Landeshauptstadt: Oslo-Potsdam: Zwillinge in Sicht?
Delegation aus Oslo besuchte „Matrosenstation“
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Delegation aus Oslo besuchte „Matrosenstation“ Stadtkonservator Andreas Kalesse ist fasziniert von dem Gedanken, dass an der Schwanenallee die Kongnæs-Empfangshalle wieder aufgebaut werden könnte. Die drei dazu gehörenden Nebengebäude sind noch vorhanden, die Halle brannte in den letzten Kriegstagen ab. Die Faszination teilt Kalesse mit dem Förderverein Kongnæs e.V. Dieser hatte angeregt, im Rahmen der Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2010 zeitgleich das Potsdamer Gebäude und sein Vorbild in Oslo wieder aufzubauen. Das wäre ein wahrer „Architektur-Event“ und eine Wiederaufnahme der engen Bindungen Potsdams zu Norwegen, den der Bauherr der Matrosenstation, der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II., seinerzeit so stark verspürte. Die Architektur des Osloer Baumeisters Holm Hansen Munthe (1848 bis 1898) hatte es ihm angetan und nach einer von diesem in Norwegen gebauten Gaststätte ließ er die Halle in Potsdam bauen. Dazu kamen drei Nebengebäude: Bootshaus mit Werkstatt, Matrosenkaserne und das Wohnhaus des Stationsleiters – ein wahrlich kaiserlicher Aufwand für die Fregatte Wilhelms II. Gestern fand sich eine Delegation der Osloer Stadtverwaltung an der Matrosenstation ein. Auf Anregung des Fördervereins hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs die Norweger unter Leitung des Osloer Stadtdenkmalpflegers Axel Mykleby eingeladen. Unter dem Torbogen, der auf Initiative des Fördervereins Kongnæs im Herbst 2000 in Norwegen gebaut wurde, stellten sich die Gäste zum Gruppenbild auf. Doch das ist nur eine Nebensache. Hauptsächlich wollten sich die Norweger von der Holzarchitektur ein Bild machen, die mit den drei bestehenden Gebäuden noch recht gut erhalten ist. Und nicht nur beim gemeinsamen Mittagessen ging es um die Verwirklichung des Zwillingsprojektes. Die Sache hat im Übrigen auch für Oslo einen aktuellen Hintergrund. Die norwegische Stadt bewirbt sich nämlich im Jahre 2011 um den Titel als Kulturhauptstadt Europas. Mitglieder des Fördervereins hatten bereits Anfang Mai in Oslo Gelegenheit, Vertretern der Osloer Stadtverwaltung diese Idee zu erläutern. Wie das Kongnæs-Gebäude in Potsdam ist auch der Zwilling in Oslo, das Restaurant auf dem St. Hanshaugen, nicht mehr vorhanden. Es brannte 1936 ebenfalls ab. Hier in Potsdam konnten sich die Norweger bei ihrem Gegenbesuch nun mit den Gegebenheiten des Kongnæs-Geländes und dem Zustand der drei noch vorhandenen Wohngebäude an der Schwanenallee vertraut machen. Denkmalpfleger Jörg Limberg, der die ehemalige Kaiserliche Matrosenstation umfassend wissenschaftlich bearbeitet hat, verweist darauf, dass beim Wiederaufbau des Empfangsgebäudes und bei der Herrichtung der gesamten Anlage viele an einem Strang ziehen müssen. Die drei als Wohnhäuser genutzten Gebäude an der Schwanenallee befinden sich im städtischen Eigentum. Das Gelände zum See hin ist als Ergebnis der deutschen Teilung jetzt in der Obhut des Bundesvermögensamtes. Aus den Kontakten zwischen der Stadt und dem Bundesvermögensamt ist die Übereinstimmung beider Seiten abzuleiten, die Matrosenstation wieder in der ursprünglichen Gestalt entstehen zu lassen – wenn das Geld da ist. Wie in der Russischen Kolonie Alexandrowka ist die private Nutzung, verbunden mit einem öffentlich wahrnehmbaren Denkmal, das Ziel.Günter Schenke
Günter Schenke
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