Aus dem GERICHTSSAAL: Playstation und Spiele geraubt Bewährungsstrafe und
Anti-Gewalttraining
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Aus dem GERICHTSSAALAnti-Gewalttraining Nils G.* ist erst 20 Jahre alt und wurde schon zum zweifachen Verbrecher. Der Staatsanwalt wirft dem bei Pflegeeltern groß Gewordenen vor, am 23. Dezember 2003 in einer Wohnung Am Schlaatz Angst und Schrecken verbreitet und dem Mieter eine Playstation samt diverser Spiele geraubt zu haben. Anschließend soll Nils versucht haben, mit Faustschlägen die Jacke des jungen Mannes in seinen Besitz zu bringen. Juristen nennen dies Raub sowie versuchte räuberische Erpressung. Doch die Anklage listet auch noch Hausfriedensbruch, Diebstahl, Verwenden von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen sowie Sachbeschädigung auf. Ein harter Brocken für das Jugendschöffengericht, das dem Angeklagten in mehrstündiger Verhandlung seine Schuld nachweisen musste. So richtig sah der auf 165-Euro-Basis Arbeitende die sowieso nicht ein. Zum Schlaatz sei er mit einer gewissen Doreen, die die einst ihrem Freund geschenkten Sachen wiederhaben wollte, sowie zwei Kumpels gegangen. „Die Playstation und die Spiele hat er mir freiwillig gegeben. Die Jacke wollte er behalten. Da habe ich ihn geschlagen. Ich war aber alkoholisiert“, versucht der Angeklagte, sein Tun zu entschuldigen. Mit den zwei vor der Tür stehenden Kumpels habe er zwar gedroht, sie seien jedoch nicht zum Einsatz gekommen. „Später habe ich die Sachen zurückgebracht und mich entschuldigt.“ „Ich habe die Playstation und die Spiele rausgerückt, weil ich keinen Stress mit dem Angeklagten wollte“, erzählt das 19-jährige Überfallopfer. Gegen das „Abziehen“ seiner Jacke habe er sich allerdings gewehrt. „Wir haben uns ein bisschen gekloppt. Irgendwann konnte ich ihn aus der Tür schieben.“ Alkohol war laut Aussage von Nils G. auch am 30. Dezember 2003 im Spiel. „Ich wusste, dass ich ein Jahr Hausverbot für die Bahnhofspassagen hatte. Angetrunken wie er war, habe er den Wachschutz extra auf seine Anwesenheit aufmerksam gemacht, um ihn zu ärgern. Am 28. September 2004 ärgerte sich der damals noch der rechten Szene Zugehörige selbst über eine Ladung zur Kriminalpolizei. „Er wollte unbedingt wissen, was die Kollegen von ihm wollen. Aber die waren nicht mehr im Haus. Wir erklärten ihm, dass wir keinen Zugriff auf die Akten haben“, berichtet der Polizeibeamte Reinhold H. (47). Der Angeklagte sei allerdings immer lauter und aggressiver geworden. Beim Verlassen der Wache Mitte habe er den Hitlergruß entboten und die denkmalgeschützte Außentür mit solcher Wucht aufgerissen, dass sie sich später nicht mehr schließen ließ. Bleibt die Sache mit dem Diebstahl des DVD-Players aus der Wohnung des Bruders von Nils G. am 20. August vorigen Jahres. „Ich hatte ihm mein 239 Euro teures Handy geborgt. Da er es mir ewig nicht wiedergab, habe ich mir den DVD-Player als Pfand geholt“, gesteht der inzwischen in Berlin Wohnende. Das Jugendschöffengericht verurteilt Nils G. zu einer Jugendstrafe von sechs Monaten, ausgesetzt zu zweijähriger Bewährung. Zudem muss er 50 Stunden gemeinnützig arbeiten und an einem Anti-Gewalttraining teilnehmen. * Namen von der Redaktion geändert
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