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Landeshauptstadt: Pirschheide: Opfer sprechen von Neonazi-Überfall

1. Mai: Ermittlungen der Polizei zu Gewalttaten dauern an / Videos zu Döner-Schlägerei liegen vor

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Innenstadt/Potsdam-West/Schlaatz - Ein Mädchen wurde mit zwei Flaschen in den Bauch geschlagen, die Jungs haben Tritte und Schläge ins Gesicht und auf den Körper abbekommen – mit dieser drastischen Schilderung wandten sich gestern mehrere Potsdamer Jugendliche an die Öffentlichkeit. Auf der Internetseite des Vereins Opferperspektive e.V. schildern sie ihre Sicht einer Gewalttat vom 1. Mai, zu der die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung mit einem möglicherweise politischen Motiv ermittelt. Über das, was ihnen an einer Badestelle an der Pirschheide passierte, sind sich die Opfer sicher: „Wir wurden von Neonazis angegriffen.“

Nach der Schilderung hätten zum Tatzeitpunkt am frühen Abend zunächst 25 bis 30 Personen am Wasser gefeiert. Zwei aus der Gruppe der späteren Opfer seien schließlich Holzkohle holen gegangen – und plötzlich von „sechs bis acht Neonazis“ verfolgt worden. Allerdings verlief diese erste Begegnung offenbar noch glimpflich – bis laut Aussage 20 Minuten später 50 bis 60 Neonazis auftauchten: „Sie sind auf uns zugestürmt und wollten uns verprügeln.“ Dabei hätten dieAngreifer „Zecken“ und „Scheiß Punks“ gerufen. Geholfen habe den Angegriffenen ein Mann, der die Tür zu seiner Anlegestelle – offenbar von einem Segelclub – öffnete und so ein großer Teil der Gruppe dort Unterschlupf fand. Jedoch hätten andere Anlieger solche Hilfe verweigert, betonten die jungen Leute: „Sechs unserer Leute draußen wurden verletzt.“ Als die Polizei mit Blaulicht erschien, seien die Angreifer geflüchtet. Laut Polizeisprecherin Doreen Matthes sind inzwischen vier männliche Tatverdächtige ermittelt. Als Waffen seien Schlagstöcke, abgebrochene Flaschenhälse und Äste benutzt worden, so Matthes: „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.“

Auch die Ermittlungen der Polizei zu der Massenschlägerei vor einem Döner- Stand in der Brandenburger Straße dauern an. „Es kann noch keine abschließende Gesamtbewertung des Sachverhalts vorgenommen werden“, sagte Matthes. Die eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe habe bislang über 60 Personen vernommen: „Ferner liegt der Kriminalpolizei Videomaterial vor, welches detailliert ausgewertet wird.“ Die Videos sollen von Handykameras stammen. Bei der Schlägerei am Nachmittag des 1. Mai waren acht Menschen verletzt worden, nachdem 30 teils betrunkene Männer einer als römische Legionäre verkleideten Männertagsgesellschaft und die Mitarbeiter des Döner-Stands in Streit geraten waren. Die Antifa und auch die Opferperspektive stufen die Tat als ausländerfeindlich motiviert ein. Die Polizei betont, dass es dafür bislang keine Hinweise gebe. Bei der Schlägerei sollen laut Zeugen Beleidigungen wie „Scheiß Türken“ gefallen sein. Laut der Opferperspektive soll die Gruppe vorher auch in Babelsberg aufgefallen sein. H. Kramer

H. Kramer

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