Landeshauptstadt: O’zapft mit norddeutscher Wucht
Dirndl und Krachlederne auf der Potsdamer Herbstkirmes / Rekord: 50 Fahrgeschäfte am Lustgarten
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Innenstadt - Das Anzapfen von Bierfässern ist nicht gerade die übliche Freitagsnachmittagsbeschäftigung von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Da er es aber gestern im Lustgarten zur Eröffnung der diesjährigen Herbstkirmes besonders kräftig angehen wollte, reichten zwei Schläge, um den Bierhahn und den Dichtungsring gleich mit ins Fass zu treiben. Danach floss das Bier tatsächlich in Strömen.
200 Jahre Münchner Oktoberfest, 20 Jahre deutsche Einheit und die Kirmes in Potsdam genau um den Tag der deutschen Einheit herum – da kam zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört: bayrisches Bier und preußischer Durst. Den Besuchern der Paulaner Partyhütte aber gefiel’s. Günter Gabor aus Potsdam fand die Festhütte prima und der Oberbürgermeister meinte: „Ein Festzelt hat bisher auf dem Potsdamer Volksfest gefehlt.“ Der Vertreter des Freistaates Bayern, Ministerialrat Peter Feiler, zeigte sich etwas erstaunt über die nur sehr kleine Potsdamer Festmeile, nahm es aber gelassen und ließ Potsdam von München grüßen. In Bayern werde übrigens o’zapft, ohne noch zusätzlich Reden zu schwingen, erklärte er. Das ließen sich die Vertreter so ziemlich aller Potsdamer Parteien nicht zweimal sagen und langten zu.
Die Paulaner Partyhütte ist eine der Neuerungen auf dem diesjährigen Herbstfest, das bis zum 10. Oktober täglich von 14 bis 23 Uhr zum rummeligen Vergnügen einlädt, am Freitag und Samstag sogar bis 24 Uhr. Die zuständigen Ämter hätten wegen der um eine Stunde verlängerten Öffnungszeiten keine Bedenken, erklärte der Geschäftführer des Brandenburgischen Schaustellerverbandes, Harald Wilbertz. Die Fahrgeschäfte mit ihrer Musikbeschallung hätten die vorgegebenen Phonzahlen stets eingehalten. Die Musik in der Partyhütte, die mal live, mal vom Band erschallt, dringt ohnehin nur gedämpft nach außen. Jeden Tag gibt es dort ein wechselndes Programm und die Maß Bier und das original bayrische Essen werden von feschen jungen Damen im Dirndl oder Kellnern in Krachledernen serviert. Festwirt Arnold Bergmann meint, er sei nach Potsdam mit einer relativ kleinen Hütte gekommen, 250 Sitzplätze drin, 200 draußen. Seine großen Zelte hätten für 3500 bis 4000 Leute Platz.
Die zweite Neuheit beim Oktoberfest ist die „fantastic world“, durch die man hindurchlaufen muss mit Hindernisstrecke, Spiegeln, Stangenlabyrinth und drehender Tonne. Der 27-jährige Rick Hamberger aus Rostock hat sie aufgebaut und reist damit im ersten Jahr.
Die Potsdamer Kirmes ist mit 50 Karussells und Buden in diesem Jahr so gut bestückt wie noch nie. Viele Anbieter kommen immer wieder, wie der „Jaguar“ und „Break Dance“. Wilbertz hofft, dass das so bleibt bei moderater Platzmiete. Im nächsten Jahr stehen darüber neue Verhandlungen mit der Stadt an. dif
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