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Landeshauptstadt: Plattenrutscher zum Geburtstag

Mit 96 Jahren zog sie nach Potsdam – gestern feierte Paula Sommerfeldt ihren 101. Geburtstag

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Brandenburger Vorstadt – Beim Blick ins Amtsblatt wunderte sich die Sozialbeigeordnete Elona Müller gestern Morgen: Der amtlichen Bekanntmachung nach feierte Paula Sommerfeldt ihren 102. Geburtstag, dabei war sie doch „erst“ 101 Jahr alt geworden. Der Druckfehler tat der guten Laune der Jubilarin jedenfalls keinen Abbruch: „Da haben Sie fürs nächste Jahr schon vorgearbeitet, das ist selten!“, scherzte sie und nahm die Glückwünsche und ein Geschenk der Sozialbeigeordneten entgegen. Mit kleinen Präsenten wurde sie auch von ihren Hausgenossen im Heim für Betreutes Wohnen in der Zeppelinstraße beschenkt. Von der Familie gratulierten ihr unter anderem ihre Nichte Maria Stars und die Großnichte Sabine Dutschko.

Wegen der Familie sei sie vor drei Jahren nach Potsdam gekommen, erzählte Paula Sommerfeldt später. Bei einem Glas Sekt erinnerte sich die Seniorin an frühere Geburtstage: 1945 zum Beispiel gab es statt des Geburtstagskuchens nur „Plattenrutscher“. Das sind Kartoffelpuffer ohne Fett, die auf der Herdplatte gebacken werden, erklärte sie. „Wir haben alles überstanden“, resümierte sie dann. Für ihren 101. Geburtstag hatte sie sich nichts besonderes vorgenommen, freute sich aber über den strahlenden Sonnenschein: „Jedem, wie er es verdient“, kommentierte sie augenzwinkernd.

Bei ihrem Alter kann sie auf ein bewegtes Leben zurückblicken: Geboren wurde Paula Sommerfeldt am 25. Oktober 1905 auf einem Bauernhof in der damaligen Provinz Posen, dem heutigen polnischen Poznan. 1922 wurde ihre Familie von dort ausgewiesen. In Landsberg an der Warthe, dem heutigen Gorzów Wielkopolski, fand sie eine Anstellung bei der Kreissparkasse. Dort blieb sie bis 1945. Ihr Mann fiel im zweiten Weltkrieg. Danach habe sie niemanden mehr gefunden, „wie ich ihn hatte“. Eigene Kinder hatte sie nie. Nach Kriegsende zog sie nach Genthin und fing wieder von vorne an: Sie arbeitete dort bis zu ihrer Rente 1968 in der Gemeindeverwaltung. Von 1972 bis 2002 lebte sie mit ihrer älteren Schwester in Hamburg. In dieser Zeit sei sie viel gereist, erzählte sie gestern: Mit Holland habe es angefangen. Mittlerweile habe sie alle Nachbarländer Deutschlands gesehen, „rundherum“. Ein Unfall im Jahr bewog sie, in ein Haus für Betreutes Wohnen zu ziehen.

In dem Haus der Hoffbauer Stiftung ist sie sehr beliebt, sagte Horst Grünberg. Er schenkte seiner Freundin dann auch „Küsse“, Schokoladenküsse aus Grabow. Auch mit der 100-jährigen Wally Müller stieß sie auf das nächste Jahr an. „Aber machen sie schöne Bilder, ja“, rief sie den Pressefotografen zu. Elona Müller fiel der Abschied von der munteren Dame schwer: „Ich freue mich schon darauf, dass wir uns im nächsten Jahr wieder sehen“, sagte sie. JaHa

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