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Von Günter Schenke und Peer Straube: Palast Barberini ist einziger Leitbau

Workshop einigt sich auf Rekonstruktion mit historischer Raumaufteilung / Weitere sieben Leitfassaden

Von Peer Straube

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Innenstadt - Die Katze ist aus dem Sack: Auf einen Leitbau und sieben Leitfassaden in der Potsdamer Mitte hat sich ein Workshop beim Sanierungsträger Potsdam am Samstag geeinigt. Wichtigster Punkt: Der Palast Barberini als havelseitiger Abschluss des Alten Marktes wird wieder aufgebaut. Es sei der einzige Leitbau, der nicht nur die frühere Fassade, sondern auch eine historische Raumaufteilung erhalte, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).

Daneben wurden sieben Leitfassaden definiert, bei denen nur die äußere Gebäudehülle historisch sein soll. Dadurch soll an markanten Punkten eine Annäherung an das historische Stadtbild erfolgen: an der Humboldtstraße 3 und 4, an den beiden Ecken nach Abriss der Fachhochschule am Alten Markt, ferner auf zwei Grundstücken an der ehemaligen Kaiserstraße, wo sich heute der Staudenhof befindet sowie beim Wiederaufbau eines der berühmten Acht-Ecken-Häuser an der Schwertfegerstraße (siehe obenstehende Grafik). Ob die Fassade des Plögerschen Gasthofes an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Schlossstraße wieder hergestellt werden könne, sei laut Jakobs fraglich. Wie Workshop-Teilnehmer Christian Seidel (SPD), langjähriger Chef des Bauausschusses, den PNN sagte, sei die Mehrheit für den Plögerschen Gasthof als Leitfassade. Uneins sei man aber über den Standort gewesen. An historischer Stelle verläuft heute das Tramgleis. So gehe es nun darum, ob das Gebäude „um ein Grundstück“ Richtung Innenstadt verschoben werden könne. Wohl ad acta gelegt ist laut Seidel eine Rekonstruktion des Hotels „Zum Einsiedler“ in der Schlossstraße, weil auch das Original mehrfach überformt war und zudem das Grundstück für die neue Synagoge zum Teil beanspruchen würde.

An der Konferenz hatten neben jeweils zwei Vertreter der Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung, Mitglieder des Stadtschloss-Vereins und der Initiative „Mitteschön“ sowie etwa zwanzig externe Experten sowie Fachleute der Bauverwaltung und des Sanierungsträgers teilgenommen. „Mitteschön“-Sprecherin Barbara Kuster lobte die Arbeit des Workshops: „Das ist wunderbar, dass wir das machen, das gibt es in keiner anderen Stadt“, sagte sie den PNN. Jakobs erklärte im Anschluss an den Workshop, man habe eine weitgehende Übereinstimmung über die Wiederherstellung wichtiger Bauten beziehungsweise von deren Fassaden in der Mitte erzielt. Das Grundstück des Palastes Barberini wie auch andere Grundstücke an der Alten Fahrt und der ehemaligen Humboldtstraße will die Stadt im Herbst zum Verkauf ausschreiben.

Der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnis ’90/Grüne) sieht anhand der erhaltenen Bauunterlagen für den Palast Barberini, der an der Humboldtstraße 5-6 stand, die denkbar besten Voraussetzungen für einen Wiederaufbau. Es gebe von der Fassade zum Teil Zeichnungen im Maßstab eins zu eins. Ob und wann das Vorhaben umgesetzt werde, hänge davon ab, ob die Investorensuche erfolgreich verlaufe, so der Beigeordnete.

Zur Nutzung des 3000-Quadratmeter-Areals äußerte sich Klipp nur vage. Die Seitenflügel könnten eine Wohnnutzung erhalten, das Obergeschoss der Mitte sei als Bürgertreff denkbar.

Bei den Ausschreibungen der Grundstücke am Havelufer setzt Klipp auf eine kleinteilige Bebauung. „Grundlage der Ausschreibung ist die Parzelle“, sagte er. Die kleinste Einheit umfasse eine Fläche von 600 Quadratmetern. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass jemand zwei Parzellen erwerbe. „Wir suchen Bauherren und keine Investoren.“ Bei der Entwicklung des Fachhochschul-Areals sieht Klipp Probleme, weil die Stadt die Grundstücke zunächst kaufen müsse. Die Kaiserstraße, die es heute gar nicht mehr gebe, müsse neu angelegt werden.

Um die Qualität der Fassaden, auch der Neubauten an der Alten Fahrt, zu sichern, will die Verwaltung Gestaltungsrichtlinien vorgeben und Material-Klauseln in die Kaufverträge einbauen. Der Gestaltungsbeirat soll ebenfalls einen Beitrag zur „Qualitätssicherung“ leisten.

Eine große Tiefgarage werde es für die künftigen Baulichkeiten an der Alten Fahrt nicht geben, auch keinen Durchgangsverkehr über den Alten Markt, so Klipp. Um die Tiefgarage für den Landtag zu erreichen, gebe es am Ende der Breiten Straße eine Möglichkeit zum Linksabbiegen. Laut Jakobs ist beim Wiederaufbau der Mitte eine große öffentliche Beteiligung vorgesehen. Die erste Veranstaltung zu den Ergebnissen des Workshops ist am 17. April im Rahmen des Stadtforums geplant.

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