Landeshauptstadt: Pfarrer und Zimmermann
1. März: Fichtmüller übernimmt Vorsitz bei Oberlins
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Babelsberg - Als gelernter Zimmermann und Kranfahrer kommt der 44-jährige Matthias Fichtmüller dem Oberlinhaus gerade recht. Am 14. Juni sei offizielle Grundsteinlegung des Tusnelda-von-Saldern-Hauses und im Herbst beginne man mit dem Erweiterungsbau der Oberlinschule. Dies kündete der kaufmännische Vorstand Andreas Koch gestern bei der Vorstellung des neuen Vorstandsvorsitzenden an. Fichtmüller übernimmt das Amt von seinem Vorgänger Peter Christian Fenner am 1. März.
Der inzwischen 65-jährige Fenner war im Herbst 2006 aus dem Ruhestand in den Vorstand geholt worden, dessen Vorsitz er 16 Monate inne hatte. Seiner Vorgängerin Katharina Wiefel-Jenner war nach knapp einem Jahr Amtszeit überraschend gekündigt worden. Weitere Entlassungen auf Führungsebene folgten, immer mit ähnlicher Begründung – die unterschiedlichen Auffassungen zur strategischen Ausrichtung. Dabei ließen sich Geld und Barmherzigkeit sehr wohl vereinbaren, so Fenner. „Ich weiß nicht, wie man das nicht schaffen kann“, sagte der Pfarrer mit Blick auf seine Vorgängerin. Fenner selbst geriet kurz nach Amtsübernahme in eine „heiße Phase“, wie er sagte. Damals wurden der Führung des Unternehmens Oberlin in anonymen Briefen und Anrufen kriminelle Machenschaften vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf, hat aber mittlerweile die Untersuchungen eingestellt. „Danach nahmen wir uns vor, die über 1200 Mitarbeiter im Verein mehr an unseren Vorhaben teilhaben zu lassen“, sagte Fenner. Es gab eine Informationsveranstaltung, deren Teilnahme Pflicht war. Hier stellte der Vorstand das Strategiepapier 2013 vor. Strittiger Punkt darin: Eine hausinterne Arbeitsordnung, die von der bisher gezahlten Arbeitsrichtlinien (AVR) des Diakonischen Werkes abwich. Mit erteilten Ausnahmegenehmigungen des Diakonischen Rates greife inzwischen die Arbeitsordnung im Verein und den Oberlin-Gesellschaften Berufsbildungswerk (BBW) und Oberlinklinik. „Aber nur bei Neueinstellung“, betonte Koch. 90 Prozent der Belegschaft werde nach wie vor nach AVR bezahlt. Und auch die Neuen seien nicht schlechter gestellt, erklärte der noch amtierende Oberlinchef. Krankenschwestern erhielten nach beiden Entgeltordnungen in der Grundstufe 1850 Euro, Assistenzärzte jetzt sogar mehr, so Fenner. Die wirtschaftliche Situation des Vereins Oberlin sei gut, bilanzierte der kaufmännische Vorstand das Jahr 2007. Man habe vor allem durch den Umzug der Klinik in den Neubau bei laufendem Betrieb und durch neue arbeitsrechtliche Vorschriften für die Ausbildung von Rehabilitanten im BBW mit Einbußen in den beiden umsatzstärksten Bereichen des Vereins gerechnet. „Am Ende hatten wir sogar ein Plus.“
Als gebürtiger Brandenburger sei ihm das Oberlinhaus schon deshalb ein Begriff gewesen, weil seine Großmutter für die Einrichtung früher Briefmarken sammelte, sagte der künftige Vorsitzende Fichtmüller. Bis jetzt sei er Superintendent in Jüterbog für den Niederen Fläming gewesen und wisse sehr wohl, „dass Oberlin in einer anderen Liga spielt“. Die vier Wochen bis zur Amtsübernahme nutzte er deshalb, um sich allen Bereichen vorzustellen. Wenn die Eindrücke blieben, wie in den ersten 19 Tagen. „dann wird es gut“, sagte der Pfarrer und Handwerker. Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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