Landeshauptstadt: Passivhäuser in der Behlertstraße
Bauherrengemeinschaft plant neues Wohnquartier hinter dem Sportplatz / Baubeginn im Frühjahr 2012
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Innenstadt - Ein holpriger Parkplatz, auf dem sich bei Regen Pfützen bilden. Eine heruntergekommene Baracke. Ein paar Mülltonnen, ein bisschen Unkraut. Nein, man kann wirklich nicht sagen, dass das Areal derzeit einen ausgesucht schönen Anblick bietet.
Schwer vorstellbar, dass die Fläche zwischen Kurfürsten- und Behlertstraße, hinter dem Sportplatz und neben dem Noch-Geschäftssitz der Pro Potsdam in knapp zwei Jahren zu einer kleinen Vorzeigesiedlung mutieren soll. Doch genau das haben Architekt Marc Heitmeier, Martijn Gipmans und bislang fünf feste Mitstreiter im Sinn. Sie haben das Grundstück vor Kurzem von der Stadt gekauft und wollen es mit sechs Stadthäusern und zwölf oder 13 barrierefreien Wohnungen bebauen. Dazu haben sie eine Bauherrengemeinschaft gegründet.
Dieses Modell macht in Potsdam zunehmend Schule. Der Babelsberger Sanierungsträger Stadtkontor hat bekanntlich bereits mehrere Brachen auf diese Weise entwickelt, etwa im Theodor-Hoppe- Weg und das Areal der alten Brauerei in Alt Nowawes. Zwei weitere Flächen sind ebenfalls geplant – in der Gartenstraße und im Horstweg. Es ist ein Modell, das Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) sich auch für die Potsdamer Mitte wünscht – Bürger, die ihr Geld in einen Topf werfen, um sich gemeinsam Wohneigentum zu bauen.
Die Brache in der Behlertstraße sei dafür geradezu prädestiniert, findet Gipmans. Sie liege „zentral und doch im Grünen“, sagt der gebürtige Niederländer. Architekt Heitmeier, selbst Mitglied der Bauherrengemeinschaft, hat auf Wunsch des Gestaltungsrates seinen Erstentwurf noch einmal nachgebessert. Die Architekten-Jury hatte gemahnt, die Bebauung müsse sich vor allem gegen das wuchtige Pro-Potsdam-Bürohaus behaupten. Geplant hat Heitmeier nun drei Baukörper – einer ist ein Mehrfamilienhaus, einer umfasst drei der Stadthäuser und der dritte schließlich kombiniert drei weitere Stadthäuser mit einem Mehrfamilienhaus und einer Tiefgarage. Maximal drei Geschosse sollen die Gebäude haben und um einen Anger gruppiert werden, wie bei einem Dorf. Hinzu kommt ein großer Gemeinschaftsgarten. Gemeinsam mit der Denkmalpflege sammeln die Bauherren bereits Abbruchziegel. Ordentlich geschrubbt, soll mit ihnen die Fassade der Häuser verblendet werden. Voraussichtlich im Juni will der Architekt den neuen Entwurf im Gestaltungsrat präsentieren.
Laut Heitmeier soll das Wohnquartier Potsdams erste Passivhaussiedlung werden. Der Vorteil: Dank einer besonders guten Wärmedämmung hat dieser Gebäudetyp einen besonders niedrigen Energiebedarf. Heitmeier gibt die monatlichen Heizkosten für eine 140 Quadratmeter- Wohnung mit lediglich zehn bis 15 Euro an. Erreicht wird das mit dem Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Statt geheizte Raumluft durchs Fenster entweichen zu lassen, wird sie über einen Wärmetauscher in der Lüftung wieder in die Zuluft übertragen und heizt diese auf. „In ein oder zwei Jahren wird das bei allen Neubauten Standard sein“, prophezeit der Architekt.
Noch sucht die Bauherrengemeinschaft Mitglieder. Ein Stadthaus und neun bis zehn Wohnungen sind noch zu haben. Geld könnte neben der Lage ein Lockmittel sein. Weil die Stadtverordneten das Areal zum „Vorranggebiet Wohnen“ erklärt haben, habe die Investitionsbank des Landes eine Förderung in Aussicht gestellt, sagt Heitmeier. Maximal 32 000 Euro Zuschuss kann etwa eine vierköpfige Familie bekommen. Auch die Passivbauweise bringt Bares. Die KfW-Bank fördert derlei durch zinsgünstige Darlehen. Spätestens im Frühjahr 2012 soll der Bau starten und ein Jahr später fertig sein. Allein zehn Kinder unter sieben Jahren werden dann dort wohnen. „Eine Fußballmannschaft“, sagt Heitmeier, „haben wir schon fast komplett“.
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