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Landeshauptstadt: Pendler sind das Problem

Beigeordneter Klipp erklärte den Linken das Verkehrskonzept – sie lehnen es weitgehend ab

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Potsdam-West – Die große Zahl der Berufspendler, die morgens mit dem Auto in die Stadt fahren und sie am Abend wieder verlassen, sind laut dem Beigeordneten Matthias Klipp (Bündnis 90/Grüne) das Hauptproblem des motorisierten Verkehrs in Potsdam. Es müsse erreicht werden, dass die Pendler vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umsteigen, erklärte er am Sonntag beim Frühschoppen der Linken im Club 91 in der Kastanienallee.

„Wenn das nicht gelingt, wird Potsdam im Autoverkehr ersticken“, sagt Klipp voraus. Das Bevölkerungswachstum werde anhalten, trotzdem solle mit dem „Stadtentwicklungskonzept Verkehr“ der Anteil des Autos am Gesamtaufkommen von 32 auf 23 Prozent abnehmen. So werde durch die Parkraumbewirtschaftung – geplant ist eine Erhöhung der Parkgebühren – die Innenstadt für Autofahrer weniger attraktiv. Große Arbeitgeber wie die Stadtverwaltung und die Ministerien sollten ihre großen Parkanlagen nicht kostenlos zur Verfügung stellen, forderte Klipp. An den Ausfallstraßen werde über moderne Verkehrsrechner der Autostrom in den Spitzenzeiten per „Pförtnerampel“ gestoppt, um die Feinstaub- und Lärmbelastung in der Innenstadt unter den Grenzwerten zu halten. Das Land stelle hierfür zwei Millionen Euro zur Verfügung. Ferner würden mehr Möglichkeiten für „Park & Ride“ geschaffen.

Aus dem Kreis der etwa vierzig Teilnehmer der Veranstaltung gab es Kritik, dass diese Lösungen in Potsdam-West kaum gegeben seien. So fehlten Stellplätze an den Bahnhöfen Potsdam-Sanssouci und Charlottenhof. Letzterer Bahnhof sei wegen der steilen Treppen nur eingeschränkt erreichbar, überhaupt müsse der Regionalverkehr auf der Schiene attraktiver werden. „Das ist ein sehr dickes Brett, dass wir bei der Bahn bohren müssen“, antwortete Klipp, der sich für eine Verbesserung einzusetzen versprach.

Das Verkehrskonzept enthält unter anderem die neue Straßenbahntrasse nach Golm. Der Ortsvorsteher von Eiche, Ralf Jäkel (Die Linke), kritisiert, dass die Ablehnung der Trassenführung durch die Bürgerinitiative ignoriert werde. Ein Beschluss des Ortsbeirats, die Tram an Eiche heranzuführen und in Höhe der Polizeikasernen zu wenden, bleibe unberücksichtigt. Klipp: „Die Partikularinteressen der hier lebenden Bürgerinnen und Bürger müssen mit den Interessen der Gesamtstadt abgewogen werden.“ Der Universitäts- und Wissenschaftsstandort Golm brauche eine bessere ÖPNV-Anbindung.

Klipp warb bei den Linken um Unterstützung für das Verkehrskonzept, stieß jedoch teilweise auf Granit. „Manche Passagen lesen sich wie ein Verkehrsverhinderungskonzept“, sagte Jäkel. In der Innenstadt müsse der Verkehr wie der Blutkreislauf am Herzen durchlässig bleiben. Mit einem Stopp am Rande sei nichts erreicht. Klipp meint hingegen, dass ein Ausbau vorhandener Straßen nicht möglich sei. Der Plan einer Tunnelstraße unter der Nauener Vorstadt sei „eliminiert“ worden. Der geplante Umbau der Behlertstraße werde an der Durchlässigkeit nichts ändern. Auf die geplante Verengung der Breiten Straße wegen des Turmbaus der Garnisonkirche angesprochen, sagte Klipp: „Der heutige Verkehr ist auch nach dem Wiederaufbau abzuwickeln.“ Eine Verlegung der Baugrenze für den Turm komme laut Bebauungsplan nicht infrage. Günter Schenke

Günter Schenke

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