Landeshauptstadt: Pfifferlinge, Fleisch und Ingwer
Die Band „Girl from The Castle“ aus London verbringt eine Woche in Potsdam
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Ihr habt am Dienstagabend einen trashig-krachigen Auftritt beim Rubys Tuesday im Waschhaus hingelegt. Es gab kratziges Geschrammel, rauchigen Gesang und fetzige Beats. Doch wie kommt ihr zu eurem doch eher femininen Bandnamen „Girl from Castle“?
Roland Antony Fischer-Vousden: Wir sind Fans deutscher Literatur. Franz Kafka, Heinrich Böll und Günter Grass sind bedeutende Literaten. Unser Bandname ist ein Zitat aus dem Roman „Das Schloss“ von Franz Kafka. Er kritisiert darin die Bürokratie und die Unerreichbarkeit eines Schlosses.
Ihr seid aus London nach Potsdam gekommen um Musik zu machen. Wie lang gibt es eure Band schon?
Roland Antony Fischer-Vousden: Seid wir 11 Jahre alt sind machen wir zusammen Musik. Die war jedoch immer ziemlich schlecht. Damals hieß unsere Band noch „Frightening for you“. Seid zwei Jahren nehmen wir die Sache ernster. Wir sind bisher nur in Großbritannien aufgetreten und diese Woche zum ersten Mal außerhalb. Vorher mussten wir noch unser Abitur abschließen.
Stellt euch vor, eure Band sei eine Pizza. Mit was sollte sie belegt sein?
Mark Lewis: Also als erstes Pfifferlinge, denn das wäre eine komische Sache, die unsere Originalität beschreibt. Fleisch sollte natürlich auch drauf sein, das steht für den Punk unserer Band. Dann darf herzhafter Käse, eine halbe Karotte und Ingwer nicht fehlen. Das ist etwas Schräges und Neues.
Welche Bands inspirieren euch zu eurer Musik?
Mark Lewis: The Cramps, Steel Pulse, Bombay Bicycle Club aus London und die Berliner Band Ideal sind Vorbilder von uns.
Roland Antony Fischer-Vousden: The Beatles und Kraftwerk gehören auch dazu.
Erzählt uns etwas aus eurem Tourleben.
Joshua Field: Haha. Wir hassen Sex und Drogen. Wir wollen Papst werden.
Ihr seid zum ersten Mal in Potsdam und verbringt nun eine Woche hier bis zu euren nächsten Konzerten: Was interessiert oder gefällt euch besonders an der brandenburgischen Landeshauptstadt?
Joshua Field: Potsdam hat eine tolle Natur. Die uns heute auch schon nützlich war. Mark hat keine Trommelstöcke für das Schlagzeug mitgebracht, also haben wir heute Abend Äste benutzt.
Roland Antony Fischer-Vousden: Die Natur inspiriert unsere Musik. An Potsdam mögen wir besonders den Kontrast zwischen den märchenhaften Schlössern und heruntergekommenen Wohngegenden. Das macht Potsdam aus.
Bei eurem Gig im Waschhaus hattet ihr vor allem jugendliche Zuhörer. Welche Unterschiede könnt ihr zwischen dem britischen und dem deutschen Publikum feststellen?
Joshua Field: Das deutsche Publikum ist toll. Die Leute sind sehr willkommen heißend und offen für neue Musik. Wir haben sehr positives Feedback bekommen. Die englischen Zuhörer sind konservativer und voreingenommener.
Roland Antony Fischer- Vousden: Alle Londoner Independent Musiker wollen wie Pete Doherty sein – und davon wollen wir uns absetzen.
Die Fragen stellte Friederike Haiser
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