
© Andreas Klaer
Von Jan Brunzlow: Papageno auf der Hinterkappe
60 000 Zuschauer bei erster See-Oper auf Hermannswerder erwartet / Genehmigungen stehen aus
Stand:
Hermannswerder - Die Bühne soll in der Havel verankert werden, die Zuschauer auf Tribünen sitzen. Im kommenden August soll die Insel Hermannswerder eine Seebühne erhalten und Opern-Standort werden. Wie die Veranstalter um Peter Schwenkow und die Deutsche Entertainment AG am Montag vorstellten, werden die ersten Potsdamer Seefestspiele vom 11. bis 28. August stattfinden. Es werde Mozarts „Zauberflöte“ mit dem Papageno aufgeführt – Regie führt Katharina Thalbach. Bis zu 60 000 Besucher werden an den zwölf Spieltagen insgesamt erwartet. Damit wird Potsdam um ein weiteres Kultur-Highlight reicher, das mit einem Etat von 2,5 Millionen Euro ausgestattet ist und sich laut Schwenkow langfristig etablieren soll. Die Idee für die Festspiele kommt von Christoph Dammann, dem früheren Intendanten der Kölner Oper.
Das Tempo, mit dem die Initiatoren das Projekt verwirklichen, sorgt bei der Stadtverwaltung für Bewunderung. „Aber wir können da mithalten“, sagte Stefan Frerichs, Chef der Wirtschaftsförderung. In zahlreichen Treffen habe es Abstimmungen zwischen den einzelnen Beigeordneten und Fachbereichen gegeben, so dass ein Standort für die Open-Air-Seebühne gefunden worden ist. Ob dieser letztendlich auch genehmigt wird, konnte Frerichs nicht sagen. Es gebe immer ein Risiko, denn die Genehmigung zum Bühnenbau auf dem Wasser liegt noch nicht vor. Dazu müssen auch die Stellungnahmen des Landesumweltamtes und anderer stadtverwaltungsferner Behörden eingeholt werden. „Theoretisch kann der Standort auch komplett unmöglich sein, sollten wir etwas übersehen haben“, so Frerichs.
Der Uferbereich der Insel Hermannswerder ist Landschafts-Schutzzone und darf nicht zerstört werden. Die Veranstalter wollen daher zwischen der Bühne auf See und den Tribünen an Land den Schilfgürtel unberührt lassen und mit zwei Brücken überwinden. Das Konzept sieht vor, so Dammann, dass die Uferzone unberührt bleibt. Wie schwer es ist, auch nur einen kleinen Bootssteg an dieser Stelle genehmigt zu bekommen, weiß Burkhard Scholz vom benachbarten Inselhotel. Der Hotelier begrüßt das Engagement Schwenkows: „Ich bin begeistert, dass jemand Hermannswerder aus dem Dornröschenschlaf wecken will.“ Und er hofft, dass die Verwaltung in diesem Fall schneller agiert als bei seinem Bauantrag – Scholz hat mehr als zehn Jahre auf die Genehmigung gewartet, einen kleinen Bootssteg am Hotel bauen zu dürfen.
Die Stadtverwaltung hätte die Opernaufführung allerdings lieber am Kultur- und Gewerbestandort Schiffbauergasse gesehen, doch Schwenkow winkt ab. Die Veranstaltung müsse sich für die Initiatoren, die keine öffentlichen Zuschüsse erhalten, auch rechnen. Ursprünglich sei Berlin als Standort für die Open-Air-Oper im Gespräch gewesen, doch mit drei Opernhäusern und zahlreichen Veranstaltungen sei der Markt gut belegt. In Potsdam gebe es so etwas dagegen nicht. Bei der Planung sei darauf geachtet worden, dass sich die traditionellen Musikfestspiele Potsdam Sanssouci (11. bis 26. Juni) und die Seefestspiel-Premiere nicht überschneiden. Allerdings finden die Opern-Aufführungen zeitgleich mit der Schlössernacht statt. Der Standort Schiffbauergasse sei für das Opernprojekt nicht allein aus wirtschaftlichen Gründen ungeeignet, sagte Intendant Dammann. Einerseits sei er zu klein, andererseits zu urban. Die Aufführung der Zauberflöte brauche die Natur als Umfeld und nicht Bauwerke, eine Brücke und den Schiffsverkehr der Havel. Daher sei eine Zusammenarbeit mit der Hoffbauer-Stiftung beschlossen und der Schulhof des Evangelischen Gymnasiums als Tribünenstandort ausgesucht worden. Er selbst sei überzeugt von dem Projekt und allein deswegen im August mit seiner Familie nach Potsdam gezogen. Dammann lobte die Arbeit der Verwaltung der Landeshauptstadt als schnell und unbürokratisch. „Ich habe das als ungeheuer konstruktiv empfunden“, so der Intendant. Und Frerichs von der Stadtverwaltung lobte das „hochprofessionelle Erscheinen“ der Projektinitiatoren. Neben Peter Schwenkow, der mit der Deutschen Entertainment AG einer der Marktführer Europas ist, gehört der Konzertveranstalter Burghard Zahlmann sowie der Sport- und Medienmanager Michael Mronz zum Team der Veranstalter.
Ähnlich wie die erfolgreichen Bregenzer Festspiele auf dem Bodensee sollen die Potsdamer Seefestspiele im internationalen Festspielkalender etabliert werden, betonte Schwenkow. Die Opernfestspiele sollten die Region um ein Open-Air-Event bereichern und deutschlandweite Zugkraft entwickeln. Dafür sei ein künstlerisch anspruchsvolles Team mit Katharina Thalbach als Regisseurin, Judith Kubitz als Dirigentin und der Kammerakademie Potsdam verpflichtet worden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: