Landeshauptstadt: Pfiffe für die Minister
An der Uni wurde gestern die Bibliothek der Philosophischen Fakultät eröffnet / AStA kritisiert Finanzloch
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Sanssouci - Vor allem gibt es nun Platz. Die neuen Bereichsbibliothek für die Philosophische Fakultät der Universität Potsdam, die gestern im Hof des Südcommouns am Neuen Palais eingeweiht wurde, bietet den Studierenden nun 170 Arbeitsplätze. An die 130 000 Bände der Germanisten, Philosophen, Romanisten oder auch der Jüdischen Studien sind nun in dem Neubau von 1100 Quadratmetern versammelt, zuvor waren sie auf verschiedene Bibliotheken der Uni verteilt, Arbeitsplätze gab es nach Auskunft von Direktorin Ulrike Michalowski gerade mal an die 20. Für sie ist der Neubau für die Uni-Bibliothek ein enormer Fortschritt.
Die Studierenden sehen das anders. Kaum nahten die Minister zur Einweihung, da entrollten sie schon Plakate auf denen zu lesen war: „Wo sind unsere Bücher?“ Es geht den Studierendenvertretern vom amtierenden AStA um eine Lücke von rund 500 000 Euro, die im Haushalt der Uni-Bibliothek klafft. Die Summe stelle die Differenz zu dem geplanten Haushalt von rund zwei Millionen Euro dar, erklärt Michalowski auf Nachfrage der PNN. Das Finanzloch gehe noch auf den Wegfall der Bundesmittel vor drei Jahren zurück, den man nun ausgleichen müsse. Ein Etat von zwei Millionen Euro könne erst in zwei bis drei Jahren erreicht werden. „Die Studierenden ärgert vor allem, dass die Zeitschriften der Naturwissenschaften durch ihre starke Verteuerung einen Großteil des Etats auffressen“, erklärt sie den Unmut.
Finanzminister Rainer Speer (SPD) stellte sich dann dumm und fragte die Protestler, was sie denn meinen würden. In dem modernen, geschickt in das Weltkulturerbe eingefügten Glas-Neubau sehe er doch viele, viele Bücher. Die Pfiffe der Studierenden konterte er mit alt bekannter Schnodderigkeit: „Morgen spielt Babelsberg 03 gegen Stuttgart, da können wir Unterstützung gebrauchen.“ Ansonsten sei bekannt, dass das Land der Wissenschaft Priorität einräume. Der 4,3 Millionen teure Bau sei das beste Zeichen dafür. Speers Kollegin, Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU), hatte zuvor versucht, der Kritik der Studierenden mit Argumenten zu begegnen. Die Hochschulen würden vom Land einen Globalhaushalt zur freien Verfügung erhalten. „Die Entscheidung, wie viel Geld an die Bibliothek geht, muss an der Hochschule getroffen werden“, sagte Wanka. Dann hatte sie noch einige Bonbons zur Beruhigung: Brandenburg sei, was die Mittel pro Student angehe, mittlerweile bundesweit im Mittelfeld, die DFG habe die Potsdamer Geisteswissenschaften in ihrem Ranking hervorgehoben und zu guter Letzt hätte just gestern die Bund-Länder-Kommission das Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) zum Leibniz-Institut erklärt.
Also alles halb so wild? Für die Studierenden nicht unbedingt. Eine Studentin monierte etwa, dass gestern wegen der Einweihung schon ab 15 Uhr geschlossen war. „Verkürzte beziehungsweise keine Öffnungszeiten an Wochenende beginnend mit Freitag“ sind dem AStA schon lange ein Dorn im Auge.
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