Landeshauptstadt: Pläne für Insulin-Fabrik vor dem Aus Pharma-Unternehmen Glucometrix ist insolvent
Golm - Die Pläne des Golmer Pharma-Unternehmens Glucometrix AG waren kühn: Eine Insulinfabrik mit 250 Beschäftigten sollte in dem Ortsteil entstehen, nahe dem Gründerzentrum „Go:In“, wo die Firma bisher ansässig ist. Im globalen Markt für das Diabetes-Mittel Insulin – der Bedarf wächst stetig – wollte man mit einem verbesserten Medikament ganz vorn mitspielen.
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Golm - Die Pläne des Golmer Pharma-Unternehmens Glucometrix AG waren kühn: Eine Insulinfabrik mit 250 Beschäftigten sollte in dem Ortsteil entstehen, nahe dem Gründerzentrum „Go:In“, wo die Firma bisher ansässig ist. Im globalen Markt für das Diabetes-Mittel Insulin – der Bedarf wächst stetig – wollte man mit einem verbesserten Medikament ganz vorn mitspielen. „Mehr Lebensqualität für Diabetiker“, lautete das Motto. Doch nun ist am Potsdamer Amtsgericht ein Insolvenzverfahren gegen das Unternehmen eröffnet geworden.
Der Geschäftsbetrieb ruht, die Arbeitsverhältnisse mit rund 20 Mitarbeitern wurden bereits im Frühjahr beendet. Das bestätigte der Potsdamer Insolvenzverwalter Thomas Wulsten den PNN auf Anfrage. Demnach gelang es Glucometrix nicht, einen Großinvestor für die Expansionspläne zu begeistern. Die Firma entwickelte ein neuartiges Insulin, das nicht nur weniger Nebenwirkungen wie Übelkeit haben, sondern auch zu einer Reduzierung der Produktionskosten führen soll.
Für die geplante Fabrik in Golm legte man ein Programm mit sogenannten Genussrechten – eine Art Aktie ohne Mitspracherecht – auf, die Anleger erwerben konnten. Laut Wulsten kamen so bisher rund 8,5 Millionen Euro zusammen – zum Aufbau einer Enzym- und Insulinproduktion in Potsdam seien aber bis zu 140 Millionen Euro veranschlagt worden. Mehrere Versuche, ausländische Großinvestoren zu gewinnen, hätten lediglich nur zu „unverbindlichen Absichtserklärungen“ geführt, auch eine vor vier Jahren gegebene Investitionszusage über 500 Millionen Euro sei gescheitert, so Wulsten.
Das Problem: Bei einer Insolvenz sind die Genussrechte nachrangig gegenüber anderen Forderungen, im schlimmsten Fall gehen die Anleger leer aus. Nach der Pleite des ähnlich finanzierten Windkraftentwicklers Prokon Anfang 2014 sei den Anliegern dieses Ausfallrisiko bewusst geworden, so Wulsten – in der Folge sei der Vertrieb dieser Genussrechte zum Erliegen gekommen. „Daher konnten laufende Betriebskosten und Verbindlichkeiten nicht mehr bedient werden.“
Dennoch hat Wulsten noch Hoffnung. „Wir stehen weiterhin mit einem Schweizer Investor sowie einer weiteren Investorengruppe in Verhandlungen.“ Zudem sei mit einschlägigen Pharmaunternehmen im Insulinbereich Kontakt aufgenommen worden. Ziel sei es, die von der Glucometrix AG geschaffenen wissenschaftlichen Verfahren zur Insulinproduktion zu verwerten – produziert wurde bereits ein Mittel zur Wundheilung bei Diabetikern.
Selbst eine „vollständige Befriedigung“ der Genussrechte-Inhaber sei nicht ausgeschlossen, so Wulsten. Gleichwohl bestehe auch die „nicht unbegründete Hoffnung“, mit einem Investor doch noch die ursprünglichen Planungen für die Insulin-Fabrik in Golm umzusetzen.
Sollte die Glucometrix AG indes untergehen, könnte das zunächst mehr Platz im „Go:In“ schaffen – wie berichtet sind die Flächen in dem Gründerzentrum derzeit knapp. Die Stadt will einen Erweiterungsbau errichten, um mehrere „Go:In“-Firmen dauerhaft in Potsdam zu halten (PNN berichteten). HK
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