Landeshauptstadt: Paga-Computer rechnen falsch
Thomann, Chef der Arbeitsgemeinschaft, fordert neue Software / Dennoch: Positive Halbjahresbilanz
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Die Computer rechnen falsch und stürzen allmonatlich im Schnitt einmal ab, außerdem sind 20 Mitarbeiter im Zwangsurlaub – Potsdams Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitssuchende (Paga) arbeitet derzeit unter erschwerten Bedingungen.
Dass sich das Computerprogramm „A2LL“ verrechnet, habe man jetzt bei der Prüfung einer Petition festgestellt. Ein Bürger hatte sich beim Bundespräsidenten beschwert. Seine Bittschrift war zur Paga durchgereicht worden, erzählte gestern der Geschäftsführer der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft, Frank Thomann. Wegen seiner Instabilität wurde das bundesweit genutzte Computersystem bereits mehrfach kritisiert. Es käme dabei zu Ausfallzeiten von bis zu einem halben Tag. „Unsere Kunden können wir nach Hause schicken und sie zu einem anderen Termin bestellen“, beklagte Thomann den Arbeitszeitverlust. Jetzt habe sich außerdem herausgestellt, dass das Programm sich verrechne – wenn auch nur um Centbeträge. „A2LL muss neu erfunden werden“, forderte der Paga-Chef deshalb. Bereits vor einem Dreivierteljahr sei den Arbeitsgemeinschaften eine Neuauflage des Computersystems versprochen worden. „Seit dem habe ich nichts mehr gehört“, so Thomann.
Dass zurzeit 20 seiner Mitarbeiter Zwangsurlaub oder Freizeitausgleich nähmen, sei Schuld der Potsdamer Agentur für Arbeit. Die hatte bereits im Frühjahr angekündigt, die auf Juni beziehungsweise Ende des Jahres befristeten Arbeitsverträge nicht zu verlängern (PNN berichteten). Daraufhin sei die Stadt eingesprungen und wollte den insgesamt 26 Mitarbeitern einen neuen Vertrag anbieten. Bevor der jedoch angetreten werden könne, müssten die Urlaubs- und Freizeitansprüche aus den alten Verträgen erfüllt werden, erläuterte die Sozialbeigeordnete Elona Müller. Gestern nun erhielten Paga und Stadt ein Schreiben, in dem die Arbeitsagentur erklärt, die betreffenden Mitarbeiter nun doch für ein weiteres Jahr zu übernehmen. „Das Schreiben kam spät“, beklagte Müller.
Trotz dieser Schwierigkeiten sei die Paga aber „arbeitsfähig und effektiv“, zog Thomann gestern eine positive Halbjahresbilanz. So habe man die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen auf den Arbeitsmarkt deutlich gesteigert. Während die Paga nach ihrer Gründungsphase monatlich 330 bis 340 Abgänge in Arbeit verzeichnete, liege sie jetzt bereits bei 450 bis 470 erfolgreichen Vermittlungen, so Thomann. Großes Augenmerk lege die Paga vor allem darauf, für junge Menschen bis 25 Jahre Jobs zu finden. So waren unter den 2422 Integrationsfällen zwischen Januar und Juni dieses Jahres 1119 Jugendliche, sagte Thomann. Dabei gehe die Paga auch ungewöhnliche Vermittlungswege. So habe die Arbeitsgemeinschaft ein Jobunternehmen Paga, kurz: JUP, gegründet, in dem sich die Teilnehmer selbst vermitteln sollen. Seit zwei Monaten laufe das Unternehmen mit 60 Selbstvermittlern, die sich zu 80 Prozent aus Jugendlichen und 20 Prozent aus Erwachsenen rekrutieren. In den ersten zwei Monaten seit Bestehen von JUP haben bereits 14 junge Menschen Arbeit gefunden; in die frei gewordenen Plätze rückten die nächsten bereits nach. Man habe diesen „Kunstgriff“ vorgenommen, so der Paga-Chef, weil Jugendliche die herkömmlichen Vermittlungsmaßnahmen häufig als „ineffektiv“ abtäten. JUP aber käme bei der jungen Klientel an, sagte Thomann. Trotz insgesamt guter Integrationszahlen in den ersten Arbeitsmarkt blieb die Zahl der Leistungsempfänger von Arbeitslosengeld II aber konstant, weil Neuzugänge nachrückten.
Nicola Klusemann
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