Von Richard Rabensaat: Perlen aus Potsdam
Forschungsverbund soll die Wissenschaft fördern
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Wie Perlen auf einer Kette reihen sich die wissenschaftlichen Forschungsinstitute in Potsdam, meint Sabine Kunst, Präsidentin der Universität Potsdam. Deshalb sei es nahe liegend gewesen, Pearls, also Perlen, als Akronym für das neu gegründete „Potsdam Research Network“ zu wählen. Zusammen mit 18 Partnerinstituten will die Universität die Wissenschaftsregion Potsdam nicht nur verstärkt ins Rampenlicht rücken, sondern auch mit neuen Projekten bundesweit einmalige Forschungsschwerpunkte setzen.
Beispielsweise bei der Forschung zu Naturkatastrophen, neudeutsch Geo hazards genannt. Sichtlich zufrieden weist Reinhard Hüttl, wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) auf das Tsunami-Frühwarnsystem hin, das am 11. November 2008 in Indonesien seinen Betrieb aufgenommen hat. An dem System aus Seismografen, Meeresbojen, Satelliten und viel High-Tech haben Forscher des Potsdamer GFZ federführend mitgebastelt. 45 Millionen Euro standen für die Entwicklung des Warnsystems zur Verfügung. Das GFZ ist nun auch bei Pearls mit dabei. Die Weltbevölkerung wachse rasant, Klimaveränderungen die früher lange Zeitskalen benötigten, vollzögen sich immer schneller, deshalb würden sich die Geowissenschaften zu einem „Motor der Wissenschaften“ entwickeln, mutmaßt Hüttl.
„Nach Neuem suchen, das geht auch am Labortisch, in der Petrischale. Aber die Zusammenhänge sind international und interdisziplinär, deshalb muss man über den Tellerrand schauen“, stellt Eckhard George, Vizepräsident der Leibniz-Gemeinschaft fest. Hier könne ein Netzwerk aus mehreren Forschungsdisziplinen neue Forschungsschwerpunkte setzen. Wenn ein Sturm Städte zerstöre oder Küstenregionen unter Wasser stünden, sei dies ebenso ein geologisches wie ein soziales Problem. Deshalb sollen auch die Gesellschaftswissenschaften beim Forschungsverbund mit im Boot sein.
Zweck von „Pearl“ sei es nicht zuletzt, erfolgreich Forschungsmittel zu akquirieren, bemerkt der Geowissenschaftler Manfred Strecker von der Universität Potsdam. Ein entsprechender Antrag in Höhe von mehreren Millionen Euro werde derzeit in einer Zusammenarbeit mehrerer Forschungsinstitute vorbereitet.
Bereits erfolgreich hat der Molekularbiologe Bernd Müller-Röber auf dem Gebiet der Interaktion von pflanzlichen Zellen und Organen geforscht. Er zeigt einen weißen Plastiklöffel, der aus pflanzlichen Plastikgranulat hergestellt wurde. Das Ausgangsmaterial dafür war Lignin, ein Material das gegenwärtig noch überwiegend auf dem Kompost landet. Röber hofft, dass das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie hier in Zusammenarbeit mit anderen Instituten noch weitere auch kommerziell erfolgreiche Patenten zu Biorohstoffen entwickeln werde.
Abseits hoch trabender Wissenschaftsprosa hat das Forschungsnetzwerk auch einen ganz bodenständigen Zweck. „Wir können so besser auf das Problem der ,dual career’ reagieren“, sagt Enno Aufderheide, Abteilungsleiter für Außenbeziehung bei der Max-Planck-Gesellschaft. Wissenschaftlerinnen seien zumeist auch mit einem Forscher liiert und umgekehrt. Im Forschungsverbund könne man viel einfacher beiden Partnern einen Job verschaffen, wenn ein Nachwuchswissenschaftler nach Potsdam gelockt werden soll.
Richard Rabensaat
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