Von Henner Mallwitz: Patente Sache
Michael Bengs hat Rechte auf Logo und Schriftzüge des SV Babelsberg 03 angemeldet
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So richtig zur Ruhe kommt der SV Babelsberg 03 nicht – nach den Stasi-Querelen im Vorstand droht dem Fußball-Drittligisten jetzt neuer Ärger. Denn: Möglicherweise müssen die Babelsberger künftig ohne ihre traditionsreichen Schriftzüge „Nulldrei“ und „NULL I DREI“ auskommen. Michael Bengs, der ehemalige „Defensivspieler“ und „Abräumer“ will diesmal nicht nur auf dem Platz abräumen: Er hat sich beim Marken- und Patentamt gleich vier Dinge sichern lassen. Die erworbenen Rechte am Vereinslogo, so wurde vor Gericht bereits 2010 entschieden, mussten allerdings wieder an den SVB abgetreten werden, und auch der Schriftzug „SV Babelsberg 03“ ist nicht zu veräußern.
Nun hofft Bengs beim nächsten Gerichtstermin im Mai auf eine richterliche Entscheidung, die ihm zumindest das Recht an den beiden verbleibenden Schriftzügen zusichert. „Der Verein hat einfach seine Hausaufgaben nicht gemacht und sich nicht rechtzeitig um die Sache gekümmert“, sagt der 42-Jährige. „Ich warte nun auf Vorschläge für eine Zusammenarbeit.“ Einerseits, so Bengs, könne er sich eine Beteiligung am Merchandising-Umsatz vorstellen. Andererseits könne der Verein ihm aber auch die Patentrechte abkaufen. „Sollten wir uns nicht einigen, dürfte der Verein die Schriftzüge nicht mehr benutzen und müsste sie ändern“, so Bengs.
Auf die Idee kam der Potsdamer im Jahr 2007 durch einen ähnlich gearteten Fall beim Berliner Fußball-Club Dynamo. Ein Jahrzehnt lang hatte der Club versucht, die Rechte an seinem Logo zurückzuerlangen. Der Berliner Souvenirhändler Peter Mager hatte sie 1992 in der Phase gekauft, als der Klub FC Berlin hieß. 2001 überließ er die Marke für rund 50 000 Mark BFC-Fan Rayk Bernt, der dem Motorrad- und Rockerclub Hells Angels nahe steht. Er beteiligte seinen Klub zeitweise mit zehn Prozent am Gewinn. Letztlich kaufte der ehemalige Hauptsponsor von Tennis Borussia, Thomas Thiel, das alte Logo für eine sechsstellige Summe. Dieses Geld hatte der BFC nicht übrig – ein neues Logo musste her.
„Ich habe ausgiebig recherchiert und festgestellt, dass sich die Mannschaften von der ersten bis zur dritten Liga alle Rechte gesichert haben“, erzählt Bengs. „Auch die Ostmannschaften wie Rostock, Union, Magdeburg und Dresden. Nur der SVB hatte das nicht getan.“ Bengs hat nach der Zahlung eines nicht benannten Betrages nun zehn Jahre lang ein Recht darauf.
Im November 2009 kam es zum ersten Gespräch mit Leuten aus dem SVB-Vorstand. „Nach kurzer Darstellung und meinem Angebot zur Zusammenarbeit bin ich mit meinem Anwalt allerdings des Raumes verwiesen worden“, erinnert sich Bengs. „Wir gehen auf keine Zusammenarbeit ein, sagte man uns. Das Ganze dauerte ungefähr sieben Minuten.“ Diese Abfuhr konnte er jedoch nicht nachvollziehen. „Es ist doch besser, wenn jemand, der dem Verein verbunden ist, die Sachen kauft, als ein Außenstehender.“
„Hier gehts einfach um Urheberfragen, und mit denen hat Michael Bengs keineswegs etwas zu tun“, gibt sich SVB-Geschäftsführer Ralf Hechel optimistisch. „Das ist ein Trittbrettfahrer, und überhaupt ist das Ganze sehr windig.“ Das Urheberrecht für das Logo, so Hechel, sei dem Verein ja bereits zugesprochen worden, die drei Bestandteile des Schriftzugs „SV Babelsberg 03“ könnten nicht geschützt werden – „und nun werden uns ganz sicherlich die anderen beiden auch noch zugesprochen. Denn auch mit denen hat Herr Bengs absolut nichts zu tun.“
„Unser Verein benutzt diese Logos seit Jahren und hat damit sein Urheberrecht dokumentiert“, argumentiert Toralf Höntze, Marketing-Chef des SVB. „Beim BFC lag die Sache anders – der hat die Sachen schließlich selbst veräußert.“ Letztlich, so Höntze, gehöre „schon ein bisschen Frechheit“ zu solch einem Schritt.
Henner Mallwitz
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