Landeshauptstadt: Peter Joseph Lenné berät Leonardo da Vinci
Das Projekt „Reformzeit“ soll neue Konzepte hervorbringen – aus Potsdam nehmen vier Schulen daran teil
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Voneinander Lernen, Erprobtes austauschen, Schulen mit Partnern entwickeln – vier Potsdamer Einrichtungen nehmen an dem Projekt „Reformzeit“ teil. Es ist ein auf drei Jahre angelegtes Programm der Robert- Bosch- sowie der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Dabei geht es laut Ingo Müller, Schulleiter der Lenné- Gesamtschule, um die Weiterentwicklung von Lernprogrammen. Am Ende des Projektes soll ein komplettes Konzept für „binnendifferenziertes Arbeiten in Klassen“ stehen. Mit Antworten auf die Frage, wie Schüler verschiedenster Leistungsstärke in einer Klasse am besten individuell gefördert und gefordert werden.
Während aus Potsdam die Eliteschule des Sports (Gesamtschule Friedrich-Ludwig-Jahn), die Coubertin-Oberschule und das Leibniz-Gymnasium so genannte Projektschulen sind und jeweils eine federführende Partnerschule an ihrer Seite haben, wurde die Lenné-Gesamtschule selbst zu einer der insgesamt acht Beraterschulen auserkoren. Eine Beraterschule bekommt einen Etat von insgesamt 6000 Euro und hat drei Projektschulen im Team. 32 private und staatliche Einrichtungen aus Niedersachsen, Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen beteiligen sich an dem Projekt. Laut Ingo Müller sind es jedoch solche Einrichtungen, die ohnehin einen internen Gestaltungs- und Entwicklungsprozess vollziehen. Schaut er sich an, welche Schulen aus Potsdam daran teilnehmen, fehlen ihm die üblichen Verdächtigen. Jene, die nun vor der Schließung stehen, eine Schulstrukturreform fordern und jahrelang eine eigene Profilierung verpasst hätten, sagte Müller. Er habe mit seiner Schule an dem Projekt teilgenommen, weil sich am System selbst nichts ändern werde: Klassen mit bis zu 30 Schülern unterschiedlichster Leistungsstärke würden zum Handeln zwingen. Schule in der herkömmlichen Form sei an ihre Grenze gestoßen. Müller: „Da man die Welt nicht retten kann, muss man sehen, dass man in seiner eigenen Schule weiterkommt.“ Die Einteilung der Schüler in Grund- und E-Kurse, wie vom Gesetzgeber vorgesehen, hätte „keine messbaren Erfolge gebracht“. Dabei schwämmen Schüler im eigenen „Leistungssaft“, es fehlten die Reize beiderseits. An der Lenné-Schule wird daher in Lerngruppen unterrichtet, in denen beispielsweise leistungsstarke Schüler im Englischunterricht zwei Kapitel im Buch lesen, während andere nur eins schaffen. Doch Lesen allein ist nicht der Lerneffekt: Der Leistungsstarke wird gefördert, indem er das Mehrgelesene den anderen danach erzählt. Solche Konzepte, bekannt aus skandinavischen Schulsystemen, werden auch an anderen Potsdamer Schulen praktiziert.
Die Räume der Schulen vom Typ Erfurt würden laut Müller modernen Unterricht nicht zulassen, der Lehrbetrieb müsste ständig entwickelt werden. Wie an seiner Schule, die inzwischen – gemessen an den Anmeldungen beim Ü7-Anwahlverfahren – zu den begehrten in der Stadt gehört. Nun erhofft Müller sich weitere Erkenntnisse auch aus anderen Einrichtungen, die er für seine Schule nutzen will. Zwar seien die Partner-Einrichtungen vom Niveau her auf Augenhöhe, spannend werde es dennoch: Denn seine Projektschulen sind der private Leonardo-da-Vinci-Campus Nauen (Gymnasium und Grundschule), das Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Forst sowie die Potsdamer Sportschule als Gesamtschule. Jan Brunzlow
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