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MEINE Woche: Peinliche Stille

So, nun ist es also mal wieder so weit: Die Familie ist abgereist, die letzten Pfefferkuchen sind aufgegessen und in der Küche stapeln sich riesige Berge schmutzigen Geschirrs vom letzten Gänsebratenessen. Und so schnell ist Weihnachten wieder vorbei!

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So, nun ist es also mal wieder so weit: Die Familie ist abgereist, die letzten Pfefferkuchen sind aufgegessen und in der Küche stapeln sich riesige Berge schmutzigen Geschirrs vom letzten Gänsebratenessen. Und so schnell ist Weihnachten wieder vorbei! Trotz der langen Vorweihnachtszeit kam bei mir erst am Heiligen Abend wirkliche Weihnachtsstimmung auf. Das lag weniger an den frühlingshaften Temperaturen in Potsdam als viel mehr an dem Lernstress kurz vor Semesterende. Wenn dann aber am Heiligabend die ganze Familie zusammenkommt und sich neugierig über die verpackten Geschenke beugt, ist dies der Moment, wo auch bei mir endlich Weihnachten eingekehrt ist.

Mein Highlight in diesem Jahr war der Besuch eines Trompetenkonzertes im Berliner Dom vor ein paar Tagen. Dabei faszinierte mich neben der tollen Musik auch ein anderes Phänomen, das mich jedes Mal wieder amüsiert. Und damit verhält es sich so: Die Musiker treten ein – alles klatscht und jubelt. Das erste Lied ertönt und wird beendet. Stille. Keiner klatscht. Peinliche Stille. Man denkt sich, klatscht jetzt mal jemand? Warum klatscht denn keiner? Die Musiker, sichtlich verunsichert, blättern verlegen in ihren Notenheften und spielen das nächste Lied an. Ende. Wieder Stille – jetzt fängt ganz links einer an zu klatschen – sofort stimmen alle mit ein. Beim nächsten Lied wieder Stille, auch beim übernächsten nur ein verzweifelter Alleinklatscher. Das Ende des nächsten Liedes naht, man kann es schon erahnen: wieder Stille. Nach zehn Sekunden steht der Haupttrompeter beherzt auf, blickt ins Publikum und fordert die Menge auf zu applaudieren. So verging die erste halbe Stunde des Konzertes und ich habe vor lauter Verunsicherung über den Klatschrhythmus fast vergessen, der wundervollen Musik zu lauschen. Aber Gott sei Dank nur fast.

Juliane Switala ist in Potsdam aufgewachsen, 25 Jahre alt und studiert seit einem Jahr in Erfurt.

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