ATLAS: Passgenau
Nicola Klusemann über „Herr der Ringe“ und St. Nikolai
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Eine Kirche ist keine neutrale Werbefläche. Das dürfte auch religiös Ungebundenen einleuchten. Und das ist sicher einer der Gründe, warum die eingerüstete Nikolaikirche – angepriesen als zentrale 2000 Quadratmeter große Plakatwand – lange Zeit leer blieb. Die Versuchung für die durch Kreditaufnahme verschuldete Gemeinde war groß, irgendwelche Werbebotschaften zu nehmen, nur um dadurch Einnahmen zu erzielen. Aber sie blieb wählerisch. Seit gestern nun wirbt auf 900 Quadratmetern der Filmpark Babelsberg für seine aktuelle Ausstellung „Herr der Ringe“ an der Nikolaikirche. Auch das wird für Diskussion sorgen, wissen schon jetzt die Kirchenvertreter. St.Nikolai-Pfarrerin Susanne Weichenhan aber interpretiert das Angebot des Filmparks als „Gebetserhörung“. Gottes Wort und Weltliterat Tolkien stehen nicht im Widerspruch, argumentiert die Theologin. So fänden sich in der „Herr der Ringe“-Trilogie biblische Motive wieder wie Schuld und Vergebung oder Tod und Unsterblichkeit. Der Autor sei Katholik gewesen und habe bewusst christliche Weltanschauung in seinen Roman einfließen lassen, so Weichenhan. Wichtiger als die Passgenauigkeit zwischen Kommerz und Kirche aber ist doch, dass sich hier zwei Potsdamer geholfen haben.
Nicola Klusemann
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