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Sport: Peking fest im Fokus

Triathlet Christian Prochnow ist zurück in Potsdam und möchte sich noch für Olympia qualifizieren

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Er ist wieder hier – hier in seinem Revier. Und er will es nochmal wissen: Christian Prochnow, von seinen Freunden nur „Pau- le“ gerufen, ist aus Saarbrücken zurück in Potsdam und will sich noch für die Olympischen Spiele in Peking qualifizieren.

Vor drei Jahren zog der Triathlet des Zeppelin-Teams aus dem Potsdamer Luftschiffhafen zum Bundesstützpunkt Saarbrücken, wo er als Sportsoldat beste Voraussetzungen für seinen Sport hatte. Außerdem schwimmt, radelt und läuft Prochnow seit 2006 in der Bundesliga für das Spitzenteam ASICS Witten. Allerdings hatte er auch immer wieder Verletzungspech. Vor allem zwei Ermüdungsbrüche im linken Fuß warfen den jetzt 25-Jährigen mehrmals zurück. Seinen elften Platz bei den U23-Weltmeisterschaften 2005 im japanischen Gamagori wertet er selbst als größten Erfolg der letzten Jahre.

2007 vergeigte Prochnow seinen Weltcup-Auftritt in Manchester völlig, als der einstige OSC-Schwimmer, der 1997 zu den Dreikämpfern gewechselt war, schon nach der ersten Teilstrecke abgeschlagen aus dem Wasser kam und sich am Ende mit Platz 58 zufrieden geben musste. „Danach lief es besser: Ich wurde in Gelsenkirchen mit Witten Deutscher Meister und kam in Tiszaujvaros beim Weltcup als zweitbester Deutscher auf Platz neun. Außerdem holte ich dort mit Deutschland Silber der Team-Weltmeisterschaften“, erzählt er zurückblickend. Einen Monat später konnte er in der französischen Triathlon-Liga, in der er als Gaststarter für Metz Tri antrat, mit Platz fünf in La Baule ebenfalls auf sich aufmerksam machen. „Daraufhin lud mich Sportdirektor Rolf Ebeling zu einem Gespräch ein, in dem er mir sagte, dass Peking 2008 für mich noch nicht ganz abgehakt sei“, so Prochnow, dem da schon sein Ausscheiden aus der Sportfördergruppe signalisiert worden war. „Als dann Anfang Oktober mein Start beim Weltcup auf Rhodos krankheitsbedingt ins Wasser fiel, ging alles ganz schnell“, erinnert er sich. „Ich habe innerhalb von nur vier Stunden beschlossen, zurück nach Potsdam zu ziehen, habe alle meine Sachen in meinen Kleinbus gepackt und bin nach Hause gekommen.“

Derzeit wohnt er daheim bei seinen Eltern in Sputendorf, in der nächsten Woche zieht er in eine Wohngemeinschaft mit Tobias Krisa, einem Triathleten des Zeppelin-Teams Potsdam. „Die Wohnung liegt in der Zeppelinstraße nahe des Luftschiffhafens. Das ist optimal“, meint Prochnow. Der sich in einem ausführlichen Gespräch mit seinem langjährigen Heimtrainer und Freund Ron Schmidt für die Herausforderung Olympische Spiele entschied. „Bei den vielen sozialen Kontakten, die ich nach wie vor in Potsdam habe, ist die Gefahr der Ablenkung groß“, formuliert es der Dreikämpfer selbst. „Ich will in diesem Jahr aber alles meinem Ziel Peking unterordnen und meinen Fokus fest darauf richten.“ Die in Saarbrücken und mit dem ASICS-Team Witten gesammelten Erfahrungen sollen ihm dabei helfen. Bis zum Frühjahr ist er durch Überbrückungsgeld der Bundeswehr noch abgesichert, parallel dazu will er sich als selbständiger Fitness-Trainer ein berufliches Standbein auch für die spätere Zukunft schaffen. Bald, so hofft er, wird auch seine Freundin Manuella Müller – eine einstige Potsdamer Leichtathletin, die jetzt in Saarbrücken Psychologie studiert – an die Havel zurückkehren.

Um im Peking dabei sein zu können, muss Christian Prochnow in diesem Jahr sehr sehr gut sein. Daniel Unger (TV Mengen) und Jan Frodeno (Tri-Sport Saar Hochwald) sind für Olympia 2008 bereits gesetzt, alle anderen deutschen Triathleten bewerben um das einzige noch freie Ticket. „Gegenüber einigen Athleten, die schon für die EM qualifiziert sind, bin ich im Nachteil – trotzdem will ich es schaffen“, sagt der Potsdamer. Dazu muss er zunächst beim Point-Race Mitte April im spanischen Pontevedra bester Deutscher werden, anschließend bei den Europameisterschaften im Mai in Lissabon unter den Top 15 landen und zumindest zweitbester Deutscher sein, schließlich Ende Mai beim Weltcup in Madrid noch einmal überzeugen. „Madrid ist für viele Länder die finale Olympia-Qualifikkation; entsprechend wird dort die Post abgehen“, ahnt „Paule“ schon jetzt.

Um dafür gut gerüstet zu sein, hat Christian Prochnow, der auch in der Bundesliga-Saison 2008 für Witten starten wird, vor Weihnachten mit der Nationalmannschaft zwei Wochen auf Lanzarote geübt; Mitte Januar fliegt er ins nächste Trainingslager im südafrikanischen Potchefstroom, später erneut nach Lanzarote. „Zwischendurch“ gewann er den Silvesterlauf des Potsdamer LC (PNN berichteten). „Dieser Lauf“, meint Prochnow, „hat mir gezeigt, dass ich bei meiner Vorbereitung auf dem richtigen Weg bin. Ich war selbst überrascht, wie flott meine Beine nach dem Trainingslager waren. Es hat Spaß gemacht, mal wieder zu Hause zu laufen.“ Wieder hier, in seinem Revier.

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