Landeshauptstadt: Parasol in Gold und Grün
15 dunkle Jahre im Depot – nun wurde der älteste Schmuck des Neuen Gartens wieder aufgestellt
Stand:
15 dunkle Jahre im Depot – nun wurde der älteste Schmuck des Neuen Gartens wieder aufgestellt Nauener Vorstadt - Gut 25 Jahre hat der Parasol den Neuen Garten nicht gesehen. Mit marodem Tragwerk und korrodiertem Kupferschirm lag der Sonnen- und Regenschirm im dunklen Depot und hoffte auf seine Restaurierung. Nun hat sich diese Hoffnung erfüllt. Wer den Haupteingang passiert, erblickt den Schirm in erneuerter Schönheit links über eine Rasenfläche hinweg in der westlichsten Parkecke – auch von der Straße Am Neuen Garten aus ist er zu sehen. Der Parasol, der bereits 1787 mit der Anlage des Parks entstand und damit die älteste Gartenstaffage des Neuen Gartens darstellt, ist wenig beachtet und von Anfang an herumgestoßen worden. Der Schirm stand ursprünglich auf dem künstlich angelegten Schneckenberg am Marmorpalais, der seinen Namen nach dem sich hinauf windenden Weg bekam und einen schöne Aussicht in die Landschaft bot. Schon 1797 wurde der Hügel aber abgetragen, um dem Anbau des nördlichen Seitenflügels für das Schloss König Friedrich Wilhelms II. Platz zu machen. Der Parasol wanderte zum „Ende des Gartens, gegen das Feld und nach der Stadt zu“. Eine veränderte Straßenführung, für die der Parkzaun zurückgenommen werden musste, führte 1877 erneut zur Verschiebung des Kunstwerks an etwa die Stelle, wo es heute wieder steht, und nach 1950 erhielt es einen anderen Platz in der Nähe des Albrechtstores am so genannten Elefantenbaum. Über den Schöpfer des Parasols erfahren wir nur, es sei der Schlosser Krüger gewesen, der ihn „von Blech, grün staffiert mit vergoldeten Ketten, Perlen und Quasten“ angefertigt habe. Diese Nachricht aus dem Jahr1802 verdanken wir dem Potsdamer Buchhändler und späterem Stadtverordnetenvorsteher Karl Christian Horvath. In Stadtführern späterer Jahre fehlt jegliche Erwähnung des Schirms. So ein ganz einfacher Schlosser kann Krüger nicht gewesen sein, denn der in der Chinamode gefertigte Parasol setzt erhebliches Wissen und hohe Kunstfertigkeit voraus. Das merkten auch die Handwerksfirmen aus Kleinmachnow und Marquardt, die unter Anleitung von Dieter Krüger, dem Werkstattleiter für Metallrestaurierung in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, den Parasol jetzt wiederherstellten und neu vergoldeten. Die Restaurierung wurde durch Spenden unterstützt, zu denen die Stiftung im Vorjahr die Besucher am erstmals veranstalteten „Tag des Neuen Gartens“ aufgerufen hatte. Immerhin 2288 Euro kamen zusammen, von denen die als Ananas gestaltete Spitze des Schirms neu vergoldet werden konnte. Insgesamt haben die Arbeiten, die neben der Reparatur des Tragwerks und der Restaurierung des Kupferschirms auch die Erneuerung des aus Ziegelmauerwerk bestehenden Podestes erforderten, die Stiftung 32 000 Euro gekostet. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: