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