NACHGEFRAGT: Patrick Moritz: „Jetzt wollen wir noch den Pokal verteidigen.“ Geschafft!
SV Babelsberg 03 schlägt Preussen Berlin 4:0 und spielt nun in der Regionalliga
Stand:
Der Aufstieg ist geschafft, Herr Moritz. Wie fühlen Sie sich?
Überragend, ich bin nur noch glücklich, wir haben es endlich geschafft. Es wäre natürlich schöner gewesen, den Aufstieg zum Beispiel gegen Yesilyurt zu Hause zu feiern, aber wir wollten es mal wieder nicht einfacher haben.
Wie viele Jahre zu spät kommt der Aufstieg denn?
Kein Jahr zu spät. Das waren alles Reifejahre.
Wie verlief die Rückrunde Ihrer Meinung nach?
Rostock hat als größter Konkurrent eine überragende Rückrunde gespielt. Aber wir haben uns auf uns selbst konzentriert und unsere Spiele letztlich durchgezogen. Dafür gebührt der Mannschaft ein Riesenkompliment. Auch wenn ich das heutige Spiel sehe. In der ersten Halbzeit war unsere 1:0-Führung zwar etwas glücklich, nach der Pause haben wir aber endlich unsere Chancen genutzt.
Wie wichtig ist der Aufstieg für den Verein?
Der Aufstieg ist nach dem Pokalsieg im vergangenen Jahr das I-Tüpfelchen. Jetzt wollen wir noch den Pokal verteidigen. Aber erstmal feiern wir.
Das Gespräch führte Ingmar Höfgen.
Nach vier Jahren hat die Oberliga-Zugehörigkeit für die Babelsberger Fußballer und ihre Fans endlich ein Ende gefunden. Durch einen 4:0 (1:0)-Sieg beim BFC Preussen machten die Schützlinge von Rastislav Hodul den Aufstieg in die Regionalliga perfekt. „Oberliga, nie mehr, nie mehr“, sangen die knapp 500 Potsdamer Fans unter den 785 Zuschauern.
Es waren 85 Minuten gespielt im Preussen-Stadion, und Rainer Speer zog auf der Bank neben der Ersatzbank schon genüsslich an der Zigarre, da kam endlich auch für Rastislav Hodul die letzte Erlösung. Seine Mannschaft fing einen der Angriffe der Gastgeber souverän ab und hatte viel Platz zum Kontern. Slawomir Lukac kam auf der rechten Seite an den Ball, schoss scharf und platziert – und traf nur den linken Außenpfosten. Der nächste Angriff lief, Jan Mutschler flankte butterweich den Ball zurück, und am langen Pfosten köpfte Sven Hartwig den Ball zum lang ersehnten 3:0 ein. „Das Ding ist im Sack“, war sich Speer jetzt ganz sicher, Hodul ballte die Fäuste, immer wieder, und bald hüpften auch die Ersatzspieler. Auf der anderen Seite des Stadions drängten die Fans an den Zaun, und während es schon kurze Sekt- und Wasserduschen gab, krönte Lukac mit dem vierten Treffer diesen Nachmittag. „Wir genießen den heutigen Tag“, jubelte Hodul mit seiner Mannschaft, die das Bad in der Menge genoss - umringt von den treuen Fans, die friedlich den Platz erobert hatten. „Endlich, darauf haben wir vier Jahre hingearbeitet“, sagte Speer. Und für die meisten Aktiven war es auch ein persönlicher Triumph. „Nach acht Jahren bin ich endlich aufgestiegen“, freute sich beispielsweise Ben-Hatira.
Dabei sah es fast eine Spielhälfte lang nicht nach dem zweithöchsten Sieg der Saison aus, sondern nach einer der zahlreichen Begegnungen, die bei viel Aufwand nicht immer den größten Ertrag brachten. Ohne René Tretschok, der wegen eines Trauerfalles in der Familie absagen musste, liefen die 03er auf und gaben mit der Aufstellung von drei Stürmern gleich die Richtung vor. Neben Aymen Ben-Hatira waren auch Hartwig und Mutschler in der Spitze aktiv und sorgten so in den ersten 20 Minuten für hohen Druck auf die Preussen. Aber erst nach 17 Minuten lag der Treffer in der Luft, als Ben-Hatira Preussen-Keeper Hannes Gärtner schon umkurvt hatte, aber Andreas Beister noch auf der Linie rettete. Mutschler (23.) scheiterte wenig später an Gärtner, ehe sich das nächste Problem andeutete. Mit Muskelproblemen musste Ben-Hatira bereits nach 32 Minuten vom Platz, und der bisher meist glücklos agierende Shergo Biran kam ins Spiel. Und Biran wurde zum Joker. Einen harmlosen Ball schien Gärtner in der 42. Minute sicher gefangen zu haben, ließ ihn aber unmotiviert fallen, so dass der Winter-Neuzugang ins leere Tor einschieben konnte. „Eine glückliche Führung“, sah auch Mannschaftskapitän Patrick Moritz.
Der Treffer erlöste die Mannschaft, die sich kurz nach dem Seitenwechsel noch ein weiteres Mal für ihren Aufwand belohnte. Hartwig hatte sich auf der rechten Seite durchgesetzt und passte auf Biran, der aus der Drehung wiederum ins leere Tor zum 2:0 vollendete. Babelsberg schaltete jetzt langsam einen Gang zurück, wartete geduldig auf Konter und steckte auch die Oberschenkelverletzung von Maik Neumann problemlos weg. Ehe die Rechnung aufging, musste Torwart Carsten Busch aber noch zweimal in höchster Not retten. Bei Öztürks Aufsetzer-Kopfball (74.) und einem abgefälschten Schuss von Ümit Ergirdir (84.) waren die Gastgeber dem Anschlusstreffer nahe. So aber beseitigte Hartwigs Treffer alle Zweifel und machte den Weg frei. „Im nächsten Jahr müssen wir auf Platz zehn landen, sonst sind wir gleich wieder eine Liga tiefer“, gab Speer einen Einblick in die Zielsetzungen des Vereines.
SV Babelsberg 03: Busch – Neumann (61. Littmann), Neubert, Laars, Rudolph – Lukac, Zenk, Moritz – Ben Hatira (32. Biran), Hartwig, Mutschler (88. Vukadin).
Patrick Moritz (29) ist Mannschaftskapitän des SV Babelsberg 03. Mit seinem Team spielte er bereits in der Saison 2002/03 in der Regionalliga.
Ingmar Höfgen
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