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Landeshauptstadt: Pappeln und Bitterorangen im Hof des Marmorpalais

Die Außenanlagen des Schlosses sollen wieder so aussehen wie um 1880. Auch Ufermauer und Küche werden saniert

Von Peer Straube

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Sechs Bitterorangen aus Sizilien. Außerdem zehn Zwergpalmen. Den buchstäblich aber größten Eindruck werden die beiden Robinien und die vier Pyramidenpappeln machen. Wenn sie ein paar Jährchen in der Erde waren und ordentlich in die Höhe geschossen sind.

Die Pflanzungen werden „das Erscheinungsbild des Marmorpalais gravierend verändern“, sagt Sven Kerschek, Chef des Neuen Gartens bei der Schlösserstiftung, am Freitag bei einem Vor-Ort-Termin. Tatsächlich wird man in ein paar Jahren Mühe haben, das Kronprinzenschloss Friedrich Wilhelms II. von der Gartenseite aus noch zu erkennen. Wenn die Schlösserstiftung in vier Jahren die Außenanlagen des Marmorpalais wiederhergestellt haben wird, werden die oben genannten Gehölze die Sicht auf die Fassade versperren. Der König selbst ließ solche Bäume seinerzeit pflanzen, das letzte bekannte Foto aus der Zeit um 1880 zeigt sie noch im Innenhof. Weil die Pappeln und Robinien morsch waren, wurden sie gefällt – ein Ersatz war immer geplant, doch erst jetzt erlaubt es das insgesamt 155 Millionen Euro schwere Masterplan-Paket der Stiftung, davon 2,5 Millionen Euro für die letzten verbleibenden Arbeiten am Marmorpalais abzuzweigen.

Die haben es allerdings in sich. Allein die Gestaltung der Außenanlagen umfasst weit mehr als nur den Innenhof des Schlosses. Die unschönen Schotterplätze nördlich und südlich des Kopfbaus – Relikte aus der Zeit, als das Schloss noch als DDR-Armeemuseum diente – erhalten ihr ursprüngliches Aussehen zurück: zwei quadratisch angelegte Grünflächen, sogenannte Wasserparterres, mit Blumenbeeten und je einem Fontänenbrunnen in der Mitte. Am südlichen Wasserparterre wird eine weitere Robinie gepflanzt. Auch ihre Vorgängerin wurde um 1880 gefällt. „Aber der Baum war so bedeutend, dass er sofort ersetzt wurde“, erzählt Kerschek. Damit später die Panzer des Armeemuseums genug Platz hatten, wurde der Baum abgeholzt. Die mit einem Obelisken verzierte dreieckige Grünfläche südlich des Schlosses bekommt schließlich ebenfalls wieder einen historisch verbürgten Fontänenbrunnen. Die Fundamente aller drei Wasserspeier seien noch vorhanden, so Kerschek.

Doch bevor überhaupt Hand an die Grünanlagen gelegt werden kann, gilt es, die letzten baulichen Missstände zu beheben. Dazu zählt zunächst die Restaurierung der ehemaligen Schlossküche, die in Gestalt einer im Boden versunkenen Tempelruine errichtet wurde. 615 000 Euro aus dem Masterplan werden in die Wiederherstellung des heruntergekommenen Gebäudes gesteckt, das zugleich als Sitz des Schlosskastellans dient.

Am Freitag förderten drei Mitarbeiter der Schlösserstiftung ein 300 Kilogramm schweres Säulenfragment aus dem Heiligen See zutage. Zusammen mit drei bis vier weiteren war es einst vor der Tempel-Küche malerisch am Seeufer drapiert. Wenn das Säulenstück getrocknet und konserviert wurde, soll das Ensemble nach alten Vorlagen wieder nach dem ursprünglichen Bild angeordnet werden.

Bereits im letzten Jahr haben sich die Stiftungstaucher fünfmal durch den Grund des Heiligen Sees gewühlt und dabei allerlei bauliche Kostbarkeiten nach oben geholt – verschiedene Treppenstufen aus Sandstein etwa und zahlreiche Baluster aus schlesischem Marmor, die eigentlich in die Brüstung der Ufermauer gehören. Dort sollen sie auch wieder eingebaut werden. Die 120 Meter lange Ufermauer sei für die Restauratoren ein „Riesenpuzzlespiel“, sagt Stiftungsbaudenkmalpfleger Olaf Saphörster. Von den zwei Treppen, die ursprünglich zu kleinen Aussichtsplattformen knapp oberhalb des Wasserspiegels führten, ist die nördliche unter dem Unkraut gar nicht mehr zu erkennen, sämtliche Baluster fehlen, sind aber eingelagert. Nach der Instandsetzung bis 2016 sollen sowohl Treppen als auch die Aussichtsplattformen wieder begehbar sein.

Bereits im August wird auch das eigentlich fertig sanierte Marmorpalais an einer Ecke des Südflügels noch einmal eingerüstet. Nur von dort aus kommen die Restauratoren an das gegenüberliegende Dach am Innenhof. Es muss verstärkt werden, weil sich der Boden gesetzt hat und im Kellermauerwerk Risse aufgetreten sind, auf die nun die Last einer drei Tonnen schweren Säule drückt. Erst wenn das Dach verstärkt ist, kann 2013 die Säule herausgehoben und danach das Mauerwerk instand gesetzt werden.

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