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SAUNA, STRAND, SOLARIUM: Potsdamer Sommerorte – eine Spurensuche: Paradies auf wenigen Quadratmetern

Auf Balkonien findet mancher Potsdamer sommerliche Erholung – auch ohne lange Wege

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SAUNA, STRAND, SOLARIUM: Potsdamer Sommerorte – eine SpurensucheAuf Balkonien findet mancher Potsdamer sommerliche Erholung – auch ohne lange Wege Von Dirk Becker Für Jens B. sind es kurze Wege bis ins Paradies. Vielleicht zehn Schritte vom Kühlschrank mit dem kühlen Bier, gerade einmal fünf vom Computer. Tür auf und schon steht er im Grünen. Ein paar mickrige Quadratmeter Balkon, voll gestellt mit Pflanzen und einem Stuhl. Von „paradiesischen Zuständen“ spricht Jens B. grinsend, wenn er von den lauschigen Sommerabenden auf seinem Balkon erzählt. Nach einem langen Tag am Computer, da braucht er die ruhigen Stunden auf dem kleinen Stuhl. Dazu ein Bier, im Hintergrund leise die Musik, so hilft sich der Student über den Sommer. Dass er sich auf dem so zugestellten Balkon kaum noch bewegen kann, stört ihn dabei kaum. Hier hänge er sowieso nur ab. Und der Straßenlärm?. „Wenn ich auf dem Stuhl sitze, ist der kaum noch zu hören.“ Die drückende Hitze macht die eigenen Bewegungen schwer. Mancher Zeitgenosse entwickelte sich in den vergangenen Tagen schon zum regelrechten Schattentier. Ein wenig Erholung finden, ohne sich dabei der Sonne auszusetzen, lautet da die Devise. Für viele bietet der Kleinod Balkon da die nötige, entspannungsfördernde Atmosphäre, trotz fehlender Beinfreiheit und nicht selten aufdringlichen Straßenlärms. Wolfgang Tagnatz dagegen hält gerade dieser Verkehrslärm von langwierigen Sitzungen ab. Trotzdem ist der Balkon von seiner Frau Rosemarie und ihm in der Zeppelinstraße 28 immer wieder ein Hingucker. Zurzeit hinter dem dichten Grün der Straßenbäume versteckt, geben sich hier Blumen und Grün außer Rand und Band. Regelrecht überflutet wirken die mit Geranien und Fuchsien beladenen Betonränder. „Seit etwa zehn Jahren bepflanzen wir regelmäßig unseren Balkon“, so Tagnatz. Zweimal schon habe er und die über ihnen wohnende Familie Hummel einen Preis für den schönsten Balkon gewonnen, fügt er nicht ohne Stolz hinzu. Ein kleiner Garten vor dem Fenster, der für ihn zwar nicht den Urlaub ersetze, aber dafür einfach nur schön aussehe. Familie Tagnatz sind großer Bayernfans. Die ausufernden Balkone mit der großen Blumenpracht im Süden Deutschlands haben es ihnen angetan. Was da unten geht, das kann man hier auch, zeigen sie mit ihren Prachtgewächsen, die Wolfgang Tagnatz als ziemlich pflegeleicht bezeichnet. Viel Wasser brauchen sie bei der derzeitigen Hitze. Denn einen Tag mal nicht gegossen, schon sehe die Blütenpracht „ziemlich traurig“ aus. Ansonsten wäre da nicht viel zu tun in Sachen Balkonbegrünung. Seine Frau Rosemarie verbessert ihn: „Ausputzen“, die welken Blätter und das Unkraut entfernen, damit die Blumen auch gut wachsen. Ein wenig Arbeit muss er da doch schon investieren. Derartigen Pflegeaufwand lässt Jens B. seinen Balkonpflanzen nicht zukommen. Zahlreich braun-vertrocknetes Blattwerk zieren seine Grünpflanzen. Als Balkongärtner, da ist er schonungslos gegen sich, würde er mit Sicherheit keine Auszeichnungen gewinnen. Doch um das schöne Aussehen gehe es ihm schließlich nicht. Ein kleiner Ruhepol, dem die Pflanzen die graue Betontristesse nehmen. Urlaub auf Balkonien? Soweit will Jens B. nicht gehen. Ein paar Tage an der Ostsee hat er schon eingeplant. Und die Pflanzen? Da gibt er sich hoffnungsvoll. „Wird sich schon jemand finden, der sie gießt.“ Ansonsten kommen trockene Zeiten auf sein prächtiges Grünzeug zu.

Dirk Becker

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