
© Andreas Klaer
Von Günter Schenke: Panzerglas für Hecht und Wels
Aquarium-Umbau im Naturkundemuseum / Neue Sammlungs- und Arbeitsräume
Stand:
Innenstadt - Mit Hilfe tellergroßer Saugnäpfe transportieren die Spezialisten der Hamburger Aquarienbaufirma Tonndorf die bis 250 Kilogramm schweren Scheiben eines der Aquarien im Naturkundemuseum an Ort und Stelle. Dieser Tage werden vier der Schau-Becken neu verglast. Das große, vier Meter langen Aquarium, in dem der Riesenwels schwimmt, folgt im nächsten Jahr.
Laut Direktor Detlef Knuth war es gar nicht so einfach, den Umbau zu bewerkstelligen. Geld musste beschafft und eine Firma mit freien Kapazitäten gefunden werden. 10 000 Euro kosten Umbau und Neueinrichtung der Becken, zu 80 Prozent vom Land aus den Einnahmen der Fischereiabgabe finanziert. Bis zum 20. Dezember soll alles fertig sein. Dann schwimmen Hecht, Barsch und andere Fische der Havelgewässer hinter neuem Panzerglas. Das aus zwei jeweils zwölf Millimeter dicken Scheiben zusammen geklebte Sicherheitsglas stammt aus der Fabrikation der Essener Glasid AG. Während der Arbeiten ist das Aquarium für Besucher geöffnet.
Bis Ende des Jahres erfolgt der Umzug der Sammlung aus der Hebbelstraße 1 in das Museumshaus in der Breiten Straße. Wie berichtet, hatte der Kommunale Immobilienservice das denkmalgeschützte Nachbargebäude zur Museumsnutzung umbauen lassen. Für 1,75 Millionen Euro entstand ein neues Funktionsgebäude, das kaum Wünsche offen lässt. „Die Arbeiten waren äußerst schwierig, denn die Fundamente waren marode und die Hälfte der verfüllten Kellerräume mussten wir per Hand frei legen“, berichtet Knuth. Er öffnet die Tür zu einem dieser Räume, in denen sich eine riesige begehbare Kühlzelle und große Kühltruhen befinden. Bei minus 20 bis minus 30 Grad Celsius werden hier zur Präparation vorgesehene Tierkadaver gelagert.
Auf einer Fläche von 880 Quadratmetern entstanden mehrere Arbeits- und Magazinräume sowie eine modern eingerichtete Präparationswerkstatt. Museumsmitarbeiterin Rosemarie Spatz freut sich besonders über die großzügigen Möglichkeiten für die museumspädagogische Arbeit. In einem großen Raum ist jetzt die Arbeit mit Schülergruppen möglich. Über eine Skelett- und Insektensammlung und über trocken und in Flüssigkeit aufbewahrte Präparate unterschiedlicher Tierklassen verfügt das Naturkundemuseum. Die „Flüssigkeitssammlung“, das heißt in Äthanol eingelegte Tiere, wird derzeit aufgearbeitet. Neue Präparategläser aus Borosilikat gewährleisten eine dauerhafte Konservierung der teilweise seltenen Exponate. „Nur mit Belegstücken können wir den Formenwandel in der heimischen Fauna zurückverfolgen“, erklärt Knuth. Neben dem museumspädagogischen Auftrag – jährlich kommen etwa 20 000 Besucher in das Haus – habe das Museum auch einen wissenschaftlichen Auftrag. Das sei angesichts der angespannten Personalsituation nicht einfach.
In zwei großen Magazinräumen sind derzeit zwei Praktikantinnen damit beschäftigt, den Bibliotheksbestand des Museums neu zu ordnen. Bald stehen für die über 10 000 Bände eine moderne Datenbank für die fachliche Nutzung zur Verfügung. Dem Hof des Museums geben Lehrlinge des Faches Tiefbau und Straßenunterhaltung des Berufsförderwerkes aus Friesack mit historischen Pflastertechniken ein ansprechendes Aussehen.
Naturkundemuseum Potsdam, Breite Straße 13, Tel.: (0331) 289 67 01 und -67 07. Öffnungszeiten: Di bis So sowie jeden ersten Montag im Monat von 9 bis 17 Uhr
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: