Sport: Paules glückliche Fans
Wie Familie und Freunde Christian Prochnows Olympia-Triathlon miterlebten
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„Wir sind sehr stolz auf ihn.“ Aus Ingrid Prochnow sprudelte es gestern nur so heraus, nachdem ihr Sohn Christian in Peking 15. des olympischen Triathlon-Rennens geworden war. Christian „Paule“ Prochnow hatte keine Medaille gewonnen und trotzdem nach 1:50:33,90 Stunde eine Leistung abgeliefert, mit der er sehr zufrieden sein konnte.
Der gestrige Tag hatte für Ingrid Prochnow daheim in Sputendorf früh um zwei Uhr begonnen. Die gelernte Küchenmeisterin packte die am Abend zuvor vorbereiteten Canapees, Bouletten, Schnitzel und weitere Köstlichkeiten ein, ehe sie mit ihrem Mann Klaus zu Christians Bruder André in die Potsdamer Hegelallee fuhr. Dort fieberte die Familie, zu der sich auch „Paules“ Tante Heidi und Onkel Detlef sowie viele Triathleten des Potsdamer Zeppelin-Teams gesellten, ab 4 Uhr vor einer großen Leinwand mit dem Dreikämpfer mit. Wie er in das 27 Grad warme Wasser des Ming Tombs Reservoirs nahe Pekings hechtete, nach 18:49 Minuten für die 1,5 Kilometer im Schwimmen als 27. aus dem Stausee kam, sich auf dem Rad 40 Kilometer in der Hauptgruppe hielt und nach 1:18:12 Stunde als 23. auf die 10-Kilometer-Laufstrecke ging. Dass er sich dort bei über 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent noch weiter nach vorn arbeiten konnte, „war einfach toll. Wir waren mit viel Herzklopfen dabei und sind sehr sehr zufrieden“, erzählte Vater Klaus, der als Kranfahrer arbeitet und ebenso wie Ingrid Prochnow vom Arbeitgeber gestern extra frei bekommen hatten.
Was sich gelohnt hat. „Mein Sohn hat unermüdlich für diesen Wettkampf trainiert und wurde heute dafür belohnt“, meinte Mutter Ingrid. „Er hat sich selbst und auch uns heute glücklich gemacht“, gestand Zeppelin-Triathlet Tobias Krisa, mit dem Christian Prochnow in der Potsdamer Zeppelinstraße eine Wohngemeinschaft bildet. Und „Paules“ Bruder André war ebenfalls ganz happy. „Das war gigantisch“, sagte der 28-jährige selbständige Finanzmakler und Freizeit-Kutterruderer nach dem Rennen, nachdem sich die 22 Augenzeugen in seiner Wohnung glücklich in den Armen gelegen hatten. Per Handy huschten gleich SMS-Grüße zwischen Potsdam und Peking hin und her, berichtete Prochnow in die Heimat, dass sein Ergebnis in Ordnung sei.
Was er später den PNN auch selbst bestätigte. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte Prochnow am Telefon. „Das war eine kleine Hitzeschlacht und eigentlich nicht mein Wetter; ich bevorzuge kaltes Regenwetter.“ Kurz nach dem Schwimmstart habe er „ganz schön was auf die Mütze bekommen, so dass ich unter Wasser nach Luft ringen musste“, erzählte „Paule“ weiter. „Dann war ich froh, in einer großen Rad-Gruppe gut dabei zu sein. Weil ich mit der Hitze nicht so richtig klar kam, bin ich schließlich etwas verhalten angelaufen, habe aber am Ende noch Boden gut machen können, was mich sehr freut.“
Auf der Tribüne am Pekinger Stausee strahlte auch Prochnows Trainer Ron Schmidt, der dank einer Geldspende der Zeppelin-Triathleten den Wettkampf seines Schützlings vor Ort verfolgen konnte. „Paule hat sich hier sehr gut verkauft. Das war ein Top-Rennen, zumal wir Deutschen insgesamt mit Gold durch Jan Frodeno und Platz sechs für Daniel Unger auch als Mannschaft ein Wahnsinnsergebnis erreichten“, sagte der Coach. Und: „Olympia 2012 kann kommen.“
Ebenso wie Schmidt hatte Prochnows Zeppelin-Kamerad Marco Altmann den Wettkampf live verfolgt. In letzter Minute war er nach Peking geflogen und mit dem Taxi gerade rechtzeitig zum Start an der Strecke, um den 25-Jährigen mit einem großen Plakat „Peking – Paule für Potsdam“ anzufeuern. Die anderen starken Potsdamer Triathleten mit Gregor Buchholz, Nils Frommhold und Franz Löschke an der Spitze hatten den Wettkampf ab früh um vier in ihrem Trainingslager im österreichischen Wels gemeinsam vor dem Fernseher verfolgt. „Wie sich Paule auf der zweiten Hälfte der Laufstrecke noch ein paar Plätze nach vorn geschoben hat – das war einfach toll“, schwärmte Trainer Tom Kosmehl.
Am kommenden Montag kommt Christian Prochnow aus Peking nach Hause. Dann soll dem Olympia-15. ein schöner Empfang bereitet werden. Natürlich will auch Ingrid Prochnow dabei sein. Vielleicht bereitet sie ihrem Jungen ja sogar sein Lieblingsgericht: Tortellini mit allen möglichen Soßen.
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