Landeshauptstadt: Plenarsaal auf dem Schlosshof?
Die Ankündigung Finanzminister Speers findet in Potsdam ein kritisches Echo
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Innenstadt - „Man wird nicht umhinkommen, den Innenhof weitestgehend zu überbauen.“ Diese in einem Zeitungsinterview gemachte Äußerung des brandenburgischen Finanzministers Rainer Speer (SPD) zum Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses als neuer Landtag erregte gestern in Potsdam die Gemüter. Die Protagonisten des Stadtschlossvereins und der Bürgerinitiative „Mitteschön“, Michael Schöne und Barbara Kuster, machten sich gestern gegenüber den PNN für einen möglichst originalgetreuen Innenhof stark. Auch der Potsdamer Architekt Günther Vandenhertz, der bereits vor Jahren eine Simulation des Stadtschlosses als Landtag vorlegte und dabei einen Plenarsaal im Innenhof vorsah, spricht sich jetzt für einen weitgehend freien Innenhof aus. „Zwei Drittel des Hofes sollten erhalten werden“, erklärte Vandenhertz gestern den PNN. Verständnis habe er, wenn das südliche Hauptgebäude mit dem Plenarsaal darin etwas verstärkt werde und einen geringen Teil des Innenhofes in Anspruch nehme. Für diesen Kompromiss verzichtet Vandenhertz auf die originale Fassade im Innenhof: „Original macht nur auf Originallinien Sinn“. Dafür spricht sich Vandenhertz für eine Wiedererrichtung von Marmorsaal und Knobelsdorffschem Treppenhaus aus. Wenn mit den Plattner-Millionen die Fassade originalgetreu wird, müsse sich das auch in der inneren Struktur wiederspiegeln. „Wir sollten nicht etwas davor kleben, was der inneren Struktur nicht entspricht“, erklärte Vandenhertz.
Die Äußerungen Speers wollte Ministeriumssprecher Ingo Decker gestern nicht präzisieren. Um den Plenarsaal aufzunehmen, hätte der Mittelrisalit, das große mittlere Gebäude des Südflügels, gegenüber dem Original verbreitert werden müssen. „Daher könnte der Plenarsaal auch woanders stehen“, so Decker. Man müsse davon ausgehen, dass der Innenhof in Anspruch genommen wird. Decker zu der nun mit der Millionen-Spende Hasso Plattners als sicher geltende Wiederaufbau der Knobelsdorff-Fassade: „Wenn außen Restriktionen bestehen, hat das Rückwirkungen auf den übrigen Bau.“
Fassade ist, „wo Regen ranschlägt“, erklärte gestern Mitteschön-Vertreterin Barbara Kuster. Das geschehe an der Außenseite ebenso wie im Innenhof. Dieser gehöre sogar zum äußeren Erleben des Stadtschlosses, denn vom Alten Markt aus sei der Innenhof und der gegenüber liegende Teil des Schlosses durch das Fortuna-Portal sehr gut zu sehen gewesen: „Wir wollen einen Landtag, aber er soll schön sein.“ Barbara Kuster: „Ein erlebbarer und bespielbarer Hof verbindet den Bürger mit dem Landtag.“
Den Innenhof nicht zu überbauen, „ist die Kunst des Architekten“, erklärte Michael Schöne, Vorsitzender des Stadtschlossvereins. Dass der Plenarsaal nicht in den Mittelrisalit des Südflügels passt, sei „noch gar nicht erwiesen“. Er erinnerte an den Entwurf des jungen Potsdamer Architekten Christopher Kühn, „der zeigt, dass es geht“. Allerdings will Schöne auch „nicht fordern, was nicht geht“. Kritisch geht Schöne auf die Ankündigung Speers ein, die Mehrkosten für die nun von den sechs Konsortien im laufenden Wettbewerb zu tätigen Umplanungen zugunsten der historischen Fassade von den 20 Millionen Euro Hasso Plattners bezahlen zu wollen. Plattner habe nach dem Vernehmen Schönes nicht erwähnt, sein Geld für „fehlgeschlagene Wettbewerbs-Planungskosten“ zur Verfügung zu stellen.
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