Von Erhart Hohenstein: Peter Gabriel und die Kirschen
Des Königs Kirschgarten komplett / Quadriga-Preisträger pflanzten die letzten vier Bäumchen
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Im Park von Sanssouci ist König Friedrichs II. Kirschgarten wiederhergestellt. Unterhalb der Neuen Kammern wurden am gestrigen Tag der Deutschen Einheit die letzten vier von 140 Bäumchen gepflanzt. Wie in den Vorjahren übernahmen das Prominente, die zuvor in Berlin mit der „Quadriga“ ausgezeichnet worden waren. Diesen Preis verleiht der Verein „Werkstatt Deutschland“ für Bemühungen um die europäische Integration und das Zusammenwachsen von Ost und West. In diesem Jahr ging er an den serbischen Ministerpräsidenten Boris Tadic, den brasilianischen Franziskanerpater Eckart Höfling für sein Kinderhilfswerk, das Internet-Lexikon Wikipedia und den Musiker und Menschenrechtler Peter Gabriel.
Gabriel wirkte gelassen, pflanze seinen Baum und fotografierte danach seinerseits die auf ihn wartenden Pressefotgrafen. 58 Jahre ist der Preisträger, der in den 1970er Jahren als Mitglied der Band Genesis bekannt wurde und bis heute als Solokünstler erfolgreich ist. Sein Engagement für die Menschenrechte hat bereits Anfang der 1980er Jahre begonnen, als er ein Lied über den südafrikanischen Bürgerrechtler Steve Biko schrieb, der drei Jahre zuvor von Polizisten ermordet wurde. Vor 16 Jahren hat Gabriel „Witness“ (Zeuge), die Beweismaterial gegen die Verletzung von Menschenrechten sammelt. Der letzte Preisträger der Quadriga wird er nicht sein, aber der letzte Preisträger, der einen Kirschbaum vor den Neuen Kammern pflanzen durfte.
Die Preisverleihung war erstmals 2005 mit Pflanzungen in dem Kirschgarten aus dem 18. Jahrhundert verbunden worden, den die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten wiederherstellen wollte. Damals griffen unter anderem Michail Gorbatschow und Helmut Kohl zum Spaten. Die Öffentlichkeit bleibt ausgeschlossen, denn aus diesem Anlass wird das Gelände durch Sicherheitskräfte weiträumig abgesperrt, auch die Neuen Kammern sind nicht zugänglich.
Dennoch ist Jörg Wacker, der stellvertretende Gartendirektor der Stiftung, für die Unterstützung durch die Promis und die finanzielle Förderung der Sponsoren bei der Rekonstruktion des friderizianischen Kirschgartens dankbar. So wurden auf 400 Quadratmeter Fläche historische Wege wiederhergestellt. Sie trennen im Südteil den eigentlichen Kirschgarten, der wie ursprünglich durch eine neu gepflanzte Hecke abgegrenzt wurde, von den Berceaux, den aus Linden bestehenden Laubengängen. In dem Areal stehen nun wieder 140 Sauer- und Süßkirschen in zehn historischen Sorten aus dem 18. Jahrhundert. Nach dem Abschluss der Baumpflanzung sollen im oberen Teil des Geländes und an der Fundamentmauer der Neuen Kammern ab 2010 die Obstspaliere erneuert werden. An der Schlossmauer werden sie wie in der Ursprungs zeit kunstvoll in die Form von Kandelabern, Palmetten und Cordons (waagerechte und senkrechte Führung der Zweige) geschnitten. Zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen, im Jahr 2012, soll sich der Kirschgarten dem Publikum vollständig im historischen Bild präsentieren. Er war 1772 durch Hofgärtner Friedrich Zacharias Saltzmann angelegt worden. Der König wollte, dass sich in Sanssouci Flora, die Blumengöttin, und Pomona, die Göttin der Gartenfrüchte, die Hände reichten, also Schönes mit Nützlichem verbunden wurde. Mit Kirschen bepflanzt blieb das Revier unterhalb der Neuen Kammern bis 1788/89.
Erhart Hohenstein
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