POSITION: Plattner hat hohen Maßstab
Warum die Linke die Kunsthalle am Mercure-Standort ablehnt Von Hans-Jürgen Scharfenberg
Stand:
Das großzügige Angebot von Hasso Plattner, in Potsdam eine Kunsthalle zu errichten und zu unterhalten, schließt eine lange benannte Lücke im reichhaltigen kulturellen Spektrum der Stadt. Wie geht die Stadt der Toleranz, die Bürgerkommune Potsdam damit um?
Herr Plattner bat den Oberbürgermeister um Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück im Stadtzentrum, war also nicht auf einen bestimmten Ort festgelegt. Die von ihm ursprünglich geäußerte Vorstellung, auf dem Grundriss des Fachhochschulgebäudes bauen zu können, wurde ihm vom Oberbürgermeister ausgeredet. Stattdessen warb Herr Jakobs für den Standort des Mercure, um die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, das umstrittene Gebäude loszuwerden. Damit sollten sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Man kann es aber auch so sehen, dass die Kunsthalle Mittel zum Zweck werden sollte. Das war ein enormes Risiko, denn Herr Plattner hat, entgegen mancher Klischees, einen hohen Maßstab an sein Projekt angelegt. Er möchte nicht nur eine Mehrheitsentscheidung, sondern eine übergreifende Akzeptanz für die Kunsthalle.
Es war von vornherein absehbar, dass es erhebliche Probleme mit diesem Standort und sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt. Von vornherein war klar, dass die Fraktionen der Rathauskooperation den Standort Mercure favorisierten. DIE LINKE sah dagegen die Möglichkeit, einen anderen geeigneten Standort im historischen Stadtzentrum zu finden. Die vom Oberbürgermeister vorgelegte Variantenprüfung weist das „Mercure“ und den Blücherplatz als geeignete Grundstücke aus. Allerdings sind die Probleme beim „Mercure“ kleingeredet und beim Blücherplatz aufgeblasen worden.
Es hieß, dass Herr Plattner zwar den Lustgarten bevorzugt, sich aber auch den Blücherplatz vorstellen könnte. Der Versuch, die bei einer Fixierung auf das „Mercure“ absehbare Auseinandersetzung durch eine für Herrn Plattner vorgetäuschte Harmonie zu vermeiden, war zum Scheitern verurteilt. Jetzt hat sich Herr Plattner entschieden. Er will seine Kunsthalle in Potsdam bauen, aber nicht mit einer umstrittenen Abrissentscheidung verbinden. Entgegen dem vom Oberbürgermeister verbreiteten Optimismus ist das Problem des dauerhaften Verbleibs der Weissen Flotte eben nicht geklärt.
Es gibt ein Interesse, mit Blackstone über den weiteren Verbleib des Hotels zu verhandeln und die etwa 50 Arbeitsplätze am Ort zu erhalten. Herrn Plattner ist sicher nicht entgangen, dass seine Kunsthalle instrumentalisiert werden und er mit dem Kaufpreis und den Abrisskosten für das Hotelgebäude einen üppigen Eintritt für den Standort zahlen sollte. Zugleich ist es eben eine Tatsache, dass das Hotel für viele Potsdamer zu einer selbstverständlichen Dominante im Stadtbild geworden ist. Dabei handelt es sich weniger um eine fachlich geprägte Architekturdiskussion, aber sehr wohl um die viele berührende Frage, wie mit DDR-Architektur umgegangen wird.
All diese Probleme gibt es am Blücherplatz hinter dem Alten Rathaus nicht, denn dort ist ein unbebautes Grundstück, das der Stadt gehört. Sicher sind Anwohnerproteste nicht auszuschließen. Aber bisher gibt es sie nicht. Das Planungsrecht kann von der Stadt zügig geschaffen werden. Mit der offensichtlich aus dem Rathaus initiierten Bewegung für den Abriss des „Mercure“ wird Herr Plattner faktisch unter Druck gesetzt, sich mit einer Mehrheitsentscheidung der Stadtverordneten zu begnügen. Dass diese Mehrheit völlig an der Meinung der Bevölkerung vorbeigehen kann, hat das eindeutige Votum für den Badneubau am Brauhausberg gezeigt.
Mir stellt sich allerdings auch die Frage, warum der von Herrn Plattner jetzt geplante Standort am Jungfernsee nicht geeignet sein soll, nachdem die Werbung für ein neues Bad im Bornstedter Feld mit dem enormen Entwicklungspotenzial und dem Bedarf im Potsdamer Norden begründet worden ist. Es liegt nun bei Herrn Plattner, ob er bei seinem hohen Anspruch einer breiten Akzeptanz seines Vorhabens bleibt, für den er großen Respekt verdient.
Der Autor ist Linke-Fraktionschef im Stadtparlament und Landtagsmitglied.
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