zum Hauptinhalt
Gut vorbereitet nach Hawaii. Helmut Schicketanz trainierte auch daheim in Kleinmachnow für den berühmtesten Ironman am 13. Oktober auf der Pazifikinsel.

© Manfred Thomas

Sport: Pazifik und Lava zum Siebzigsten

Helmut Schicketanz aus Kleinmachnow startet Mitte Oktober zum zweiten Mal beim Ironman Hawaii. Für diesen Triathlon-Härtetest hat er wöchentlich bis zu 30 Stunden trainiert

Stand:

Kurz vor seinem 70. Geburtstag gönnt sich Helmut Schicketanz etwas ganz Besonderes: Schwimmen im offenen Meer, anschließend Radeln und Laufen durch Lavafelder. Am gestrigen Freitag flog der Kleinmachnower via Chicago nach Hawaii, wo er aber keinen Urlaub machen, sondern am 13. Oktober am Ironman, dem ältesten und berühmtesten Triathlon, teilnehmen wird. Bei dem wird Schicketanz 3,86 Kilometer im Wasser und 180 Kilometer auf dem Rad zurücklegen, ehe es zum abschließenden 42,195-Kilometer-Marathon geht. Ein Härtetest der besonderen Art, für den sich die Teilnehmer vorab qualifizieren müssen.

Auch Helmut Schicketanz konnte nicht einfach so ins Polynesische Dreieck reisen, um vor Kailua auf der Hauptinsel Hawaii in der Altersklasse M70 anzutreten und zunächst durch den Pazifik zu kraulen, ehe es auf dem Highway durch Lavawüsten und enorme Hitze geht. Der gebürtige Cottbuser, der früher beruflich in der Halbleitertechnik tätig war und Mitte der 90er Jahre aus Berlin nach Kleinmachnow umsiedelte, holte sich das Ticket zu den inoffiziellen Weltmeisterschaften im Langstrecken-Dreikampf beim diesjährigen Lanzarote-Ironman im Mai in Puerto del Carmen, wo sich der Sieger der Altersklasse 70 bis 74 für Hawaii qualifizierte. Schicketanz wurde dort zwar in 15:17:03 Stunden „nur“ Zweiter hinter Winfried Schmidt vom TV Bommersheim, hatte aber das Glück, dass der frühere Mitteldistanz-Weltmeister aus Hessen keine Hawaii-Ambitionen hatte. „Hinterher war ich einfach glücklich, denn ich wollte unbedingt noch einmal auf Hawaii dabei sein“, erzählte der vierfache Vater vor seinem gestrigen Abflug. 2008 hatte er schon einmal den Ironman Hawaii bestritten; damals wurde er in 14:49:38 Stunden 13. von insgesamt 30 Startern in der AK 65. Im Jahr darauf versuchte er beim Ironman Brazil in Florianopolis erneut, sich zu qualifizieren, verpasste aber als Dritter seiner Altersklasse das Ticket.

Nun aber hat es wieder geklappt, und Helmut Schicketanz hat sich so gut wie noch nie auf die Ironman-Herausforderung vorbereitet. „2007 und 2008 habe ich 24 Stunden pro Woche für Hawaii trainiert, jetzt waren es 30 – so viel wie noch nie. Da kamen in der Woche rund neun Stunden Schwimmen, 300 Kilometer auf dem Rad und 60 bis 65 Lauf-Kilometer zusammen“, so der durchtrainierte Endsechziger, der in jungen Jahren Handball spielte, sich in den 80er Jahren verstärkt dem Laufen widmete und Anfang der 90er Jahre bei einem ersten Schnupper-Triathlon in Ostfriesland Gefallen am Dreikampf fand. Seinen guten Trainingszustand schreibt er auch seinem Potsdamer Coach Erik Thormann zu. „Ich habe noch nie so viel trainiert wie mit Erik. Bei ihm habe ich nicht nur gelernt, viel besser zu schwimmen, indem ich beispielsweise beim Kraulen jetzt nicht mehr wie früher nur links, sondern links und rechts atme, was eine bessere Wasserlage erlaubt. Er hat mich auch beim Laufen ordentlich nach vorn gebracht.“ Beim diesjährigen Lanzarote-Ironman war Schicketanz in 5:31:39 Stunden der Schnellste seiner Altersklasse im abschließenden Marathon.

„Durch Eriks Training weiß ich jetzt, welches läuferische Potenzial ich habe“, sagte Helmut Schicketanz, der per pedes auch viel im heimatlichen Kleinmachnow übte und in der Nähe Belzigs Kraft durch Berganfahrten tankte. „Ich fühle mich für Hawaii gut gerüstet und in Form.“ Er wolle vorab keine Prognose für den 13. Oktober abgeben. „Ich will einfach sehen, wie ich mich am Wettkampftag fühle. Damit bin ich auf Lanzarote auch gut gefahren“, so Schicketanz, der derzeit 66 Kilo auf die Waage bringt. „Ich habe mir aber vorab mal meine Konkurrenz angeschaut und sehe durchaus Chancen für eine Top-Zehn-Platzierung.“ Sein Vorteil im 25-köpfigen Teilnehmerfeld der AK 70: Er zählt dort zu den Jüngsten und startet laut Reglement in dieser Altersklasse, weil er in diesem Jahr sieben Lebens-Jahrzehnte vollendet.

Nach Hawaii will Helmut Schicketanz keinen weiteren Ironman mehr bestreiten. „Der Zeitaufwand dafür ist doch enorm“, erklärte er. „Triathlon wird aber weiter zu meinem Leben gehören. Ich will mich dann der Halbdistanz, dem sogenannten Ironman 70.3, widmen.“ Bei dem werden 1,9 Kilometer geschwommen, 90 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt und der 21,1-Kilometer-Halbmarathon gelaufen. Als ersten Wettkampf auf diesen Distanzen hat Schicketanz den Thomas Cook Ironman 70.3 Mallorca am 11. Mai 2013 in Alcudia im Blick. Zuvor aber will er nach dem Ironman Hawaii gemeinsam mit seinem Sohn Sven, der ihn wie schon 2008 begleitet, noch die Inseln Lana’i, Moloka’i und O’ahu mit der Hauptstadt Honolulu besuchen. Und währenddessen am 19. Oktober seinen 70. Geburtstag feiern. Ein schönes Geschenk dazu will er sich selbst vorher schon machen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })