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Burkhart Franck, Fördervereinschef für den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam.

© Andreas Klaer

Gastbeitrag über Kritik an Burkhard Franck: „Persönliche Diffamierung“

Burkhard Franck soll die Wehrmacht verherrlicht haben. Dieser Vorwurf ist leider so „deutsch“ in ihrer Selbstgerechtigkeit, meint der ehemalige CDU-Stadtverordnete Eberhard Kapuste. Ein Gastbeitrag.

Stand:

Wenn man argumentativ nicht mehr weiterkommt, kann man es ja mal auf der persönlichen Schiene versuchen. Da muss doch was in der Vergangenheit eines Kontrahenten zu finden sein, mit dem man ihm am Zeug flicken kann! Und sei das Gefundene noch so obskur. Nicht nur in den USA, der großen Lehrmeisterin in persönlicher Diffamierung von politischen Gegnern, geschieht dies. Auch hier bei uns. Jetzt ist Herr Franck von der „Fördergemeinschaft Garnisonkirche“ dran, hat er doch in einem Artikel die organisatorischen Leistungen der Wehrmacht beispiellos genannt.

Niemand, der seine fünf Sinne beisammen hat – und dazu gehört auch Herr Franck – wird bestreiten, dass die Wehrmacht einen verbrecherischen Krieg im Auftrag eines verbrecherischen Systems geführt hat und dass dies insbesondere auf den Feldzug in der Sowjetunion zutraf. Aber es ist nun mal leider das Teuflische, dass diese Armee dabei so gut, sagen wir ruhig „beispiellos“, funktioniert hat. Anders ließen sich ihre gewaltigen Anfangserfolge und ihr jahrelanges Durchhalten für eine furchtbare Sache nicht erklären.

"Ich gehe davon aus, dass Herr Franck die Vorwürfe aushalten kann"

In meinem langen Leben bin ich immer wieder auf Engländer, US-Amerikaner und Franzosen gestoßen, die mir sagten, wie beeindruckend sie die Leistungen der deutschen Soldaten fänden. Es war mir manchmal geradezu peinlich. Erst kürzlich geschah mir dies wieder mit einem englischen Geschichtsprofessor, und ich erinnere mich an ehemalige NVA-Offiziere, die mir nach der Wende ihr Erstaunen erzählten, als sie bei Lehrgängen in der Sowjetunion erlebten, wie Operationen der „faschistischen Wehrmacht“ als beispielhaft nachgespielt wurden.

Ich gehe davon aus, dass Herr Franck die Vorwürfe aushalten kann. Sie sind ja leider so „deutsch“ in ihrer Selbstgerechtigkeit. Ansonsten bin ich froh, nicht mehr kommunalpolitisch tätig zu sein. Ich müsste sonst befürchten, man käme auch mir noch auf die Schliche. Existieren von mir doch Fotos, auf denen ich als Zweijähriger stolz an meinem Mantel ein Abzeichen des nationalsozialistischen „Winterhilfswerks“ trage, gekauft und angeheftet von meinen reaktionären Eltern. Kein Wunder, dass ich später Offizier der faschistischen Bundeswehr und danach ein Befürworter des Wiederaufbaus der Garnisonkirche wurde.

ZUR PERSON: Eberhard Kapuste, geboren 1937 in Berlin, ist ehemaliger Stadtverordneter der CDU und war jahrelang Vorsitzender des Ausschusses für Kultur. Der einstige Bundeswehroberst lebt in Eiche

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