Von Michael Meyer: Ostrava und Daegu im Blick
Das Junior-Elite-Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes trainiert im Potsdamer Luftschiffhafen
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Sand statt Scheibe, Sprunggrube statt Wurfring: Gordon Wolf war am Freitag in der Leichtathletikhalle des Potsdamer Luftschiffhafens bei Weit- und Dreisprung aus dem Stand zu sehen; bei Übungen, die man von einem Diskuswerfer eher nicht erwartet. „Das dient der allgemeinen Athletik und vor allem der Explosionskraft“, erläuterte Jürgen Schult aus Fahrland, Wolfs Coach und Diskuswurf- Bundestrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). „Das gehört ebenso wie Kugelwurf und Sprints über zehn und 30 Metern zur sogenannten Testbatterie, die immer mal wieder auf dem Programm steht.“
So auch gestern zum Auftakt eines dreitägigen Lehrgangs des Junior-Elite-Teams 2014/16 des DLV, zu dem mit Gordon Wolf, 1500-Meter-Läuferin Diana Sujew und Geher Christopher Linke drei Leichtathleten des SC Potsdam gehören. „Hier haben die jungen Athleten beste Bedingungen“, lobte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen, während Dietmar Chounard, DLV-Bundestrainer U20/U23 und Lehrgangs-Chef, erklärte: „Wir sind jetzt das dritte Jahr nach Potsdam gekommen, weil hier für alle Disziplinen ideale Trainingsvoraussetzungen da sind. Wir bieten den Sportlern an diesem Wochenende auch die Betreuung durch Ärzte, Physiotherapeuten, Ernährungswissenschaftler und Sportpsychologen an. Das Junior- Elite-Team umfasst derzeit 32 im Oktober berufene Athleten, die aus unserer Sicht von ihrem Leistungsniveau her den Kern der Nationalmannschaft 2014, 2016 bilden werden. 20 von ihnen sind jetzt hier dabei. Einige andere waren schon mit dem Top-Team 2012 kürzlich auf Zypern oder sind auf dem Weg hierher im Schnee stecken geblieben.“
So wäre es auch bald Gordon Wolf ergangen, der bereits seit 2009 zum Junior-Elite-Team gehört und der sich Freitagfrüh erst mühsam von Cottbus nach Potsdam durch das Winterwetter kämpfte. In Cottbus absolviert der U20-Weltmeister von 2008 und U20-EM-Zweite von 2009 im Diskuswerfen derzeit seine Ausbildung bei der Bundespolizei, die ihm für den DLV–Lehrgang gestern frei gab. „Ab 23. Dezember bin ich dann acht Monate für meinen Sport frei gestellt“, erzählte der 20-Jährige, der 2011 bei den U23-Europameisterschaften Mitte Juli in Ostrava wieder um eine internationale Medaille kämpfen will. In Cottbus konnte er dank einer neuen Leichtathletik- Halle dort in den letzten anderthalb Wochen gut trainieren, im neuen Jahr gibt er wieder daheim Gas. „Jetzt hier beim Lehrgang freue ich mich auch auf das Wiedersehen mit befreundeten Mitgliedern unserer Nationalmannschaft“, so Gordon Wolf.
Erstmals zum Junior- Elite-Team gehört Potsdams Mittelstrecklerin Diana Sujew, die sich davon „eine bessere Förderung durch den DLV“ verhofft, wie sie erzähl- te. Die 20-Jährige will 2011 bei den U23-EM über 1500 Meter „ins Finale laufen und dort dann eine sehr gute Platzierung erreichen“, so die von Beate Conrad trainierte diesjährige Deutsche Meisterin der Frauen, die gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Elina gerade die achtwöchige Bundeswehr-Grundausbildung hinter sich hat. „Das war mal eine ganz neue Erfahrung“, berichtete Diana Sujew über die Zeit in Dillingen an der Donau. In zwei Wochen will sie beim Silvesterlauf des Potsdamer Laufclubs über 7,5 Kilometer starten, im März ist wieder ein Höhentrainingslager in Flagstaff (US-Bundesstaat Arizona) geplant.
Anders als Sujew und Wolf hat Christopher Linke 2011 bereits die Weltmeisterschaften der Elite vom 27. August bis 4. September in Daegu (Südkorea) im Blick. „Durch die EM in diesem Jahr habe ich gesehen, dass ich es schaffen kann“, meint der Schützling von Bundestrainer Ronald Weigel, der in Barcelona im 50-Kilometer-Gehen wegen Magenbeschwerden aufgeben musste. Linkes großer Traum ist ein Doppelstart über 20 und 50 Kilometer bei Olympia 2012 in London. Bei den WM in Daegu will er die kürzere Strecke gehen, drei Wochen später bei den Deutschen Meisterschaften bereits die Olympianorm für den langen Kanten schaffen. „In Südkorea wird es dafür zu heiß sein“, glaubt der 22-Jährige, der vor gut einer Woche vom Top-Team-2012-Trainingslager aus Zypern heimkehrte und am Freitag in der Luftschiffhafen-Halle 25 Kilometer am Stück herunter spulte – rund 110 Runden auf dem 230 Meter langen Oval. Um beim Zählen nicht durcheinander zu kommen, wechselte er nach jeweils 13 Runden – etwa drei Kilometern – die Richtung.
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