
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: Panoramablick für fünf Euro
Aussichtsplattform der Nikolaikirche öffnet am 5. Juni / Hüllensanierung im August abgeschlossen
Stand:
Innenstadt - Ab 5. Juni wird die Nikolaikirche im doppelten Sinn zum Blickfang. An diesem Tag soll die Aussichtsplattform unterhalb der Kuppel eröffnet werden. Das sagte Gemeindekirchenrats- Chef Joachim Uhlig gestern auf PNN-Anfrage. Fünf Euro Eintritt soll der Rundblick in 42 Metern Höhe auf die Innenstadt kosten. Ermäßigungen wird es nicht geben. Die Besucher sollen an einem Kassenautomaten bezahlen und werden dann durch ein Drehkreuz geleitet.
In dem Wissen, die prominenteste Aussicht auf die künftige Landtagsbaustelle am Alten Markt zu bieten, hofft die Gemeinde auf regen Zulauf. „Natürlich spekulieren wir darauf, dass sich viele Potsdamer das Wachsen des Neubaus in verschiedenen Phasen ansehen wollen“, sagte Uhlig. 25 000 Besucher erwartet man pro Jahr. Bei rund 135 000 jährlichen Gästen in der Kirche selbst sei dies „nicht unrealistisch“, sagte Uhlig. Die Gemeinde will die Plattform ganzjährig öffnen, im Sommer von 9 bis 19 Uhr und im Winter voraussichtlich von 9 bis 17 Uhr. Der Weg zum Panoramablick führt durch einen Glockenturm zunächst auf das Dach unterhalb der Kolonnaden und von dort weiter über eine zwischen Innen- und Außenkuppel angebrachte Wendeltreppe auf die Plattform. Ein Teil des Weges führt, wie berichtet, über ein erst kürzlich wiederentdecktes Treppenhaus, das noch aus dem ersten Bauabschnitt der Kirche unter Schinkels Leitung stammt. Als Clou weisen Schilder am Plattformgeländer mit Entfernungs- und Richtungsangaben auf Potsdamer Sehenswürdigkeiten hin. Die evangelische Gemeinde bietet in luftiger Höhe sogar ökumenischen Service: Bis zum Petersdom in Rom, der Mutter aller katholischen Kirchen, sind es laut Geländertafel 1243 Kilometer.
Das Eintrittsgeld kann die Kirche gut gebrauchen. Es soll zur Abzahlung der aufgenommenen Kredite für die Hüllensanierung des Schinkelbaus verwendet werden. Insbesondere geht es dabei um die 300 000 Euro, mit denen die Nikolaigemeinde für die zwei Palmettenringe in Vorleistung gegangen ist. Der kupferne Zierrat in Form von Palmenwedeln schmückte einst das untere Ende der Kirchenkuppel und das Kapitell über dem Säulenrondell. Die Denkmalpflege hatte, wie berichtet, die Wiederherstellung des historischen Looks zur Bedingung für die Genehmigung der Aussichtsplattform gemacht. Für 50 der 96 großen Palmetten zu je 1500 Euro habe man Spender gefunden, sagte Uhlig. Für die 140 kleinen, die je 1000 Euro kosten, werden noch Mäzene gesucht. Für die kleinen Palmetten sei dies schwieriger, da man die Namen der Spender nicht anbringen könne. „Die sind oben an der Kuppel einfach nicht mehr zu erkennen“, erklärte Uhlig. Man überlege nun, deren Spendernamen ebenfalls in den unteren Palmettenkranz zu gravieren, der das Plattformgeländer von weitem unsichtbar machen soll. Die ersten Palmetten sollen laut Uhlig schon zur Eröffnung der Aussichtsplattform die Kirchenkuppel zieren. Bis „Ende Juli, Mitte August“ soll die Kirche äußerlich wieder das Juwel in Potsdams Mitte sein, das sie einst war. Dann fallen alle Gerüste. Die Palmettenringe werden dann ebenso komplett sein wie die Fassade, die in den nächsten Wochen hinter den Gerüstplanen den letzten Feinschliff erhält. Die Putzarbeiten seien im Wesentlichen abgeschlossen, sagte Uhlig. Was noch fehlt, ist der Anstrich. Über 2,5 Tonnen Spezialfarbe seien dafür in der Schweiz zusammengemischt worden, erzählte Uhlig. 50 Prozent Beige und je ein Viertel in einem leichten Grün- und Rot-Ton ergibt das helle Ocker, das derzeit schon den Säulentambour ziert. Damit die bereits vor Jahren sanierte Ostfassade farblich nicht aus dem Rahmen fällt, erhält auch sie noch einmal einen Anstrich. 5,7 Millionen Euro seien bereits in die Sanierung der Kirchenhülle geflossen, sagte Uhlig. Die Restarbeiten kosten noch einmal rund 800 000 Euro.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: